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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel
Autoren: Karl May
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wer bist Du?«
    »O, ein alter Bekannter von Euch allen. Aber Namen sind ja nicht nöthig. Willst wohl den verlorenen Stiefelabsatz suchen, alter Schelm?«
    Der Vogt erbleichte.
    »Mensch, woher weißt Du – –«
    Er hielt inne, denn er bemerkte, daß in diesen Worten ein Geständniß lag.
    »Na, ja oder nein, das ist ganz egal. Gib einmal Deine Laterne her!«
    Diese Worte waren noch nicht verklungen, so hatte er ihm auch bereits die Laterne entrissen.
    »Mensch!« drohte Geißler. »Zurück mit der Leuchte oder –«
    Er sprach nicht weiter und wich um einige Schritte zurück, denn er sah die Mündung des Revolvers auf sich gerichtet.
    »Schmied!« gebot der Pater.
    »Hier!« antwortete Schubert, welcher der Vorderste in der Reihe war. »Soll ich diesem Vogt der Räuperhöhle einen Klapps gepen, he?«
    Er trat näher. Der Vogt sah sich um.
    »Wer ist dieser?« frug er erschrocken.
    »Ich pin der leiphaftige Teufel und komme, um Dich zu holen!« antwortete Schubert. »Mach keinen unnützen Summs, Du mußt mit!«
    Er legte ihm die riesenstarken Arme um den Leib und hielt ihn so fest, daß er sich nicht zu rühren vermochte. Der Pater hatte das Taschentuch hervorgezogen und zusammengeballt. Der Schmied sah das und sagte also:
    »Mach das Maul auf, Alter! Du sollst einen Stopfer pekommen, gerade so wie Ihr dem Herrn Lieutenant einen gegepen hapt.« Und als Geißler nicht sofort Gehorsam leistete, legte er ihm die Finger um die Kehle. »Paß auf, wie rasch Du aufmachen wirst? So, ists gemacht! Nun langt einmal zwei von den Schnuren her, die wir mitgenommen hapen. Wir wollen ihm zwei Schlipse um die Arme und die Peine legen.«
    Der Vogt wurde gebunden. Dabei untersuchte der Pater seinen Rock.
    »Seht!« meinte er. »Hier fehlt das Futter am Schooße. Der Schlingel ist es also wirklich gewesen.«
    Jetzt trat Kurt hervor und ließ den Schein des Lichtes auf sich fallen.
    »Kennst Du mich, Schurke?« frug er. »Den Stiefelabsatz werden wir selbst suchen, und vielleicht finden wir auch die Stiefel da oben unter dem Dache des Thurmes, wenn Ihr sie nicht bereits dem Knecht Jakob geschenkt habt.«
    Der Vogt konnte nur stöhnen. Er erkannte, daß er verrathen war.
    »Es muß Einer bei ihm zurückbleiben. Aber wer?«
    »Kunz bleibt hier,« gebot der General.
    Der Diener mußte sich gehorsam fügen, so gern er auch weiter mitgegangen wäre. Er erhielt eine Laterne. Dann brannten auch die Uebrigen die ihrigen an, und der Zug setzte sich wieder in Bewegung.
    Der Gang war ganz aus Stein gehauen, drei Fuß breit und sieben Fuß hoch. Man kam nach einiger Zeit an eine Stelle, wo man eine natürliche innerliche Spalte des Gesteines benutzt hatte, eine lange Reihe von Stufen emporzuführen. Es waren über fünfzig solcher Stufen. Nahe bei der obersten theilte sich der Gang.
    »Hier links geht es nach den Klöstern,« sagte der Pater.
    »Dorthin gehen wir später. Jetzt aber halten wir uns rechts, nach dem Schlosse zu. Wir haben die größte Strecke bereits hinter uns zurückgelegt.«
    Zunächst ging es eben weiter, dann stieg der Gang steil an, bis man wieder eine Stufenreihe erreichte. Ueber derselben kamen sie in einen zellenartigen Raum, welcher durch eine Thüre verschlossen wurde. Dieser Raum war groß genug sie alle aufzunehmen.
    »Was nun?« frug der General, indem er das Licht seiner Laterne auf die Thüre fallen ließ. »Sie hat weder Riegel noch Schloß!«
    »Aber einen Mechanismus, welchen ich aus früheren Zeiten recht gut kenne,« antwortete der Pater. »Sehen Sie her!«
    Er zog sein Messer hervor und fuhr damit in die zwischen der Thür und ihrer Umfassung befindliche Ritze. Ein leises Knarren ließ sich vernehmen, dann sprang die Thür auf. Ein feuchter kalter Dunst kam ihnen entgegen.
    »Wo sind wir?« frug der General.
    »Am Schloßbrunnen. Blicken Sie links hinab. Aber fallen Sie ja nicht hinein!«
    Er leuchtete voran. Vor ihnen lag ein runder Raum, in dessen Mitte ein tiefes Loch hinunterführte. In ihm verschwand das Brunnenseil, welches von oben herniederhing.
    »Sehen Sie sich diesen Raum genau an, ehe wir ihn betreten. Wir müssen die Laternen verdecken, denn ihr Licht könnte uns verrathen, wenn zufällig jemand da oben zum Brunnen käme. Wir gehen rechts um das Loch herum und grad gegenüber durch die Thür, welche ebenso wie diese hier geöffnet wird. Ich schreite voran.«
    Sie bedeckten die Laternen und traten in die gefährliche Rundung. Zwischen dem Brunnenloche und der Rundung gab es einen Raum von
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