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Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Titel: Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn
Autoren: Verschiedene
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    Band 37

    In der Festung des Dschinn

    Rot. – Alles hier war rot Angefangen von den schweren Brokatvorhängen, die die Wände bedeckten, über die polierten Bodenplatten bis hin zu dem Kissen, auf das die Krieger Scheik Achmed gestoßen hatten. Und auch der Stoffbezug des vor ihm stehenden Thrones war rot, in allen nur denkbaren Schattierungen und Tönen.
    Es war die Farbe Nizars.
    Die Farbe frischen Blutes.

    Von der gleichen Farbe war auch der weite Umhang Nizars selbst, der wie eine feiste Kröte auf seinem Thron saß und scheinbar gedankenverloren mit einem prächtigen Rubin spielte, der an einer langen, goldenen Kette um seinen Hals baumelte. Und obwohl er mit schon übermäßig zur Schau gestellter Teilnahmslosigkeit dahockte und seinen Ring betrachtete, als gäbe es nichts Interessanteres auf der Welt, wirkte diese aufgesetzte Ruhe erschreckender und drohender auf Scheik Achmed als alles, was ihm Nizars Schergen bisher getan hatten. Fast wäre er erleichtert gewesen, hätte Nizar gedroht oder geschrien – oder ihn wenigstens beachtet.
    Auch die drei Frauen, die neben dem Thron standen und Achmed keinen Augenblick aus den Augen ließen, trugen rote Gewänder. Nizar schien eine extreme Vorliebe für diese Farbe zu besitzen – und besonders für dieses ganz spezielle Rot. Denn es war nicht das strahlende Rot der aufgehenden Sonne oder ehrfurchtgebietendes Purpur, sondern das dunkle, satte Rot vergossenen Blutes. So wie alles in diesem Raum mit Blut geschwängert zu sein schien. Selbst die schwülwarme Luft, die zwischen den Vorhängen hindurchwehte, brachte den bedrückenden, süßlichen Geruch von Tod und Sterben mit sich.
    Aber vielleicht war es nur seine eigene Angst, die er roch. Scheik Achmeds Magen krampfte sich zu einem festen, schmerzhaften Klumpen zusammen. Seine Finger zitterten. Vergeblich rezitierte er in Gedanken eine Sure des Korans. Die Kraft und Starke, die ihm die Worte des Propheten sonst immer geschenkt hatten, kamen nicht. Im Gegenteil – seine Angst wuchs mit jedem Schlagen seines Herzens weiter. Er fühlte sich so schwach wie ein neugeborenes Lamm, das sich unversehens dem Löwen gegenübersieht. Doch es war nicht die Angst um sein Leben allein, die seine Glieder und viel mehr noch seinen Willen lähmte, sondern vor allem der Ekel vor dem Mann auf dem Thron.
    Dabei sah Nizar mit seinem Kugelbauch, den die lose fallende Jellaba vergeblich zu kaschieren suchte, den kleinen, beinahe hinter den Speckwülsten auf seinen Wangen verschwindenden Augen und seinen über die Maßen mit Ringen beschwerten kurzen Wurstfingern auf den ersten Blick eher lächerlich als gefährlich aus. Ein Mann, den jeder, der ihn nicht kannte und ihm zum erstenmal begegnet wäre, als harmlosen Spinner abgetan hätte.
    Doch Scheik Achmed wußte, wie sehr dieser Eindruck täuschte. Nizar war ungefähr so harmlos wie ein schlechtgelaunter Wüstenskorpion oder ein eisbedeckter Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand.
    Nizar ließ den Rubin fallen wie ein Spielzeug, dessen er überdrüssig geworden war, wuchtete seinen massigen Leib in eine bequemere Lage und sah Scheik Achmed mit einem fast übertrieben freundlichen Lächeln an. Er wirkte jetzt wie ein arabischer Märchenerzähler, der es sich auf dem Teppich bequem gemacht hatte, um seine Zuhörer zu unterhalten. Nur, dachte Achmed fröstelnd, daß er einzig Geschichten von Tod und Angst zu erzählen hatte.
    »Nun, wie lautet deine Antwort, mein Freund?«
    Nizars Stimme war – soweit überhaupt möglich – noch eine Spur freundlicher als seine Miene. Doch Scheik Achmed schrumpfte ängstlich ein weiteres Stück in sich zusammen und zermarterte sich das Gehirn, um eine Antwort zu finden, die Nizar zufriedenstellen würde, ohne daß er indes gezwungen war, sich endgültig festzulegen.
    »Du... du forderst zuviel von mir«, sagte er schließlich zögernd. Er hatte nicht die Kraft, Nizars Blick dabei standzuhalten. Konnte man einen Mann wie Nizar überhaupt belügen, dachte er. Laut fuhr er fort:
    »Ohne die Versammlung der Ältesten zu befragen, kann ich keine für den Stamm so ungeheuer wichtige Entscheidung treffen. Das mußt du verstehen!«
    Unsicher sah er auf. Und schon der erste Blick in Nizars spöttisch verzogenes Gesicht ließ die vorsichtige Erleichterung, die er empfand, wie eine Seifenblase zerplatzen.
    »Ich... ich wollte sagen, daß mir meine Leute nicht gehorchen werden, wenn ich ihnen sage, daß sie ab jetzt dich, mächtiger Nizar, als Herrn
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