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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat
Autoren: Dirk van Den Boom
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    Als sie in das große Feldlager kamen, das das westliche Heer beherbergte, bekam Rheinberg erstmals einen Eindruck von der Größe und Macht des Römischen Reiches. Gratian führte gut 25.000 Legionäre in den Kampf, verstärkt durch Hilfstruppen und einen kleinen Tross. Hier, im Feldlager, das der Kaiser vor nunmehr fast zwei Wochen aufgeschlagen hatte, bildete sich bereits so etwas wie eine kleine Stadt um die Palisadenzäune, die die Legionäre als Abgrenzung in den Boden gerammt hatten. Der Treck der deutschen Infanteristen, angeleitet durch den dröhnenden Lastwagen, wurde von den Massen der römischen Soldaten mit Schweigen begleitet. Die rund 160 Infanteristen wirkten wie eine sehr kleine, sehr verlorene Kolonne, die den breiten Weg bis zum gigantischen Zelt des Kaisers entlangmarschierte, jederzeit in der Gefahr, durch die überwältigende Anzahl der sie umgebenden römischen Soldaten zermalmt zu werden.
    Rheinberg bekam bei diesem Gedanken fast schon klaustrophobische Ängste. Er schob sie mit Bedacht beiseite, konzentrierte sich darauf, neben Aurelius Africanus und den beiden Tribunen Rennas einigermaßen würdevoll auf seinem Pferd an der Spitze voranzureiten. Aus den Augenwinkeln verfolgte er die Blicke der römischen Soldaten. Er hoffte, dass sie von ihm kein allzu schlechtes Bild bekamen.
    Als sie sich dem Zelt des Kaisers bis auf etwa zweihundert Meter genähert hatten, hielt die Kolonne an. Von hier an durften nur Africanus und Rheinberg weitergehen. Sie stiegen von den Pferden ab, die von Mitgliedern der Leibwache des Kaisers weggeführt wurden. Dann schritten sie auf das große leinene Vordach zu, vor dem vier Gardisten standen und sie unter ihren in der Sonne schimmernden Helmen misstrauisch musterten. Schließlich wurde ein Vorhang zur Seite geschlagen und ein alter, bärtiger Mann in voller Rüstung trat ins Freie. Africanus und Rheinberg blieben vor ihm stehen.
    »Ich bin Arbogast, General des Kaisers«, stellte sich der muskulöse Mann mit dem wettergegerbten Gesicht knapp vor. »Mein Herr befahl mir, Euch zu ihm zu führen. Ihr seid Trierarch Africanus?«
    Der Angesprochene bestätigte dies und überreichte ein Schreiben Rennas, das dieser ihm zur Beglaubigung mitgegeben hatte. Arbogast akzeptierte es, steckte das Papier aber achtlos in den Gürtel. Dann fixierte sein Blick Rheinberg.
    »Und Ihr seid der Anführer der Fremden, über die so viel Wunderliches berichtet wird.«
    Rheinberg versuchte ein Lächeln, das an dem alten Haudegen abperlte wie Wasser.
    »Ich hoffe, dass es nur Wunderliches war, jedoch nichts Negatives.«
    »Geredet wird viel«, entgegnete Arbogast. »Ich höre, Ihr seid Germane.«
    Rheinberg zögerte. Arbogasts Name legte nahe, dass es sich bei ihm um einen der zahlreichen germanischen Offiziere in der römischen Armee handelte. Ein Vorgänger des legendären Stilicho, dessen große Zeit und großes Scheitern in nicht allzu ferner Zukunft lag.
    »Ich komme zwar aus der Gegend, aber …«
    Arbogast äußerte einen Satz in einer harten, völlig unverständlich klingenden Sprache. Rheinberg war sich sicher, dass es sich um einen der zahllosen germanischen Dialekte handelte. Von einer einheitlichen deutschen Sprache war man noch Jahrhunderte entfernt.
    »Ich verstehe Euch nicht, General.«
    »Ihr seid kein Germane«, stellte Arbogast fest.
    »Ich werde es dem Kaiser erklären«, wich Rheinberg aus. Dem General schien dies zu genügen, denn er wandte sich abrupt um.
    »So folgt mir.«
    Der Innenraum des Zeltes ähnelte mehr einem Saal. Dicke Teppiche waren auf dem Boden ausgelegt und dämpften die Schritte. An den Zeltwänden standen Gardisten, die die Besucher mit aufmerksamen Augen beobachteten. Möbel standen verteilt, scheinbar wahllos, und ein hinterer Teil des großen Raumes war durch weitere Vorhänge abgetrennt, wahrscheinlich war es der Privatbereich des Kaisers. Aufgespannt zwischen zwei Stützpfosten des kaiserlichen Zeltes hing eine große, farbige und sehr kunstvolle Karte des Römischen Reiches. Davor stand ein mächtiger, marmorner Tisch, der mit Dokumenten, Karten und anderen Unterlagen völlig überladen war. Neben dem Tisch standen zwei Männer. Den einen erkannte Rheinberg sofort: Er war jung, kaum mehr als 20 Jahre alt, und er trug über einer reichhaltig bestickten Toga einen purpurnen Umhang. Es konnte sich dabei nur um Gratian, den Kaiser Westroms handeln. Der Blick aus den Augen des jungen Kaisers wirkte wach und neugierig, was Rheinberg
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