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Der wunderbare Massenselbstmord

Titel: Der wunderbare Massenselbstmord
Autoren: Arto Paasilinna
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DENKST DU AN SELBSTMORD?
    Hab keine Angst, du bist nicht allein. Wir sind noch mehr, die wir die gleichen Gedanken und sogar erste Erfahrungen ha-ben. Schreib einen kurzen Bericht über dich und deine Lebens­ situation, vielleicht können wir helfen. Die freundlichen Zu­ schriften bitte postlagernd an die Hauptpost Helsinki, Kenn­ wort »Gemeinsamer Versuch«.
    So lautet ein auch für finnische Verhältnisse ungewöhnlicher Anzeigentext, der auf überraschendes Interesse stößt. Nie­ mals hätte der gescheiterte Unternehmer Olli Rellonen mit so vielen potenziellen Selbstmördern gerechnet, als er ausge­ rechnet den Tag des Mittsommerfestes wählt, um sein Leben zu beenden. Hält er es doch für Zufall, dass er in der abgele­ genen Scheune, die er für das finale Ereignis ausgewählt hat, auf einen Unbekannten trifft, der ihm mit einer Schlinge um den Hals zuvorzukommen droht. Man kommt ins Gespräch, und es entsteht die Idee, auch anderen die Möglichkeit des Gedankenaustausche zu bieten.
    Aus dem Vorhaben entwickelt sich ein konkreter Plan: Ein Bus wird gechartert, um an einsamer Stelle gemeinschaftlich das Leben zu beenden. So besteigen die unternehmungslusti­ gen Selbstmordkandidaten guten Mutes das gemietete Ge­ fährt – und starten ihre einzigartige Reise ohne Wiederkehr…

    Arto Paasilinna, 1942 in Kittilä geboren, ist der populärste Schrift­
    steller Finnlands und wurde in Finnland, Italien und Frankreich mit
    Literaturpreisen ausgezeichnet. Er hat bereits 35 Romane veröffentlicht,
    von denen viele verfilmt und aus­
    nahmslos alle in die verschiedensten
    Sprachen übersetzt wurden.
    Arto Paasilinna
    Der wunderbare
    Massenselbstmord Roman
    Aus dem Finnischen
    von Regine Pirschel
    edition Lübbe
    Für die freundliche Übersetzungsförderung danken wir FILI-Informationszentrum für finnische Literatur.
    editionLübbe
    ist ein Imprint der Verlagsgruppe Lübbe
    Copyright © Arto Paasilinna und WSOY , 1990
    Die finnische Originalausgabe erschien 1990
    unter dem Titel HURMAAVA JOUKKOITSEMURHA
    bei WSOY , Helsinki, Finnland
    Copyright © 2002 für die deutschsprachige Ausgabe: Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach Aus dem Finnischen von Regine Pirschel
    Schutzumschlag- und Einbandgestaltung: Guido Klütsch, Köln Umschlagbilder: The Image Bank (Allee) und ZEFA-Botzek (Schlinge) Satz: Kremerdruck GmbH, Lindlar-Hartegasse
    Gesetzt aus der DTL Documenta
    Druck und Einband: GGP Media, Pößneck
    Printed in Germany
    I S BN 3-7857-1534-X
    Erster Teil
    Am allerwichtigsten in diesem Leben ist der Tod, und auch der ist nicht wirklich wichtig. VOLKSWEISHEIT
    Der ärgste Feind der Finnen ist die Melancholie: Trüb­ sal, grenzenlose Apathie. Schwermut lastet auf dem unglücklichen Volk, hat sich im Laufe der Jahrtausende alle Menschen des Landes unterworfen, sodass ihre Seele düster und ernst ist. Die Wirkung ist so verhee­ rend, dass viele im Tod die einzige Rettung aus der Bedrängnis sehen. Das finstere Gemüt ist ein schlimme­ rer Feind als einst die Sowjetunion. Die Finnen sind jedoch ein Volk von Kämpfern. Nachgeben gilt nicht. Ein ums andere Mal rebellieren sie gegen den Tyrannen.
    Johannis, das mittsommerliche Fest des Lichtes und der Freude, ist für die Finnen wie eine gewaltige Schlacht, in der sie die zehrende Schwermut mit verein­ ten Kräften und gewaltsamen Mitteln zu bannen versu­ chen. Das ganze Volk macht am Vorabend von Johannis mobil: Nicht nur die diensttauglichen Männer, sondern auch Frauen, Kinder und alte Leute eilen an die Front. An Finnlands tausend und abertausend Seen werden riesige heidnische Feuer entfacht, um die Finsternis zu vertreiben. Blauweiße Kriegsfahnen werden an den Masten gehisst. Fünf Millionen finnischer Krieger stär­ ken sich vor der Schlacht mit fettigen Würsten und gegrillten Schweinesteaks. Bedenkenlos trinken sie sich Mut an, und zu Akkordeonklängen marschieren die Truppen auf, um den Feind zu attackieren. In einem pausenlosen, die ganze Nacht währenden Kampf wird seine Macht gebrochen.
    In der Hitze der Nahkämpfe finden die Geschlechter zueinander, Frauen werden geschwängert. In Schnell­ booten fahren Männer hinaus und ertrinken in den Seen und Buchten. Zu Tausenden fallen die Menschen in die Erlenbüsche und Brennnesselsträucher. Man sieht aufopfernde Tapferkeit und zahlreiche Heldentaten. Freude und Glück tragen den Sieg davon, die Schwer­ mut wird vertrieben, das Volk genießt wenigstens eine Nacht im Jahr seine Freiheit,
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