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Verführung in Manhattan

Verführung in Manhattan

Titel: Verführung in Manhattan
Autoren: Louisa Christian Nora Roberts
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PROLOG
    D er Schulhof war erfüllt von Lärm, Gelächter und hitzigen kindlichen Debatten über Politik. Er war zwar erst acht, aber Mikhail wusste über Politik Bescheid. Immerhin lebte er jetzt schon fast zwei Jahre in Amerika.
    Mittlerweile fürchtete er nicht mehr, dass Männer kommen und seinen Vater abholen würden. Oder eines Morgens wieder in der Ukraine aufzuwachen und herausfinden zu müssen, dass die Flucht nach Ungarn und die Reise durch Österreich und schließlich nach New York nur ein Traum gewesen waren.
    Er lebte jetzt in Brooklyn, und das war gut. Und er war jetzt Amerikaner, und das war noch besser. Er und seine große Schwester und sein kleiner Bruder gingen zur Schule – und sprachen Englisch. Die meiste Zeit zumindest. Seine kleine Schwester, die Jüngste, war hier geboren worden. Sie würde nie erfahren müssen, wie es war, vor Kälte und Hunger zu zittern, versteckt in einem Zugwaggon. Darauf zu warten, dass sie entdeckt wurden.
    Darauf zu warten, dass sie in der Freiheit ankamen.
    Manchmal dachte er überhaupt nicht mehr daran. Er mochte es, morgens in dem kleinen Haus aufzuwachen, das ihn an ihr altes Zuhause erinnerte. Mochte es, wennes nach dem Frühstück duftete, das seine Mutter unten in der Küche vorbereitete. Hörte zufrieden seinen Vater poltern, wenn dieser sich fertig machte, um zur Arbeit zu gehen.
    Papa arbeitete hart, und manchmal kam er abends spät und müde nach Hause. Aber immer stand ein Lächeln in seinen Augen, und die tiefen Sorgenfalten in seinem Gesicht verblassten langsam immer mehr.
    Jeden Abend gab es etwas Warmes zu essen und viel unbeschwertes Gelächter am Familientisch.
    Und die Schule war auch nicht so schlimm, er lernte etwas. Nur dass seine Lehrer immer sagten, er würde zu oft in den Tag hineinträumen.
    „Die Mädchen machen Seilspringen.“ Alexej, Mikhails kleiner Bruder, ließ sich neben ihm nieder.
    Beide hatten dunkles Haar und goldbraune Augen. Schon jetzt sah man ihren Gesichtern an, dass in wenigen Jahren die Frauen bei ihrem Anblick dahinschmelzen würden. Im Moment allerdings waren Mädchen nur dazu da, um sich nicht mit ihnen abzugeben. Außer natürlich, wenn sie zur Familie gehörten.
    „Natasha ist die Beste.“ Man konnte den Stolz auf seine ältere Schwester aus Alex’ Stimme heraushören.
    „Klar. Sie ist eine Stanislaski.“
    Alex bedachte diese Erwiderung mit einem unbeein druckten Schulterzucken. Das war schließlich selbstverständlich.Er ließ den Blick über den Hof schweifen. Er beobachtete gerne, was andere Leute taten – oder nicht taten.
    Er deutete mit dem Kopf auf zwei Jungen, die weiter hinten auf dem Platz standen. „Nach der Schule müssen wir Will und Charlie Braunstein verhauen.“
    Mikhail schürzte die Lippen und kratzte sich die Seite. „Okay. Warum?“
    „Weil Will gesagt hat, wir seien russische Spione, und Charlie hat gelacht und gegrunzt wie ein Schwein. Darum.“
    „Also gut, einverstanden.“
    Die beiden Brüder sahen sich an und grinsten.
    Sie kamen viel zu spät nach Hause. Was höchstwahrscheinlich eine Strafe nach sich ziehen würde. Mikhails Hose hatte ein Loch am Knie davongetragen und Alexejs Lippe war aufgeplatzt. Das bedeutete mit Sicherheit eine gewaschene Strafpredigt.
    Aber es war die Sache wert gewesen. Die Stanislaski-Brüder waren siegreich aus dem Kampf hervorgegangen. Den Arm über die Schulter des anderen gelegt, die Schultasche schwingend, schlenderten sie gemeinsam die Straße hinunter und gingen die Szenen noch einmal durch.
    „Charlie kann gut boxen“, sagte Mikhail. „Wenn dudich also noch mal mit ihm prügelst, musst du schnell sein. Er hat längere Arme als du.“
    „Und er hat ein blaues Auge“, fügte Alex mit tiefer Befriedigung hinzu.
    „Ja.“ Mikhail war stolz auf seinen kleinen Bruder. „Wenn wir morgen in der Schule ankommen, werden wir … Oh, oh.“
    Er brach unvermittelt ab.
    Nadia Stanislaski stand auf dem kleinen Treppenab satz vor der Haustür. Seine Mutter hatte die Hände in die Hüften gestützt, und Mikhail wusste, dass sie mit Adleraugen selbst aus der Entfernung den Riss in seiner Hose längst bemerkt hatte.
    „Jetzt sind wir dran“, murmelte Alex neben ihm. Er bemühte sich um sein unschuldigstes Lächeln, obwohl die aufgeplatzte Lippe das fast unmöglich machte.
    Nadia kniff die Augen zu einem dünnen Strich zusammen. Sie stieg die wenigen Stufen hinab wie ein Cowboy vor dem Duell. „Hattet ihr Streit?“
    Als Ältester stellte Mikhail sich vor
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