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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat
Autoren: Dirk van Den Boom
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gewesen, das war dem Mann sofort aufgefallen, und obgleich ihr Begleiter nicht so aussah, als sei ihm körperliche Arbeit völlig fremd, machte er auf ihn nicht den Eindruck eines Tagelöhners oder Handwerkers.
    Aber zwei Goldmünzen waren zwei Goldmünzen, und solange sich die beiden ruhig verhielten und keine Scherereien machten, würde er sie nicht behelligen.
    Die Kolonne der vier Eselskarren brach an einem frühen Morgen von Ravenna aus auf. Die Straßen waren gut, doch die Esel langsam und der Verkehr beeindruckend. Oberitalien war immer noch eines der ökonomischen und politischen Zentren des Reiches und das zeigte sich auch in der Dichte der Bevölkerung sowie dem Ausmaß des Verkehrs zwischen den vielen städtischen Siedlungen in dieser Region.
    Gegen Mittag, als die Sonne hoch am Himmel stand, waren die Ausläufer Ravennas gerade aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Ihre erste Etappe führte sie nach Mailand, einer weiteren bedeutenden Stadt. Von dort würden sie sich dann in Richtung Osten, die Küstenlinie entlangbewegen, in Sirmium Station machen und letztlich in Konstantinopel enden. Gerüchte in der Bevölkerung, die Goten würden das flache Land des Ostens beherrschen, hatte der Kolonnenführer als Angstmacherei abgetan. Ob das ernst gemeint war oder nur der Versuch, sich selbst etwas einzureden, hatten weder Julia noch Volkert erkennen können. Volkert wusste ungefähr, was sich im Osten des Reiches abspielte, aber er war sich sicher, dass sich die Lage beruhigt haben würde, sobald die langsamen Karren den beschwerlichen und langen Weg bis nach Sirmium zurückgelegt hatten.
    Die Fahrt war langsam und monoton. Der Lenker des Karrens, auf dem Julia und Volkert Zuflucht hatten, war ein schweigsamer, alter Mann, der mit gekrümmten Rücken hinter den Eseln saß und außer einem gelegentlichen Schnalzen keinerlei Laut von sich gab. Bisweilen stieg er ab und ging neben den Tieren her, tätschelte ihre Schädel und schnalzte erneut. Die Esel schienen das als Bestätigung ihrer guten Dienste zu akzeptieren, jedenfalls machten sie die ganze Fahrt über keinerlei Ärger. Volkert hatte den Eindruck, hier ein eingespieltes Team vor sich zu haben.
    So blieb ihm und Julia nur, hinten auf dem Karren zu sitzen und zu reden. Julia hatte es als ihre Aufgabe entdeckt, die doch eher bröckeligen Kenntnisse Volkerts in Latein und Griechisch aufzubessern, und sie ging mit Feuereifer ans Werk. Als Übungsmaterial hatten sie nicht mehr als nur ihr Leben und sie stellten sich gegenseitig Fragen und schilderten, was sie in ihren jeweiligen Zeitaltern erlebt hatten. Julia glaubte vieles nicht, was Volkert ihr schilderte und nahm mit großem Stirnrunzeln zur Kenntnis, dass sich die Stellung der Frau in der Gesellschaft auch viele Hundert Jahre in der Zukunft nicht grundsätzlich gebessert hatte. Wenig Interesse zeigte sie für seine Schilderungen technischer Errungenschaften, weitaus mehr jedoch an den medizinischen Fortschritten und interessanterweise an politischen Strukturen. Als Volkert ihr die Funktion des Reichstages zu erklären versuchte, hatte sie wenige Probleme, das zu verstehen – die römische Republik war durchaus noch stark im Geschichtsbewusstsein der Römer verankert und ihr Vater war schließlich Senator. Auch die Schilderungen der politischen Verhältnisse, des Aufkommens der Sozialdemokratie und ihrer Ablehnung der Monarchie, fanden bei ihr durchaus Verständnis, denn letztlich gab es eine historische Entsprechung im Widerstreit zwischen Plebejern und Aristokraten in der eigenen Geschichte, wenngleich sicher unter anderen Vorzeichen. Es schien sie zu enttäuschen, dass sich so viel im Grunde nicht geändert hatte. Offenbar hatte sie die Hoffnung genährt, dass die Menschen der Zukunft in vielen wichtigen Dingen weiter entwickelt waren als die ihrer Zeit, doch die Schilderungen der internationalen Spannungen und der Kriege erinnerten sie offenbar doch sehr stark an die Geschichte des Imperiums und an ihre eigene Gegenwart.
    Nachdem sie den ganzen Vormittag über diese Dinge geredet hatten, begannen sie mit dem Mittagessen, über Persönliches zu sprechen. Volkert begann zu verstehen, wie gleichzeitig privilegiert und beengt Julias Leben als Senatorentochter gewesen war. Ein goldener Käfig, trotz zwei im Grunde liebevoller Eltern, die ihrer Tochter so einiges hatten durchgehen lassen. Für Julia war diese Reise mehr als nur eine Trotzreaktion auf die Ablehnung ihres Geliebten durch ihre Eltern, es war ein ganz
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