Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 075 - Der alte Schatz

Rolf Torring 075 - Der alte Schatz

Titel: Rolf Torring 075 - Der alte Schatz
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
 
     
      1. Kapitel Eine Dschungel-Begegnung  
     
      „Achtung, Massers, Monohu!"  
      Pongo stieß den Warnungsruf aus und sprang schnell dem nächsten Baume zu. Schon hörten wir das Tier heranrasen, wie eine Lokomotive pustend und schnaubend.  
      Wir stoben auseinander, denn ein gereizter Nashornbulle — Pongo hatte die afrikanische Bezeichnung gebraucht — kann sehr unangenehm werden. Für ihn gibt es kein Hindernis. Gereizt würde er ein ganzes Heer angreifen. Im allgemeinen rennt ein Nashorn einfach weiter, wenn der Jäger, der seine Wut erregt hat, im letzten Augenblicke zur Seite springt. Es wird nicht nur einmal vorgekommen sein, daß ein völlig Unschuldiger, auf den das weiterrasende Tier stieß, für den Erreger seines Zornausbruchs büßen mußte.  
      Als ich hinter einen dicken Baelbaum sprang, dachte ich bestimmt, daß die Gefahr vorüber sei, aber manchmal irrt man sich selbst im Wesen eines Nashornbullen.  
      Der Bulle mußte ein alter Einsiedler sein, den wohl gestört hatte daß wir die kleine Lichtung überschritten. Vielleicht war er einige Tage vorher von einheimischen Jägern angegangen worden, obwohl die Jagd auf das Nashorn verboten ist. Vielleicht wird sie gerade deshalb heimlich besonders eifrig betrieben.  
      Einerlei, das schnaubende Tier widersprach allen Regeln, die man in Büchern nachlesen kann, und — setzte hinter mir her.  
      So schnell bin ich noch nie um einen Baum gerannt. Trotz seiner riesigen, plump wirkenden Gestalt war das Nashorn von einer unglaublichen Gelenkigkeit.  
      Es raste so dicht am Baum auf mich zu, daß es mit den gepanzerten Schultern die Rinde von dem dicken Baelbaum riß.  
      Gerade war ich mit Mühe und Not dem drohenden Horn ausgewichen und hatte eine Viertelschwenkung um den Baum gemacht, da hatte sich der rabiate Dickhäuter schon wieder herumgeworfen und brauste von neuem auf mich los.  
      In kurzer Zeit war ich zweimal um den Stamm herumgetanzt, und der Boden um ihn sah wie ein Tanzplatz aus. Der Bulle hatte das niedrige Unterholz und das Gras völlig niedergestampft.  
      „Rolf, schieß doch!" rief ich etwas ärgerlich, als ich wieder mit knapper Not ausgewichen war und die Rindensplitter mir um den Kopf flogen.  
      „Ja, schießen, schießen!" fand endlich der kleine Professor John Jarvis, auf dessen Veranlassung wir uns in dem dichten Urwald befanden, seine Stimme wieder. Da sie durch die Aufregung laut war und gellend klang, lenkte er die Aufmerksamkeit des Rhinozerosbullen, von dem ich im stillen annahm, daß er einen Sonnenstich erlitten hatte, auf sich.  
      Mit schrillem Grunzen warf sich der mächtige Körper, der gerade auf mich zustürzen wollte, herum und raste prustend auf den Mangobaum zu, neben dem Professor Jarvis stand.  
      Trotz des Ernstes der Lage mußte ich unwillkürlich lachen, als ich das entsetzte Gesicht des kleinen Professors sah, der mit weit offenem Mund dastand und auf das heranbrausende Ungeheuer starrte.  
      Da hob ich schnell die Pistole — es blieb keine Zeit, erst die Mauser von der Schulter zu reißen — und feuerte zwei Schüsse schräg von hinten auf den Koloß ab. Ich hatte sofort erkannt, daß der kleine Professor durch das Auftauchen des Bullen die Nerven völlig verloren hatte. Das Tier schien ein Teufel zu sein: mit dem Hall meiner Schüsse warf es sich herum und stürmte wieder auf mich zu. Die Kugeln konnten ihn kaum ernstlich verletzt haben. Ich hatte zu schnell, ohne richtig zu zielen, geschossen. Ich hatte auch so unglücklich gestanden, daß die Geschosse vielleicht gar an der dicken Haut abgeprallt waren. Und wenn sie trotz des flachen Winkels doch eingeschlagen hatten, waren sie höchstens unter der Panzerhaut entlanggefahren, ohne ein lebenswichtiges Organ zu verletzen.  
      Den einen Erfolg hatten meine Schüsse aber, daß sich das Nashorn mit erneuter und verdoppelter Wut auf mich stürzte. In wenigen Sekunden hatte es mich wieder um den Baum herumgejagt. Zwei Rindenstücke hatten recht schmerzhaft mein Gesicht gestreift.  
      Vor allem konnte ich nicht verstehen, daß Rolf nicht schoß. Ich war erbost auf ihn. Allerdings ging die Jagd um den Baum unglaublich schnell vor sich. Rolf befürchtete wohl, mich zu treffen, denn ich konnte kaum zwei Sekunden auf einer Stelle stehenbleiben, dann mußte ich wieder vor dem Ungetüm davonspringen.  
      Zwar blickte ich mich nach Rolf um, kaum daß der Bulle an mir vorbeigerast war, aber ich bekam ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher