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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4
Autoren: Arthur Conan Doyle
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doch: Wenn Sie erst einmal die Tatsachen gehört haben, werden Sie mir zustimmen, daß ich reagieren mußte. Privatdetektive sind zwar eine Klasse Menschen, für die ich abso lut keine Sympathie hege, aber als ich Ihren Namen hörte, habe ich nichtsdestoweniger…«
      »Schon gut. Aber ich möchte Sie zweitens fragen, warum Sie nicht sofort zu mir gekommen sind.«
      »Was heißt das?«
      Holmes schaute auf seine Uhr.
      »Es ist Viertel nach zwei«, sagte er. »Das Telegramm wurde ungefähr um eins aufgegeben. Aber man braucht sich nur Ihren Aufzug anzusehen, um zu erkennen, daß Sie schon seit dem Aufwachen verstört sind.«
      Unser Klient glättete sein ungekämmtes Haar und fuhr sich über das unrasierte Kinn.
      »Sie haben recht, Mr. Holmes. Ich habe nicht einen einzigen Gedanken an meine Toilette verschwendet. Ich war heilfroh, aus einem solchen Haus herauszukommen. Aber ich bin umhergelaufen und habe Befragungen angestellt, ehe ich zu Ihnen kam. Ich ging zum Hausverwalter, und dort sagte man mir, daß Mr. Garcias Miete immer bezahlt worden und mit ›Wisteria Lodge‹ alles in Ordnung sei.«
      »Ach, Sir«, sagte Holmes lachend, »Sie sind wie mein Freund Dr. Watson, der die schlechte Angewohnheit besitzt, seine Geschichten vom falschen Ende her anzufangen. Bitte, ordnen Sie Ihre Gedanken und erzählen Sie mir in der richtigen Reihenfolge, was Sie dazu gebracht hat, ungewaschen und ungekämmt, in Frackstiefeln und falsch geknöpftem Rock, um Hilfe und Rat durch die Gegend zu laufen.«
      Unser Klient schaute beschämt an seiner unordentlichen Kleidung herunter.
      »Ich muß sehr schlimm aussehen, Mr. Holmes, und ich wüßte nicht, wann ich je in meinem Leben so etwas zugelassen hätte. Aber ich werde Ihnen die ganze verquere Geschichte erzählen, und wenn Sie sie gehört haben, bin ich sicher, Sie werden mir zustimmen, daß genügend vorgefallen ist, mich zu entschuldigen.«
      Aber seine Erzählung wurde schon in der Blüte geknickt. Wir hörten vor der Haustür einen Tumult; Mrs. Hudson öffnete und ließ zwei robuste, amtlich wirkende Individuen ein, davon eines uns als Inspektor Gregson von Scotland Yard gut bekannt war, ein energischer, höflicher und – in bestimmten Grenzen – fähiger Beamter. Er gab Holmes die Hand und stellte seinen Begleiter als Inspektor Baynes vom Polizeirevier Surrey vor.
      »Wir jagten gemeinsam, Mr. Holmes, und unsere Spur führte uns in diese Richtung.« Er richtete seine Bulldoggenaugen auf unseren Besucher. »Sind Sie Mr. John Scott Eccles, wohnhaft Haus Popham, Lee?«
      »Der bin ich.«
      »Wir haben Sie den ganzen Morgen über verfolgt.«
      »Und zweifellos haben Sie ihn durch sein Telegramm aufgespürt«, sagte Holmes.
      »So ist es, Mr. Holmes. Wir haben die Spur am Postamt von Charing Cross aufgenommen und sind so hierhergekommen.«
      »Aber warum verfolgen Sie mich? Was wollen Sie von mir?«
      »Wir möchten von Ihnen eine Erklärung zu dem gestern abend eingetretenen Tod von Mr. Aloysius Garcia, wohnhaft ›Wisteria Lodge‹ bei Esher.«
      Unser Besucher setzte sich aufrecht, sein Blick wurde starr, und jedes bißchen Farbe wich aus seinem Gesicht.
      »Tot? Sagten Sie, er ist tot?«
      »Ja, Sir, er ist tot.«
      »Aber wie ist er gestorben? Ein Unglücksfall?«
      »Mord, so sicher wie kaum ein anderer auf der Erde.«
      »Lieber Gott! Das ist ja schrecklich! Aber das heißt doch nicht… das heißt doch nicht, man verdächtigt mich?«
      »In der Tasche des Toten steckte ein Brief von Ihnen, und dadurch sind wir informiert, daß Sie vorhatten, gestern abend dem Haus einen Besuch abzustatten.«
      »Das habe ich auch getan.«
      »Ach, wirklich?«
      Und schon war ein polizeiliches Notizbuch gezogen.
      »Warten Sie, Gregson«, sagte Sherlock Holmes. »Was Sie wollen, ist doch nur eine bündige Erklärung – oder nicht?«
      »Es ist meine Pflicht, Mr. Scott Eccles darauf aufmerksam zu machen, daß das gegen ihn verwendet werden kann.«
      »Mr. Eccles wollte uns gerade alles berichten, als Sie ins Zimmer traten. Ich denke, Watson, ein Kognak mit Soda wird ihm nicht schaden. Und nun, Sir, würde ich vorschlagen, Sie nehmen von der Erweiterung Ihres Zuhörerkreises keine Notiz und setzen Ihre Erzählung genauso fort, als wenn man Sie nie unterbrochen hätte.«
      Unser Besucher goß den Kognak mit einemmal hinunter, und sein Gesicht gewann wieder Farbe. Mit einem zweifelnden Blick auf das
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