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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel
Autoren: Karl May
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höchstens drei Fuß Breite, doch kamen sie glücklich vorüber und drüben durch die Thür, welche der Pater geöffnet hatte. Beide Thüren waren natürlich von dem letzten Manne wieder zugedrückt worden.
    Nun konnten sie die Laternen wieder von ihrer Hülle befreien. Sie sahen einen Gang vor sich, welcher einige Zeit ganz eben weiterführte, bis er an eine Wendeltreppe führte, welche innerhalb eines runden Gemäuers emporstieg.
    »Jetzt bitte ich leise aufzutreten!« sprach der Pater.
    »Wo befinden wir uns?« frug der General.
    »In einem Thurme, der nur diesen geheimen Treppenraum und zwei darüber liegende Zimmer hat, eine Wohn-und eine Schlafstube. Da oben befindet sich Ihre Tochter, wenn sie nicht in einem Verließe untergebracht worden ist, was ich aber nicht erwarte. Der Prinz pflegt seine weiblichen Gefangenen zunächst mit Liebe zu behandeln und nur, wenn diese fruchtlos bleibt, die Strenge anzuwenden.«
    »Vorwärts, vorwärts!« mahnte der erregte General.
    »Halt! Erst noch einige Weisungen. Wenn wir die Treppe halb erstiegen haben, führt eine verborgene und mit demselben Mechanismus versehene Thür in einen unbelebten Gang des Schlosses. Von diesem aus gelangt man einestheils hinaus in den Garten und anderntheils an die Treppe, welche zu den beiden erwähnten Zimmern führt. Eine andere Thür geht auf einen Korridor, welcher in die bewohnten Räume mündet. Wir müssen alles Aufsehen vermeiden und dürfen den Prinzen nur da vernehmen, wo man nichts von uns hören kann. Das ist erstens der Garten und zweitens sind es diese zwei Zimmer. Lassen Sie mich zunächst emporsteigen, um zu rekognosziren.«
    Er schlich sich mit lautlosen Schritten die Treppe empor. Ganz oben blieb er halten, um eine Weile zu lauschen, dann kehrte er zurück.
    »Excellenz, wir kommen zur glücklichen Stunde. Ihre Tochter ist oben und er befindet sich bei ihr.«
    »Ists möglich!«
    »Ich hörte beide deutlich. Ich erwarte, daß Sie meinen Anordnungen Folge leisten. Sie, Excellenz, der Herr Marineheutenant und die beiden Grafen Mylungen steigen bis zu dem Punkte empor, an welchem Sie mich jetzt gesehen haben. Dort warten Sie bis ich wiederkehre um Ihnen zu öffnen.«
    »Wo gehen Sie hin?«
    »Ich werde mit Holmers, Herrn von Wilmy, dem Steuermann und dem Schmiede den Gang besetzen, daß dem Prinzen, wenn er Ihnen entwischen sollte, nur der Weg zum Garten offen bleibt, wo er uns nicht entrinnen kann. Karavey bleibt mit dem Müller hier zurück, um ihn zu empfangen, falls er diesen Ausweg suchen sollte. Wir tödten ihn, ehe wir ihn entrinnen lassen.«
    »Er wird nicht entfliehen. Er ist Herr von Himmelstein.«
    »Pah! Er wird ausreißen wollen, um Alles leugnen zu können. Vorwärts, meine Herren! Aber leise, leise. Vermeiden Sie jedes Räuspern.«
    Helbig stieg mit Kurt und den beiden Mylungen voran. Der Pater folgte mit seinen vier Leuten. Auf dem Halbschiede der Treppe blieb er halten, während die Vorangestiegenen über ihm standen. Er zog sein Messer und öffnete eine schmale Thür, durch welche sie stiegen. Sie standen in einem dunklen Gange, welcher hier mit allerlei Geröll und altem Werkzeug belegt war. Nachdem der Pater aufmerksam gehorcht hatte, schritten sie vorwärts und kamen an eine Treppe.
    »Da oben ist er,« flüsterte der Pater. »Weiter!«
    Bereits nach wenigen Schritten erreichten sie eine Thür zu ihrer linken Hand. Der Führer probirte sie.
    »Sie ist nur eingeklinkt und führt in den Garten. Holmers und Wahny, Ihr geht hinaus und versteckt Euch, bis Ihr andere Weisungen erhaltet. Und die beiden Andern – sehen Sie da hinten die Thür? Sie führt in den Korridor, welchen ich vorhin erwähnte. Dort postiren Sie sich und lassen den Prinzen nicht durch. Sie verdecken Ihre Laterne, bis er vor Ihnen steht. Also lieber todt, als entkommen!«
    »Keine Sorge!« flüsterte der Schmied. »Wen der Thomas Schupert anfaßt, der kommt nicht weiter.«
    »Ich werde zu Ihnen zurückkehren und will nun vorerst den Andern da oben öffnen.«
    Er wandte sich wieder zur Treppe zurück, wo der General mit seinen Leuten auf ihn wartete.
    »Ich höre jedes Wort, welches sie sprechen,« flüsterte Helbig. »Wir befinden uns unter ihrem Fußboden?«
    »Ja! Hier hüben ist der Fußboden der Schlafstube. Kommen Sie!«
    Ein Schritt brachte sie von der Treppe auf eine halbkreisförmige Plattform, von deren hinterstem Theile einige Stufen emporführten, und zwar in eine enge Nische, in welcher sie eine Thür erblickten.
    »Diese Thür ist
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