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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Der letzte Streich von Sherlock Holmes

    Arthur Conan Doyle

    Sämtliche Sherlock-Holmes Erzählungen

    Band IV

    1984
    Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar
    ›Wisteria Lodge‹ ..........................................5 Der Pappkarton .........................................58 Der Rote Kreis ........................................... 95 Die Bruce-Partington-Pläne ....................... 129 Der sterbende Detektiv............................. 179 Das Verschwinden der Lady Frances Carfax . 207 Der Teufelsfuß......................................... 243 Sein letzter Streich .................................. 288 Anmerkungen.......................................... 317

    ›Wisteria Lodge‹

    I
    Die ungewöhnlichen Erfahrungen des Mr.
    John Scott Eccles

    In meinem Notizbuch steht verzeichnet, daß es ein düsterer, windiger Tag gegen Ende März des Jahres 1892 war. Während wir beim Lunch saßen, hatte Holmes ein Telegramm in Empfang genommen und hastig eine Antwort geschrieben. Er machte darüber keine Bemerkung, aber die Sache ging ihm nicht aus dem Kopf, denn später stand er vor dem Kamin, mit einem nachdenklichen Gesicht, rauchte seine Pfeife und warf hin und wieder einen Blick auf die Nachricht. Plötzlich wandte er sich mit einem boshaften Augenzwinkern mir zu.
      »Ich schätze, Watson, wir müssen auf Sie als einen Literaten zurückkommen«, sagte er. »Wie würden Sie das Wort ›grotesk‹ umschreiben?«
      »Mit ›seltsam‹ oder ›bemerkenswert‹«, schlug ich vor.
      Bei meiner Definition schüttelte er den Kopf.
      »Es liegt mehr darin als das«, sagte er, »ein Unterton von Tragik und Schrecklichem. Wenn Sie sich an einige der Erzählungen erinnern, mit denen Sie ein geduldiges Publikum heimsuchen, werden auch Sie finden, wie oft sich das Groteske zum Verbrecherischen ausweitet. Denken Sie nur einmal an die unbedeutende Begebenheit mit dem rothaarigen Mann. Am Anfang war sie ziemlich grotesk, sie endete aber mit einem entschlossenen Bankraub. Oder erinnern Sie sich an die groteske Affäre mit den fünf Orangenkernen, die geradewegs in eine mörderische Verschwörung mündete. Dieses Wort ›grotesk‹ versetzt mich in Alarmbereitschaft.«
      »Steht es dort?« fragte ich.
      Er las das Telegramm vor.
      »Machte soeben eine unglaubliche, groteske Erfahrung. Darf ich um Ihren Rat bitten? – Scott Eccles, Postamt Charing Cross.«
      »Ein Mann oder eine Frau?« fragte ich.
      »Natürlich ein Mann. Keine Frau würde ein Telegramm mit Rückantwort schicken. Sie wäre gekommen.«
      »Empfangen Sie ihn?«
      »Mein lieber Watson, Sie wissen, wie sehr ich mich langweile, seit wir Colonel Carruthers hinter Schloß und Riegel gebracht haben. Mein Hirn ist wie eine Maschine unter Volldampf, die sich selber in Stücke reißt, weil sie nicht mit der Arbeit verbunden ist, für die sie gebaut wurde. Das Leben ist abgedroschen, die Zeitungen sind öde, Kühnheit und Romantik scheinen für immer aus der Welt des Verbrechens verschwunden zu sein. Wie können Sie mich da fragen, ob ich einen Blick in ein Problem werfen will, auch wenn es sich als noch so unbedeutend herausstellen sollte? Aber wenn ich mich nicht irre, kommt unser Klient gerade.«
      Von der Treppe her hörten wir einen gleichmäßigen Schritt, und einen Augenblick später wurde ein kräftiger, großer, respektabler Mann mit ergrautem Backenbart ins Zimmer geführt. Die Geschichte seines Lebens stand in den groben Zügen und dem wichtigtuerischen Gebaren geschrieben. Er war von der Kleidung bis zur goldgefaßten Brille als Konservativer, als Mann der Kirche zu erkennen, als guter, rechtgläubiger Bürger, der bis aufs äußerste am Herkömmlichen haftet. Aber über irgendeiner ungewöhnlichen Erfahrung war er aus seiner natürlichen Gelassenheit aufgestört, man sah es am gesträubten Haar, den zornroten Wangen und fahrigen, aufgeregten Gesten. Er kam sofort zur Sache.
      »Ich hatte ein sehr ungewöhnliches und unangenehmes Erlebnis, Mr. Holmes«, sagte er. »Noch nie in meinem Leben hatte ich mit solch einer Situation zu tun, mit etwas so Unschicklichem, in höchstem Grad Abscheulichem. Und ich muß auf einer Erklärung bestehen.«
      In seinem Zorn blähte er sich und schnaufte.
      »Bitte, setzen Sie sich, Mr. Scott Eccles«, sagte Holmes beruhigend. »Dürfte ich Sie erst einmal fragen, warum Sie mich überhaupt aufsuchen?«
      »Nun, Sir, es schien mir keine Angelegenheit für die Polizei, und
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