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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel
Autoren: Karl May
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mit einem Bilde verkleidet. Hier ist der Drücker, an dessen Stelle sich drin eine Erhöhung in der Rosette des Rahmens befindet.«
    »Wird sie sich lautlos öffnen?«
    »Sicher. Der Prinz und Geißler halten sehr darauf, daß sich die Geheimnisse dieses Ortes stets in brauchbarem Zustande befinden. Passen Sie auf!«
    Ein kleiner Druck genügte, und die Thür war geöffnet.
    »Treten Sie ein. Das Uebrige ist Ihre Sache. Ich gehe fort, um ihn draußen zu empfangen, wenn er Ihnen entkommen sollte.«
    Er schlich sich zurück. Der General trat ein, und die drei Andern folgten ihm. Sie befanden sich in einem kleinen Stübchen, welches nur mit einem Bette, einem Nachttischchen und zwei Stühlen ausgestattet war. Ein Fenster gab es nicht, aber durch die Spalte der nur angelehnten Thür fiel ein leiser Lichtschimmer herein. Helbig huschte zur Spalte und blickte in das Nebengemach.
    Auf einem kleinen Sopha saß der Prinz und in der äußersten Ecke stand Magda mit angsterfülltem Angesichte und die Hände flehend erhoben.
    »Täuschen Sie sich nicht, mein Täubchen,« sagte eben der Prinz. »Kein Mensch ahnt, wo Sie sich befinden; Niemand wird Ihnen Rettung bringen. Nur die Erhörung meiner innigen Liebe kann mich auf den Gedanken bringen, Sie den Ihrigen wiederzugeben.«
    »Ich liebe Sie nicht, ich hasse, ich verabscheue, ich verachte Sie!« lautete die mit zitternder Stimme gegebene Antwort.
    »O, ich habe schon manches Vögelein gekirrt; auch Sie werden bald zahm werden, wenn Sie eines der Löcher betreten, in denen ich Widerspenstige zu zähmen weiß.«
    »Ich werde sterben!«
    »Es stirbt sich nicht leicht.«
    »Gott wird mich beschützen und retten!«
    »Meinen Sie? Ich möchte doch wissen, wie er dies anfangen wollte. Wenn ich jetzt zu Ihnen trete und Sie in meine Arme nehme, wie will er Sie da retten? Sie sind schwach; ich bin stark. Ich werde es Ihnen beweisen.«
    Er erhob sich und trat auf sie zu.
    »Wagen Sie es mich anzurühren!« drohte sie jetzt mit blitzenden Augen. »Ich werde mich vertheidigen.«
    »Womit?«
    »Mit meinen Händen, mit meinen Zähnen – –«
    »Pah! Wollen es versuchen!«
    Er wollte sie umfassen, wich aber schreckensbleich zurück, denn die Thüre hatte sich geöffnet, und unter ihr war der General erschienen.
    »Elender!« donnerte dieser.
    Dieses Wort brachte den Prinzen sofort wieder zu sich. Wer sprechen kann, der ist kein Gespenst.
    »Mein Vater, o Gott, mein Vater!« schrie Magda und warf sich in die Arme des Generales, in denen sie bleischwer und leblos hängen blieb.
    »Was wollen Sie hier!« zürnte der Prinz, indem er auf ihn zutrat.
    Da aber erblickte er das Gesicht Kurts, seines größten Feindes, und dahinter die beiden Mylungen.
    »Ha, dieser Geißler!« rief er. »Aber Ihr sollt mir nicht entkommen!«
    Mit einem raschen Griffe riß er das Licht an sich, sprang zur Thür hinaus und drehte den Schlüssel um. Dann hörte man, daß noch zwei eiserne Riegel vorgeschoben wurden.
    Kurt hatte ihm folgen wollen, aber der General, welcher mit der leblosen Magda noch im Eingange stand, versperrte ihm den Weg.
    »Entkommen!« rief er. »Was ist zu thun!«
    »Bleib ruhig hier, Kurt!« mahnte der General. »Der Pater wird ihn ergreifen. Ich habe mein Kind, mein liebes, gutes Kind, das Andere ist mir jetzt gleichgiltig!«
    Unterdessen war der Prinz zur Treppe hinabgesprungen und an die Thür geeilt, welche zur Wendeltreppe führte. Er fand sie offen und blickte hinab. Da unten stand eine Laterne, und im Scheine derselben erkannte er den Müller und einen andern, stark und kräftig gebauten Mann.
    »Alle Teufel, hier geht es nicht!« raunte er. »Ich muß zum Schlosse hinaus und den Berg hinab in den Steinbruch, um in den Gang zu kommen, wo ich in der Brunnenstube die Platten fortnehme. Dann sind sie gefangen und müssen elend verschmachten.«
    Er wandte sich um und eilte an der Gartenthür vorüber auf den Eingang des Korridors zu. Aber plötzlich taumelte er zurück. Der Schein der Laterne blitzte auf, und vor ihm standen drei Männer.
    »Wer seid Ihr?« stammelte er.
    »Ich bin Dein böser Geist. Blicke mich an!« grollte der Pater mit dumpfer Stimme.
    »Ella!« schrie der Prinz.
    Er hatte die einstige Kunstreiterin erkannt trotz ihrer Verkleidung und trotz der Veränderung, welche die Jahre in ihrem Angesichte hervorgebracht hatten.
    »Ja, Ella ist es! Die Rächerin ist da! Wo willst Du hin, um mir zu entfliehen? Deine Rechnung ist abgeschlossen, Scheusal!«
    »Noch nicht!« rief er.
    Er
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