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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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sehe ich nicht.«
    »Es ist lächerlich einfach«, sagte ich, »wir sind bisher nicht darauf gekommen, weil wir immer im Storo etwas Besonderes, noch nie Dagewesenes gesehen haben, was er sicherlich auch ist. Aber im Prinzip ist er nur eine Maschine in einem Maschinensystem, und damit hängt er auch vom ganzen System der Maschinen ab, die ihm zur Verfügung stehen. Wir haben das seine Umgebung genannt. Verändert man diese maschinelle Umgebung, muß der Storo irgendwie anders reagieren, seine Aufgaben anders lösen. Oder auch gar nicht. Aber das wurde nie gezielt untersucht. Wir haben es nur bei Anton praktisch angewandt, weil er uns dazu zwang. Jetzt wollen wir ein erstes Experiment in dieser Richtung durchführen.«
    »Der Arbeitsplan ist von der Leitung bestätigt«, sagte der Professor trocken. »Und außerdem hatte ich Sie gebeten, sich über das Grenzproblem Gedanken zu machen.«
    »Das Grenzproblem ist gelöst«, sagte ich rasch. »Es gibt gar keine Grenzen.«
    »Ich vermute doch hoffentlich nicht zu Unrecht«, sagte der Professor, »daß sich hinter diesem Paradoxon ein Gedanke versteckt? Darf man ihn erfahren?«
    »Man kommt darauf«, sagte ich, »wenn man die Frage nach den Grenzen zuspitzt. Beispielsweise so: Ist für Caesar die Grenze seines Umweltmodells die innere oder die äußere Schleusentür?«
    Ich wollte noch weitersprechen, aber der Professor winkte ab. »Machen Sie Ihr Experiment«, sagte er zu Nora, »ich hab’ jetzt keine Zeit, mich zu streiten. Ich muß über die Schleusentüren nachdenken!«
    Unser Storo, von dem wir schon ans Wunderbare grenzende Leistungen gewohnt waren, benahm sich in dieser veränderten Situation wie ein Dummkopf. Er nahm das jeweilige Werkstück, bereitete alles in der gewohnten Weise für den in Auftrag gegebenen Arbeitsgang vor, führte ihn aber nicht aus (da er ja bereits ausgeführt war), sondern baute alles wieder ab und brachte das Werkstück in die Schleuse zurück. So beim ersten, zweiten und dritten Werkstück. Aber dann wurde es interessant. Er nahm die Messungen, die er sonst erst vor Beginn des eigentlichen Arbeitsgangs angestellt hatte, bereits früher vor und brach dann die Vorbereitungen ab.
    Ich stand neben Nora und umklammerte ihren Arm. Der Vorgang erregte mich.
    »Ob er beim nächstenmal noch eher…«, flüsterte ich.
    »Das möchte ich gern«, flüsterte sie zurück. »Aber blaue Flecken am Arm möchte ich nicht gern haben!«
    »Verzeihung!«
    »Schon gut, ich bin genauso aufgeregt!«
    Er tat es. Beim nächstenmal brach er noch früher ab, und dann jedesmal eine Verrichtung eher. Am Schluß nahm er nur noch das Werkstück aus der Schleuse und vermaß es.
    »Parallele Optimierung in negativer Richtung!« flüsterte ich.
    »In Richtung auf das Null-Verhalten!« ergänzte Nora.
    »Gratuliere!« sagte eine Stimme dicht hinter uns. Der Professor hatte offenbar schon geraume Zeit hinter uns gestanden. »Caesar soll jetzt normal weitermachen. Kommen Sie, wir schmeißen den Plan über den Haufen. Ich glaube, jetzt erst lernen wir, den Storo richtig zu beherrschen!«

    Aber aus dieser wichtigen und interessanten Beratung holte mich Horst Heilig heraus. Der Professor ließ mich lächelnd gehen und machte mir noch ein Kompliment: »Gehen Sie nur«, sagte er, »die Kleinarbeit erledigen wir schon allein!«
    Horst Heilig informierte mich auf dem Weg in unser Zimmer, daß jemand das Lasergerät abgeholt habe. Unsere Genossen seien ihm auf den Fersen.
    Werner telefonierte, als wir eintraten, und winkte, daß wir schweigen sollten.
    »Gut, danke, bleiben Sie bitte am Apparat!« sagte er und wandte sich uns zu.
    »Der Abholer ist keiner von unseren Bekannten auf dem Zeltplatz«, sagte er. »Er fährt in Richtung Nordwesten. Gerade hat er einen Brief in einen Postkasten geworfen.«
    Horst Heilig überlegte einen Augenblick, dann sagte er: »Festnahme organisieren. Es darf dabei nichts zerstört werden. Und den Inhalt des Briefkastens sicherstellen.«
    Werner gab die entsprechenden Anweisungen und legte auf.
    »Werner, du leitest die Aktion von hier aus«, ordnete Horst Heilig an. »Ich fahre zum Briefkasten. Jürgen, du kommst mit, es kann sein, daß wir uns trennen müssen. Wir nehmen auch zwei Wagen.«
    Auf der Fahrt hatte ich Gelegenheit, über Horsts schnelle Anweisungen nachzudenken. Ich spürte direkt ein bißchen Ehrgeiz, mir darüber klar zu werden, bis wir an Ort und Stelle sein würden. Deckten wir unser Spiel nicht auf, wenn wir jetzt einen der Gegner
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