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Der wunderbare Massenselbstmord

Titel: Der wunderbare Massenselbstmord
Autoren: Arto Paasilinna
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kleine Maränen in Senf, Maränenröllchen, Zander im Ofen gebacken, Hechtpudding und Lachsauf­ lauf. In großen Schüsseln gab es Rogen und Smetana, Salzgurken, Honig, eingelegte Zwiebeln, Grütze, Jäger­ kohl, gesalzene Pilze, Rote Bete, Tomaten, geraspelte Rüben, Heringssalat.
    Während der drei Hochzeitstage wurden an die drei­ hundert Gäste gezählt, aber es war genug zu essen für alle da! Außer Fisch gab es ungeheure Mengen an tradi­ tionellen Fleischgerichten: Hammelkeule, Rauchfleisch, geräucherten Rentierbraten, Würste in großen Holztrö­ gen. Es gab ganze gebackene Schinken, Hasenbraten, Elchfleisch, Wildvögel auf unterschiedlichste Art zube­ reitet, Sülzroulade, Irish Stew, Biestkäse, Kohlrübenauf­ lauf, Blini… und natürlich gewaltige Berge karelischer Piroggen, dazu Butter und Rührei.
    Zu Kaffee, Kognak und Likör wurden Kuchen und al­ lerlei Gebäck sowie Himbeergelee und rote Grütze ge­ reicht. Hinter dem Kuhstall stand für die Gäste ein Fass mit fünfhundert Litern Bier bereit.
    Drei Tage lang aßen und tranken die Leute und prie­ sen das junge Paar. Es war eine Hochzeitsfeier, wie man sie noch nicht erlebt hatte. Der Bauer bezahlte alles, ohne mit der Wimper zu zucken. Er erklärte, wenn ein Schwiegersohn auf einen großen Hof einheiratet, soll nicht gegeizt werden. Dann weiß der Mann gleich, was das für ein Hof ist, auf den er kommt: Wo tüchtig geges­ sen wird, da wird im Alltag umso härter gearbeitet. Der Schwiegersohn nickte zu den Worten des Bauern. Er ließ sich gern die Verantwortung für das Fest in die Schuhe schieben.
    Dank dieser Hochzeit hatte es in Nurmes und den Nachbargemeinden mehr als dreißig Verlobungen gege­ ben. Das kommt dabei heraus, wenn dreihundert Men­ schen eine halbe Woche lang essen, trinken und tanzen. Sorjonen erinnerte sich, dass in jenem Jahr in ganz Nordkarelien kein einziger Selbstmord verübt worden war, so nachhaltig hatte die Hochzeit gewirkt.
    Seppo Sorjonen hatte den Anonymen Sterblichen gleich die Rezepte der finnischen Delikatessen angebo­ ten für den Fall, dass sie sie noch in diesem Leben brauchen würden. Alle hatten sie haben wollen, außer Uula Lismanki, der gesagt hatte, dass er sich in letzter Zeit mit irdischen Genüssen übernommen habe.
    Während der langen Fahrt von der Schweiz nach Por­ tugal waren unter den Selbstmördern mehrere Liebesbe­ ziehungen entstanden. In der Not erkennt man den Freund, und ein gemeinsames Schicksal bringt auch Männer und Frauen einander näher. Onni Rellonen und Aulikki Granstedt saßen neuerdings nebeneinander. Sie sagten, dass sie heiraten wollten, sowie Rellonen von seiner früheren Frau geschieden wäre. Ebenfalls Schlos­ ser Häkkinen und die Fließbandarbeiterin Leena Mäki-Vaula sowie Zirkusdirektor Sakari Piippo und die Bank­ angestellte Hellevi Nikula hatten sich in Madrid verlobt. Grenzjäger Rääseikköinen, Autoverkäufer Lämsä, Feld­ webel d. R. Korvanen und der Bahnbeamte Utriainen hatten diesbezügliche Vorhaben in die Wege geleitet, und der Rest hatte entsprechende Pläne.
    Helena Puusaari hatte auch eine Neuigkeit mitzutei­ len: Sie habe beschlossen, in eine Ehe mit Oberst Her­ manni Kemppainen einzuwilligen. Die Ankündigung kam für den Oberst einigermaßen überraschend, denn er war noch gar nicht dazu gekommen, ihr einen Antrag zu machen, nachdem sein erster Anlauf von den Kir­ chenglocken im Alpendorf Münster gestoppt worden war. Kemppainen war verwirrt, er wurde knallrot im Gesicht, das war seit Jahrzehnten nicht vorgekommen. Er verbeugte sich in seinem Glück nach hier und dort, bis Helena Puusaari seine Hand ergriff und den Ärmsten beruhigte.
    33
    In allgemeiner Hochstimmung wurde der Cabo de São Vicente besichtigt, auf dem sich eine alte Festung aus der Zeit Heinrichs des Seefahrers befand. Es war ein prachtvoller Ort. Der sechzig Meter hohe, steile Abhang wurde vom türkisfarbenen Ozean begrenzt, dessen schaumgekrönte Wellen donnernd gegen die Felswände schlugen. Hier war das Meer warm, anders als am Nordkap, es verströmte nicht wie das nördliche Eismeer diesen grausamen Hauch. Doch alle Meere haben das gleiche Wasser.
    Korpela sagte zum Oberst, dass die Tour kreuz und quer durch Finnland und zum Nordkap sowie anschlie­ ßend durch Europa hierher zum Kap am Ende der Welt die verrückteste und ungewöhnlichste Reise seines Lebens gewesen sei.
    »Sagst du das deshalb, weil wir noch am Leben sind oder weil es uns noch nicht geglückt ist zu
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