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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Kleider über und eilte nach unten, äußerst schlecht gelaunt, um heißes Wasser zu bestellen. Sie können sich vorstellen, wie sehr es mich überraschte, als ich niemanden vorfand. Ich rief in der Halle. Keiner antwortete. Dann lief ich von Zimmer zu Zimmer. Alles war verlassen. Mein Gastgeber hatte mir am Abend gezeigt, wo er schlief, und so klopfte ich an die Tür. Keine Antwort. Ich drehte den Türknauf und betrat das Zimmer. Es war leer, und in dem Bett hatte niemand geschlafen. Auch er war fort. Der ausländische Gastgeber, der ausländische Diener, der ausländische Koch – alle waren über Nacht verschwunden! Das war das Ende meines Besuches in ›Wisteria Lodge‹.«
      Sherlock Holmes rieb sich die Hände und verleibte kichernd diesen wunderlichen Zwischenfall seiner Sammlung an seltsamen Begebenheiten ein.
      »Ihr Erlebnis ist, soweit ich es beurteilen kann, einmalig«, sagte er. »Dürfte ich fragen, Sir, was Sie danach getan haben?«
      »Ich war wütend. Als erstes kam mir der Gedanke, ich sei das Opfer eines absurden deftigen Spaßes geworden. Ich packte meine Sachen zusammen, schlug die Haustür hinter mir zu und machte mich, den Koffer in der Hand, auf den Weg nach Esher. Ich sprach bei Allan Brothers’ vor, den bekanntesten Grundstücksmaklern in der Gemeinde, und erfuhr, daß die Villa von der Firma vermietet worden war. Mir ging auf, daß der ganze Vorgang kaum in Szene gesetzt worden sein konnte, aus mir einen Narren zu machen, daß er wohl eher darauf abzielte, um die Mietzahlung herumzukommen. Es ist Ende März, und der Quartalstag steht vor der Tür. Aber diese Überlegung traf daneben. Der Agent dankte mir für die Warnung, sagte mir aber, die Miete sei im voraus gezahlt worden. Dann fuhr ich in die Stadt und suchte die spanische Botschaft auf. Dort kannte niemand den Mann. Daraufhin begab ich mich zu Melville, in dessen Haus ich Garcia zum ersten Mal begegnet war, fand jedoch nur heraus, daß er noch weniger über ihn wußte als ich. Schließlich, nachdem ich Ihre Antwort auf mein Telegramm erhalten hatte, suchte ich Sie auf, da ich weiß, daß Sie Rat in rätselhaften Fällen erteilen. Doch nun, Mr. Inspektor, erfahre ich von Ihnen, daß Sie die Geschichte weiterspinnen können, daß sich eine Tragödie ereignet hat. Ich möchte Ihnen versichern: Jedes Wort, das ich gesprochen habe, ist die Wahrheit, und ich weiß darüber hinaus absolut nichts vom Schicksal dieses Mannes. Ich habe nur den einzigen Wunsch, dem Gesetz auf jede nur mögliche Art zu helfen.«
      »Das glaube ich Ihnen, Mr. Scott Eccles – das glaube ich Ihnen«, sagte Inspektor Gregson in sehr liebenswürdigem Ton. »Ich versichere Ihnen, daß alles, was Sie gesagt haben, dem, was wir herausgefunden haben, sehr nahekommt. Zum Beispiel dieser Brief, der während des Dinners eintraf. Konnten Sie zufällig beobachten, was aus ihm geworden ist?«
      »Ja, das konnte ich. Garcia knüllte ihn zusammen und warf ihn ins Feuer.«
      »Was sagen Sie dazu, Mr. Baynes?«
      Der Kriminalist vom Land war ein kräftiger, aufgeschwemmter Mann, dessen rotes Gesicht nur deshalb nicht den Eindruck von Grobschlächtigkeit machte, weil zwischen Braue und Backenknochen zwei außerordentlich helle Augen versteckt lagen. Mit einem trägen Lächeln zog er ein zusammengefaltetes verfärbtes Stück Papier aus der Tasche.
      »Es lag neben dem verbogenen Feuerrost. Er hat das Papier zu weit geworfen. Ich holte es unverbrannt aus dem Kamin heraus.«
      Holmes gab seiner Wertschätzung durch ein Lächeln Ausdruck.
      »Sie müssen das Haus sehr sorgfältig untersucht haben, wenn es Ihnen sogar gelungen ist, ein einzelnes Stück Papier zu finden.«
      »Das habe ich getan, Mr. Holmes. Das ist meine Methode. Soll ich vorlesen, Mr. Gregson?«
      Der Londoner nickte.
      »Die Nachricht ist auf gewöhnlichem cremefarbenem und geripptem Briefpapier ohne Wasserzeichen geschrieben. Es ist ein Viertelbogen. Das Papier wurde durch zwei Schnitte mit einer kurzen Schere abgetrennt, dreimal gefaltet und mit purpurrotem Lack gesiegelt, der in Eile aufgetragen und mit einem flachen, ovalen Gegenstand gepreßt wurde. Der Brief ist adressiert an Mr. Garcia, ›Wisteria Lodge‹. Er lautet: ›Unsere Farben: Grün und Weiß. Grün bedeutet offen, Weiß geschlossen. Haupttreppe, erster Flur, siebte rechts, grüner Überzug. Gott sei mit dir. D.‹ Es ist die Handschrift einer Frau; geschrieben wurde mit einer spitzen Feder. Doch die Adresse ist
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