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Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Titel: Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)
Autoren: Kelly Keaton
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Eins
    I nzwischen wissen alle, was du bist, Selkirk. Bleibt nur die Frage, ob du ihre Erwartungen erfüllen kannst oder ob du die Versagerin bist, für die ich dich halte.«
    Mein Puls raste wie eine Herde galoppierender Pferde. Schweiß rann mir den Rücken hinunter und ließ mein T-Shirt und den Hosenbund meiner Jeans nass werden. Haarsträhnen klebten auf meinem verschwitzten Gesicht und Hals. Ich hatte die Augen geschlossen und krallte meine kurzen Fingernägel in sein Handgelenk, während ich mir vorstellte, wie ich ihm wehtun könnte … oder besser noch, wie ich ihn dazu bringen könnte, einfach mal die Klappe …
    »Mach schon!«, fuhr er mich an, während sein heißer Atem über meine Stirn strich.
    Ein Kopfstoß könnte funktionieren. Dann würden Knochen brechen. Es würde Blut fließen. Süße Rache – und noch süßere Stille – würde folgen. »Ich versuch’s ja«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Frustriert kniff ich meine Augen noch stärker zusammen. Ich »versuchte« es jetzt schon seit fünfundvierzig Minuten und das waren ungefähr fünfundvierzig Minuten zu lang, um sich mit Bran Ramsey in ein und demselben Raum aufzuhalten.
    Komm schon, Ari. Konzentrier dich!
    Wenn ich irgendwie dahinterkam, wie ich meine Macht kontrollieren und gezielt einsetzen konnte, wäre meine Trainingseinheit für heute zu Ende, und ich dürfte wieder zu den anderen Schülern der Presbytère, die nicht so gequält wurden wie ich.
    Plötzlich spürte ich Brans schwielige Hand an meiner Kehle. Ich riss die Augen auf. Was zum Teufel …?! Er drückte kräftig zu, seine Finger umschlossen meinen Hals fast völlig. Ich wehrte mich, sah ihn fragend an und dabei konnte ich nichts anderes tun, als keuchend nach Luft zu ringen.
    »Du versuchst es doch gar nicht«, knurrte er mit seiner tiefen Stimme, während er mir auf die Zehen trat. »Du hast zu viel Angst, um es zu versuchen. Du riechst sogar nach Angst. Selkirk, du machst mich krank.«
    Er ließ nicht los.
    Der Druck hinter meinen Augen und in meinem Gesicht wurde immer größer. Meine Lunge brannte. Ich schlug nach ihm. Ich trat nach ihm. Ich stieß ihm meine Faust auf Arme und Brust, nur seinen Kopf konnte ich nicht erreichen. Aber es war sinnlos. Es war alles sinnlos. Gegen Bran zu kämpfen, war in etwa so, als wollte man eine Eiche verprügeln.
    Mein Brustkorb stand mittlerweile in Flammen. Ich … konnte … nicht … atmen …
    Bran beugte sich zu mir herunter, bis seine Nase fast mein Gesicht berührte. Seine braunen Augen wurden noch dunkler und fieser. »Was wirst du jetzt tun, Gottesmörderin?«
    Vor meinen Augen tanzten weiße Punkte. Meine Arme wurden schlaff. Plötzlich ließ er mich los und gab mir einen Stoß. Überrascht stolperte ich nach hinten und schnappte nach Luft. Ich stützte die Hände auf die Knie und konzentrierte mich auf jeden schmerzenden Atemzug – ein und aus, ein, und aus –, bis das Schwindelgefühl nachließ und ich mich wieder aufrichten konnte.
    Ein Schlag mit der offenen Hand landete auf meinem Hinterkopf. Ich duckte mich und hob schützend die Arme über den Kopf. »Aufhören! Verdammt! Sind Sie verrückt geworden?«
    »Kämpfe.«
    Er bewegte sich viel zu schnell, als dass ich mich hätte verteidigen können. Ein Tritt in meine Kniekehle schickte mich zu Boden. Meine Hände klatschten unsanft auf die Matte. So langsam wurde es langweilig. »Hören Sie auf, Bran. Ich hab genug, okay?«
    Meine letzten Pflegeeltern, Bruce und Casey, hatten mich zur Kautionsagentin ausgebildet, doch auf das hier war ich nicht vorbereitet. Das hier war … anders. Distanziert, kalt und ungeduldig. Es war meinem Selbstvertrauen alles andere als zuträglich und bis jetzt hatte ich noch rein gar nichts dabei gelernt. Es war einfach eine Übung, nur dazu da, mich wie eine Maus zu fühlen, die sich in den Fängen einer durchgeknallten Katze namens Bran befand.
    Am liebsten wäre ich gar nicht mehr aufgestanden, weil ich wusste, dass er noch nicht fertig mit mir war. Ich hob den Kopf, wischte mir den Schweiß von der Stirn und warf einen Blick auf die Uhr. Noch fünf Minuten bis zum Unterrichtsende.
    Noch fünf Minuten. Diese drei Worte wiederholte ich wie ein Mantra, während ich mich aufrichtete und ihn ansah.
    Bran stand mitten im Raum, breitbeinig, die muskulösen Arme vor der Brust verschränkt, eine seiner dunklen Augenbrauen hochgezogen. Auf seinem braun gebrannten Gesicht schimmerte kein einziger Schweißtropfen. Und sein
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