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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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der vorigen.
    »Gegner simuliert Scheinangriff durch unbekannte Imitationsmittel aus Richtung A mit ein bis zwei Mann. Kleine Gruppe zwei bis vier Mann dringt gewaltsam ein in Objekt aus entgegengesetzter Richtung. Zeitpunkt hängt ab von Charakter der Imitationsmittel. x gleich null Komma zwo bis null Komma vier.«
    »Es gibt also Möglichkeiten!« sagte Horst Heilig erregt. »Was läßt sich über diese Imitationsmittel feststellen?«
    »Angaben charakteristische Funktion Imitationsmittel!« befahl ich. »Ausgang Sichtfenster!«
    Die Mattscheibe des Geräts leuchtete auf und zeigte eine Gruppe von Differentialgleichungen.
    »Ungefähr folgendes«, erklärte ich. »Die Imitationsmittel müssen innerhalb von höchstens, warte mal, drei Minuten ausgebracht und in Gang gesetzt werden. Sie müssen beweglich sein und einen starken psychologischen Effekt haben.«
    »Und was für Imitationsmittel«, fragte Horst Heilig, »könnten das sein? Ach so, natürlich, das ist eine dumme Frage. Ich glaube, das genügt erst mal. Ich muß an die frische Luft.«
    Ich stellte meinen Kasten in den Schrank und sagte Dankeschön zu ihm, bevor ich die Tür zumachte.
    »So«, sagte Horst, als wir ins Freie traten, »und jetzt ist der Punkt gekommen, wo wir wirklich beweisen müssen, was wir können. Scheinangriff. Imitationsmittel. Respekt vor deinem Kasten, aber jetzt helfen uns keine Maschinen mehr, sondern nur noch –«, er klopfte sich mit dem Knöchel an die Stirn – »unsere Köpfe. Weißt du was? Wir setzen uns da oben an den Waldrand. Vielleicht fällt uns etwas ein, wenn wir das Tal unter uns sehen.«
    Wir hatten die Jacken ausgezogen und lagen im Schatten der Bäume, der uns allerdings auch nicht viel Linderung verschaffte. Wer uns so gesehen hätte, der hätte annehmen müssen, wir ruhten uns auf unseren Lorbeeren aus. Dabei arbeiteten wir so intensiv wie selten. Nach und nach hatte ich das Gefühl, wir begannen um einen bestimmten Punkt zu kreisen, und ich wurde immer sicherer, daß wir bald darauf kommen mußten, was es mit diesem Punkt auf sich hatte.
    Ich sage das hier in der Hoffnung, daß der Leser ähnliche Situationen kennt, wo plötzlich eine Belanglosigkeit die Entdeckung auslöst. Der Anlaß kann nebensächlich sein – er ist nur der Zünder, der den angehäuften Gedankenstoff zur explosionsartigen Reaktion bringt.
    Es war nämlich so: Wir hatten gerade versucht, uns in die konkreten Möglichkeiten des Gegners hineinzuversetzen, und als das auch zu nichts führte, trat so etwas wie eine Denkpause ein.
    Horst Heilig, tief versunken in irgendwelche Überlegungen, zog sein Rauchzeug aus der Tasche und begann, sich eine Pfeife zu stopfen.
    Ich sagte: »Mensch, du willst doch wohl hier nicht rauchen! Waldbrandgefahr!«
    Er hielt inne und starrte mich an, als hätte ich behauptet, Moby Dick läge in unserer Badewanne.
    Er steckte Pfeife und Tabaksbeutel wieder ein und sagte trocken: »Das ist es überhaupt.«
    »Was?«
    »Mann – das Imitationsmittel! Der Scheinangriff! Streichhölzer gibt’s an jedem Kiosk, Benzin haben sie im Auto!«
    Jetzt begriff ich. Ich sprang auf.
    »Ruhig bleiben!« sagte Horst. »Leg dich wieder hin.«
    »Wenn die hier den Wald anzünden – das gibt eine Katastrophe!«
    »Eben, das wollen sie ja. Um behaupten zu können, die Storos seien außer Kontrolle geraten und hätten den Brand verursacht. Überlegen wir also mal, wann und wo das für sie am günstigsten ist.«
    Es fiel mir schwer, jetzt ruhig zu bleiben, aber ich zwang mich dazu.
    »Wann? Ich denke, im Dunkeln. Es ist genau umgekehrt, wie es bei einem direkten Überfall wäre. Hierbei wäre die Dunkelheit ihr Vorteil.«
    »Klar. Und wo? Auf jeden Fall in unmittelbarer Umgebung der INSEL. Und auf welcher Seite – das hängt von der Windrichtung ab. Das in Frage kommende Gebiet wird sich ziemlich einengen lassen.«
    »Trotzdem«, sagte ich und schüttelte den Kopf, »ich sehe noch nicht, wie wir das mit absoluter Sicherheit verhindern können!«
    Jetzt stand Horst Heilig auf.
    »Das entscheiden wir am besten an Hand der Karte!«
    Wir kletterten nicht hinunter, sondern gingen den Weg über den vorderen Taleingang.
    »Jetzt hat alles Hand und Fuß«, sagte Horst Heilig nach einer Weile. »Das mit der Technik war Unsinn. Wenn er irgendwelche technischen Wunderwerke zur Verfügung hätte, wären sie beim ersten Versuch eingesetzt worden. Nein, wir haben dem Gegner die Waffen genommen, und nun kämpft er mit Zähnen und Klauen also mit den
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