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Der wunderbare Massenselbstmord

Titel: Der wunderbare Massenselbstmord
Autoren: Arto Paasilinna
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war auf alles vorbereitet. Die finnischen Botschaften, die Konsulate, die europäischen Partner der Tourismuszentrale waren auf dem Laufen­ den. Die Polizei, die Ministerien, die Kanzleien, die Ärzte, sie alle waren in erforderlichem Maße eingeschaltet.
    Der Ausschuss beschloss, die Verfolgung des ver­ schwundenen Touristenbusses unermüdlich fortzuset­ zen. Er versammelte sich von nun an einmal pro Woche, am gewohnten Ort und in gewohnter Weise. Die Spuren der geheimnisvollen Organisation hatten sich mitten in Europa verloren. Das war ein Umstand, der es verbot, die für die Sicherheit und den Ruf der Nation so wichti­ gen Sitzungen einzustellen. Nie ergab sich irgendetwas Neues. So lief es jahrelang, und so läuft es noch heute.
    Die Anonymen Sterblichen gingen am Cabo de São Vicente auseinander. Fast alle waren am Leben und wollten es auch bleiben. Onni Rellonen und Aulikki Granstedt reisten bald nach Uula Lismankis Absturz nach Lissabon, wo sie sich zwei Monate aufhielten. Sie nahmen Zirkusdirektor Sakari Piippo mit, dem sich die Gelegenheit bot, in einem wandernden Lissabonner Tivolo als Entfesselungskünstler aufzutreten. Später kehrte das Paar nach Finnland zurück und gründete in Oulu zwei kleine Unternehmen, eine Autolackiererei und eine Pelzverarbeitungswerkstatt. Grenzjäger Rääseikköi­ nen und Fließbandarbeiterin Mäki-Vaula heirateten und zogen nach Muonio, wo der junge Ehemann einen Po­ sten als Zöllner bekam. Autoverkäufer Lämsä kehrte mit seiner Braut nach Kuusamo zurück und verkauft heute wieder Autos, allerdings andere Marken. Dorfschmied Laamanen blieb in Portugal, um hier seine Rentnertage zu verbringen, nachdem er gemerkt hatte, wie billig es sich dort leben und sterben lässt. Seinem Beispiel folgte der Bahnbeamte Tenho Utriainen, der im Touristenzen­ trum Albufeira Arbeit als Bahnmeister an einer Wasser­ rutsche fand.
    Elsa Taavitsainen begann einen Briefwechsel mit Alvari Kurkkiovuopio aus Kittilä mit dem Ergebnis, dass sie Alvari heute den Haushalt führt. Feldwebel d. R. Korvanen ließ sich als UN-Militärbeobachter in den Nahen Osten schicken. Zuallererst kaufte er sich einen steuerfreien Geländewagen, eine teure Marke und ein noch teureres Modell. Jägerfeldwebel Korvanen gilt nach wie vor als militärische Begabung, als ein Mann, der den Tod nicht fürchtet, sondern ihn geradezu sucht.
    Der pensionierte Instandhaltungsingenieur Jarl Hau­ tala und seine todkranke junge Pflegerin Tarja Halttu­ nen blieben überraschend Monat auf Monat am Leben. Schließlich wurde festgestellt, dass der Krebs in Hauta­ las Körper nicht weiterwucherte und dass die HIV-Infektion der jungen Dame in der latenten Phase ver­ harrte. Hautala schrieb sogar noch im Alpendorf Mün­ ster eine technisch verbrämte Abhandlung über die neuen Anforderungen an das finnische Straßenwesen im einundzwanzigsten Jahrhundert, wobei er die vorbeu­ gende Wirkung des Salzens der Straßen zur Vermeidung von Verkehrsunfällen hervorhob. Das Staatliche Techni­ sche Forschungszentrum hielt das Werk für bahnbre­ chend und publizierte es in Finnland. Inzwischen ist Hautala wohl schon tot, wie es heißt. Malermeister Hannes Jokinen, Frau Lisbeth Korhonen, alle übrigen Ausflügler kehrten nach Hause zurück. Sie leben immer noch und treffen sich manchmal. Ihr Leben verläuft in geordneten Bahnen, und größere Probleme gibt es nicht. Falls einmal welche auftreten, so verstehen es diese erfahrenen und gestählten Menschen, sie zu beseitigen.
    Rauno Korpela kassierte für seinen ins Meer gerollten Luxusbus die volle Versicherungssumme. Der Bonus fiel oder versank nicht, er blieb. Mit dem Geld beglich Kor­ pela seine Verluste aus dem vergangenen Jahr und verkaufte dann die ganze Firma. Korpela wurde in den Rotary Club von Pori berufen, nachdem die Höhe seiner Vermögenssteuer in der Stadt bekannt geworden war.
    Helena Puusaari und Oberst Kemppainen heirateten. Frau Puusaari zog von Toijala nach Jyväskylä; bei ihrer Verabschiedung wurde ihr die Medaille für Volksbil­ dungsarbeit verliehen. Überreicht wurde sie ihr von den Vertreterinnen eben jenes regionalen Frauenverbandes, der böswilligen Klatsch über sie verbreitet hatte. So ändert sich die Welt. Der Mensch lernt dazu.
    Oberst Kemppainen beantragte sowohl seine Rente als auch seine Entlassung aus der Armee und bekam bei­ des. Später bekam er auch eine Tochter, die ihm Helena Puusaari ohne offizielle Anträge gebar.
    Der Trauerverderber Seppo
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