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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Meinung zu bilden. Haben Sie übrigens, Mr. Baynes, beim Durchsuchen des Hauses neben der schriftlichen Nachricht noch etwas Bemerkenswertes gefunden?«
      Der Detektiv sah meinen Freund sonderbar an.
      »Es gab in der Tat«, sagte er, »einige sehr be
    merkenswerte Details. Vielleicht fahren wir gemeinsam hinaus, wenn ich auf dem Polizeirevier fertig bin, und Sie lassen mich Ihre Meinung wissen.«
      »Ich stehe Ihnen ganz zu Diensten!« sagte Sherlock Holmes und klingelte. »Würden Sie die Herren hinausbegleiten, Mrs. Hudson, und den Jungen mit diesem Telegramm zum Postamt schicken? Es kostet fünf Shilling mit Rückantwort.«
      Nachdem unsere Besucher uns verlassen hatten, saßen wir eine Weile schweigend da. Holmes rauchte viel, seine scharfen Augen waren fast un ter den Brauen verschwunden, und den Kopf hielt er in der für ihn charakteristischen Art vorgeschoben.
      »Nun, Watson«, wandte er sich plötzlich an mich, »was halten Sie davon?«
      »Ich halte nichts davon, wie dieser Scott Eccles die Sache mystifiziert.«
      »Und von dem Verbrechen?«
      »Wenn ich den Umstand bedenke, daß die Hausgenossen des Mannes verschwunden sind, möchte ich zu dem Schluß kommen, daß sie irgendwie in den Mord verwickelt und vor der Polizei geflohen sind.«
      »So kann man das gewiß sehen. Dennoch müssen Sie zugeben, daß es sehr seltsam wäre, wenn die beiden Bediensteten sich gegen ihn verschworen und ihn in eben der Nacht angegriffen hätten, da er einen Gast hatte. In jeder anderen Nacht der Woche hatten sie ihn allein und völlig in ihrer Gewalt.«
      »Und warum sind sie geflohen?«
      »Ganz recht. Warum sind sie geflohen? Das ist ein wichtiger Umstand. Ein anderer wichtiger Umstand sind die ungewöhnlichen Erfahrungen unseres Klienten Scott Eccles. Liegt es aber, mein lieber Watson, jenseits menschlichen Scharfsinns, eine Erklärung zu finden, die beide wichtige Umstände abdeckt? Wenn es eine wäre, die auch noch die geheimnisvolle Nachricht mit ihrer seltsamen Ausdrucksweise zuließe, wäre sie es wert, als zeitweilige Hypothese in Betracht gezogen zu werden. Wenn sich dann die neuen Tatsachen, die wir erfahren, in unsere Hypothese einfügen, könnte sie sich allmählich zu einer Lösungsmöglichkeit entwickeln.«
      »Und wie lautet unsere Hypothese?«
      Holmes lehnte sich mit halbgeschlossenen Augen in seinen Sessel zurück.
      »Sie müssen zugeben, Watson, die Vorstellung, es könnte sich um einen Scherz handeln, ist unmöglich. Hinter allem stecken schwerwiegende Ereignisse, wie das Ergebnis zeigt; und daß man Scott Eccles nach ›Wisteria Lodge‹ lockte, steht irgendwie damit in Verbindung.«
      »Aber in welcher Verbindung?«
      »Wir wollen ein Kettenglied nach dem anderen behandeln. Erst einmal fällt auf, daß die plötzliche und seltsame Freundschaft zwischen dem jungen Spanier und Scott Eccles etwas Unnatürliches an sich hat. Es war ersterer, der ihr Zustandekommen betrieb. Er besuchte Eccles am anderen Ende von London gleich nach dem Abend, an dem er ihm zum ersten Mal begegnet war, blieb mit ihm in enger Verbindung und brachte ihn schließlich dazu, nach Esher hinauszufahren. Was wollte er Von Eccles? Was konnte Eccles beisteuern? Ich habe keinen Charme an ihm entdeckt. Er ist nicht besonders intelligent – kein Mann, der einem scharfsinnigen Romanen ein ebenbürtiger Partner sein könnte. Warum also wurde er von allen Leuten, die Garcia kennenlernte, als besonders geeignet für seinen Zweck ausgewählt? Besitzt er irgendeine hervorstechende Eigenschaft? Ich sage, er besitzt eine. Er ist der Prototyp herkömmli cher britischer Ehrbarkeit und genau der Mann, der als Zeuge einen anderen Briten beeindrucken kann. Sie haben doch selbst erlebt, daß es keinem der beiden Inspektoren auch nur im Traum einfallen würde, seine Aussage zu bezweifeln, obwohl sie außergewöhnlich war.«
      »Aber wovon sollte er denn Zeuge werden?«
      »Von nichts, wie sich die Dinge entwickelt haben, aber von allem, wenn die Dinge einen anderen Lauf genommen hätten. So sehe ich die Angelegenheit im Augenblick.«
      »Ich verstehe: Er hätte ein Alibi bestätigen können.«
      »Genau das, mein lieber Watson: Er hätte ein Alibi bestätigen können. Nehmen wir einmal an, die Bewohner von ›Wisteria Lodge‹ sind in irgendeiner Sache Komplizen. Das Unternehmen, was es auch immer sein mochte, sollte vor ein Uhr über die Bühne gehen. Es ist durchaus möglich, daß man
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