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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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daß auf der Fernverkehrsstraße soundso ein folgenschwerer Unfall stattfand, bei dem auch ein ausländischer Bürger schwer verletzt wurde. Für die Opfer des Verkehrsunfalls wurde alles Erdenkliche getan. Die Ursachen werden zur Zeit noch untersucht.«
    »Und wenn sie noch den Brief bekommen, werden sie zufrieden sein!« sagte ich.
    »Das werden sie zwar nicht«, meinte Horst Heilig, »sie werden Erkundigungen einziehen, aber das Krankenhaus wird schon unsere Mitteilung mit den Personalien haben. Bevor es aber zur offiziellen Auslieferung des Toten kommt, ist der Film hier längst gelaufen.«

    Etwa vierzehn Tage waren uns noch geblieben bis zum kritischen Zeitpunkt. In diesen zwei Wochen geschah wirklich nichts Bemerkenswertes – Kleinarbeit wurde geleistet, unsägliche, endlose, sich immer wiederholende Kleinarbeit, sowohl mit den Storos, um die ich mich jetzt kaum noch kümmern konnte, als auch auf unserem Gebiet. Werner war immer nur für Stunden auf der INSEL – er traf alle nötigen Absprachen mit den Sicherheitsorganen. Horst Heilig flog dreimal nach Moskau, davon einmal mit dem Professor, um die Abnahme vorzubereiten, und ich werkelte von früh bis spät mit meinem Gefechtsleitgerät, um alle erdenkbaren Varianten wieder und wieder durchzurechnen – nach einem umfangreichen Plan, den wir gemeinsam aufgestellt hatten und der meine Vollbeschäftigung und noch etwas mehr garantierte. Es herrschte die Ruhe vor dem Sturm. Vor dem Sturm, der nach unseren Plänen nicht stattfinden sollte.
    Wir hatten inzwischen noch zwei andere Punkte ermittelt, an denen Waffen lagen. Sicherlich gab es noch mehr, aber die drei genügten uns. Der Augenblick, in dem die Waffen abgeholt würden, sollte einen umfangreichen und genau vorausberechneten Prozeß auslösen, an dessen Ende die Verhaftung der Bewaffneten im Zeltlager stehen würde, eine Verhaftung ohne Schießerei und Sensationen – nun, das lag in erfahreneren Händen als den unsrigen.
    Nur eins bereitete uns ein wenig Sorge. Wir waren noch nicht über den Residenten hinausgekommen. Der Chef, der ja irgendwo in der Umgebung stecken mußte, war nicht auszumachen. Es war nicht gelungen festzustellen, daß der Resident zu irgend jemand anders als zu seinen Leuten auf dem Zeltplatz Verbindung aufnahm.
    Obwohl wir unserer Sache sicher waren, hatten wir für die kritischen Tage die Wachmannschaft verstärken lassen. In der zweiten Woche trafen zehn Genossen ein, die in alles genau eingewiesen wurden. Gegenüber der Belegschaft der INSEL wurde diese Maßnahme mit der Sicherung der Abnahme und der Delegation begründet. Nur die Parteileitung war in großen Zügen darüber informiert worden, daß die Entscheidung vorher fallen würde, nämlich die Entscheidung im Kampf mit der gegnerischen Gruppe; und auf Veranlassung der Parteileitung war auch ein strenges Reglement für das Verhalten jedes Mitarbeiters erarbeitet worden, das einige Tage vorher in Kraft gesetzt werden und maximale Sicherheit garantieren sollte – Sicherheit für die Menschen und die Storos.
    Unsere beiden Informantinnen hatten fleißig und mit Geschick gezielte Gerüchte verbreitet, und am Abend, bevor sie das letzte, entscheidende Gerücht verbreiteten, nämlich das der Vorverlegung der Abnahme, das den Gegner zum Handeln zwingen sollte – am Vorabend dieses Tages hielten wir von der Sicherungsgruppe eine Art Generalappell ab.
    Es war der heißeste Sommer, den ich je erlebt habe. Schon seit sechs Wochen war kein Regen mehr gefallen, die Steine glühten, und wir mußten seit Tagen im Jackett herumlaufen – wegen der untergeschnallten Waffen. Die Abende brachten kaum Linderung, und sogar Horst Heilig, der, wie er sagte, bei dreißig Grad erst richtig zu leben begann, äußerte Besorgnis, ob diese Hitze unsere geistigen Fähigkeiten nicht vielleicht soweit herabgesetzt haben könnte, daß wir irgend etwas Wichtiges übersehen hätten. Aber ich tröstete ihn damit, daß mein GLE-Gerät gegen Hitze unempfindlich sei und daß es uns bestimmt auf unsere Versäumnisse aufmerksam gemacht hätte. Ja, und dann begann das Warten: So, jetzt erzählen unsere Informantinnen ihre Geschichte. Aber der Gegner muß ja nicht gerade dabei sitzen. Wann wird er es erfahren? In einer Stunde? Heute noch? Morgen? Wenn er es erfährt – wie lange braucht er, um seine Aktion in Gang zu setzen? Verdammt – daß wir nichts wußten über die Verbindung des Chefs mit dem Residenten! Also warten, warten, warten. Das Telefon anstarren.
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