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BattleTech 30: Abgefeimte Pläne

BattleTech 30: Abgefeimte Pläne

Titel: BattleTech 30: Abgefeimte Pläne
Autoren: Michael Stackpole
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Buch 1
UNERLEDIGTE GESCHÄFTE 1
    Boreal, Wotan
Jadefalken-Besatzungszone
    11. Dezember 3057
    Jetzt sind die Wölfe mein.
    Mit diesem Gedanken kehrte sein Bewußtsein zurück. Er arbeitete sich an dem brennenden Schmerz im linken Unterarm und den zahlreichen kleineren Stichen in den Gliedern vorbei. Er klammerte sich an diesen Gedanken, machte ihn zum Mittelpunkt seines Lebens und seines Universums. Alle ändern sind tot, jetzt sind die Wölfe mein.
    Vlad aus dem Hause Ward drehte langsam den Kopf und achtete sorgfältig auf jeden Schmerz im Nacken, der auf eine Rückgratverletzung hindeuten konnte. Die Wahrscheinlichkeit schien gering, da se ine Gliedmaßen keinerlei Schwierigkeiten zu haben schienen, dem Gehirn ihre unangenehme Lage mitzuteilen, aber angesichts der gewaltigen Verantwortung, vor die er sich nun gestellt sah, durfte er keine Risiken eingehen. Als er den Kopf bewegte, prasselten Schmutz und Erde von der Sichtscheibe seines Neurohelms in den Kragen der Kühlweste.
    Durch die Staubwolke hindurch erhaschte Vlad einen Blick auf seinen Unken Unterarm. Er wirkte seltsam verzerrt. Mit der Rechten wischte der Clanner die Sichtscheibe sauber. Jetzt gelang es ihm, die Beule und den Bluterguß am Arm mit den fürchterlichen Schmerzen in Verbindung zu bringen, die er dort fühlte. Er blickte hoch und sah das Loch im Kanzeldach seines Waldwolfes, das entstanden war, als Wotans Finanzministerium zu Schutt und Asche zerblasen worden war. Die Gebäudetrümmer hatten Vlad unter sich begraben.
    Ein Trümmerstück mußte seinen Arm getroffen und die Speichen gebrochen haben. Die Beule zeigte, daß der Knochen sich verschoben hatte. Ungeschient und unverheilt war der Arm praktisch nutzlos. Und für einen Krieger wie Vlad, der im Feindgebiet unter einem Gebäude verschüttet war, konnte sich eine derartige Verletzung leicht als tödlich erweisen.
    Die meisten Krieger wären jetzt in Panik geraten.
    Vlad unterdrückte die aufsteigende Angst. Ich bin ein Wolf. Der Gedanke allein hielt seine Panik in Schach. Im Gegensatz zu den Freigeburtskriegern der Inneren Sphäre oder auch denen der Jadefalken oder übrigen Clans weigerte sich Vlad, Angst oder Sorge zu empfinden. Derartige Gefühle gehörten in seiner Vorstellung denen, die jedes Anrecht auf die Zukunft aufgegeben hatten – die es vorzogen, ihr Dasein in Angst zu fristen anstatt sich geistig in einen Zustand jenseits aller Furcht zu erheben.
    Für ihn gab es keine Angst. Seine Existenz konnte nicht so erbärmlich mit dem Erfrieren, Verhungern oder Ersticken im Cockpit eines verschütteten Battle-Mechs enden. Vlad weigerte sich, in seinem persönlichen Universum diese Möglichkeit anzuerkennen.
    Die Wölfe sind mein. Allein diese Tatsache war Bestätigung und Rechtfertigung seines Schicksals. Sechs Jahrhunderte zuvor waren die BattleMechs – zehn Meter hohe humanoide Vernichtungsmaschinen – erschaffen und zu den Königen des Schlachtfelds entwickelt worden, nur damit er eines Tages einen dieser Kampfkolosse steuern konnte. Vor dreihundert Jahren hatte Stefan Amaris versucht, die Herrschaft über die Innere Sphäre an sich zu reißen, und Aleksandr Kerensky war mit dem größten Teil der Sternenbund-Streitkräfte in die Peripherie verschwunden, nur damit Vlad eines Tages in der größten aller Kriegertraditionen das Licht der Welt erblicken konnte. Nicholas Kerensky hatte die Clans erschaffen, um den Traum seines Vaters fortzuführen, und Vlad war unter ihnen als Krieger erschienen, um die Clans zur endgültigen Verwirklichung dieses Traumes zu führen.
    Diese Gewißheit erlaubte ihm, die Schmerzen seines Körpers zu ignorieren. Vlad kümmerte es wenig, wie diese Vision seiner Person als Höhepunkt von sechshundert Jahren menschlicher Geschichte irgend jemand anderen angemutet hätte. Für ihn gab es keine andere Möglichkeit, sein Leben zu interpretieren. Er scheute vor dem Mystizismus der Novakatzen zurück und betrachtete die Ereignisse im Spiegel kalter Logik. Ockhams These gab ihm recht – seine Auslegung, so unglaublich sie auch scheinen mochte, mußte korrekt sein, weil sie die einfachste Erklärung der Ereignisse war.
    Wäre seine Sicht falsch gewesen, wären die Clans ein Jahrhundert vor oder nach seinem Erscheinen in die Innere Sphäre zurückgekehrt. Wäre sie falsch gewesen, hätte er nie die Erniedrigung in den Händen Phelan Kells erdulden müssen – eine Erniedrigung, die es Vlad ermöglicht hatte, das Böse zu erkennen, das dieser Mann repräsentierte
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