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Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Titel: Das Erwachen: Dunkle Götter 1
Autoren: Michael G. Manning , Jürgen Langowski
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Elena di’Cameron war in tiefer Unruhe. Nach dem Abendessen hatte sich ihr Mann zunächst noch gut gefühlt, aber jetzt war er erkrankt. Sie waren zu Besuch bei ihren Eltern, Graf und Gräfin di’Cameron, und normalerweise hätte auch Elena mit ihm und ihrer Familie in der Haupthalle gespeist, doch ihr Baby hatte ihre Aufmerksamkeit verlangt. Statt mit dem Kleinen nach unten zu gehen, hatte sie ihn in ihrem Zimmer gefüttert und dort auch gleich selbst eine leichte Mahlzeit eingenommen.
    Tyndal, ihr Gatte und Ratgeber des Königs von Lothion, war sofort nach dem Essen zurückgekehrt, hatte über nichts anderes als Müdigkeit geklagt und sich früh schlafen gelegt. Ein paar Stunden später erwachte sie jedoch und hörte ihn würgen. »Tyndal?« Sie richtete sich auf und zündete eine Lampe an. Er saß auf dem Boden und hielt das Nachtgeschirr, in das er sich gerade übergab, zwischen den Händen. Der Anblick erschreckte sie. Er war kreidebleich – und das schwarze Haar feucht vor Schweiß. Schon wieder würgte er, obwohl sein Magen längst leer sein musste.
    Sogleich sprang sie zu ihm und wischte ihm mit einem Handtuch das Gesicht ab. »Du siehst nicht gut aus. Lass mich den Arzt rufen.«
    Er winkte ab. »Gib mir nur etwas Wasser. Einen Heiler brauche ich nicht.«
    »Ich hol es dir.«
    Es war sinnlos, mit ihm zu streiten. Sie würde den Arzt einfach rufen, wenn sie das Wasser holte. Der störrische Narr konnte sich später immer noch darüber beschweren. Sie durchquerte das Vorzimmer und trat in den Flur hinaus. Die Gemächer ihrer Eltern lagen gleich gegenüber, die Tür stand ein Stück offen. Wie seltsam , dachte sie, als sie es bemerkte. Doch sie musste sich um ihren Mann kümmern und ging weiter den Flur hinunter.
    Als sie um die Ecke bog, sah sie zwei schwarz gekleidete Männer eines der leeren Zimmer betreten. Sie wich zurück. Jetzt wusste sie, dass etwas Schlimmes geschehen sein musste. Dann erinnerte sie sich an die Tür ihrer Eltern. Binnen Sekunden war sie zurückgeeilt, stieß sie auf und platzte hinein. Die Tür führte zu einem kleinen Salon, der dem ihren sehr ähnlich war. Hier wirkte zwar alles leer, doch auf einmal schrie jemand im Schlafzimmer, und die Tür flog auf. Ihre Mutter erschien und versuchte verzweifelt, einem weiteren schwarz gekleideten Mann zu entkommen. Vorn war ihr Nachthemd bereits mit Blut getränkt, aber nun musste Elena auch noch zusehen, wie der Mann den Kopf ihrer Mutter zurückriss und ihr mit einem kurzen Messer blitzschnell die Kehle durchschnitt.
    Das Blut spritzte aus der klaffenden Wunde, während die Gräfin di’Cameron zusammenbrach. In Elenas Herz schrie eine Stimme, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Sie biss die Zähne zusammen und reckte das Kinn. Der Meuchelmörder sah sie grinsend an, denn er betrachtete eine Frau, die unbewaffnet und im Nachthemd vor ihm stand, offenbar nicht als Bedrohung. Zwei rasche Schritte, und schon hatte er sie erreicht und wollte sie bei den Haaren packen. Doch er lebte nicht einmal lange genug, um seinen Fehler noch bereuen zu können.
    Elena gehörte den Anath’Meridum an, den geheimen Wächtern, die Illeniels Nachfahren schützten, und war sowohl bewaffnet als auch unbewaffnet eine gefährliche Kriegerin. Sie trat auf ihn zu und schlug ihm die flache Hand mit einer solchen Heftigkeit unter das Kinn, dass sein Kopf nach hinten flog. Die Wucht ließ ihn dabei rückwärtstaumeln, bis er das Gleichgewicht ganz verlor. Sie setzte sofort nach, ließ ihm, als er stolperte, keinen Raum, sondern hielt ihn am Hemd fest, riss den Dolch aus seiner Scheide und stieß ihn zu Boden, während sie ihm die Klinge in den Leib jagte, direkt unter dem Brustbein. Ein zweiter Stoß unter das Kinn sorgte dafür, dass er ganz sicher nicht mehr aufstehen würde.
    Ihre Mutter war tot, so viel wusste sie, ehe sie zu ihr trat. Doch auch ihr Vater, der Graf, lag im Schlafzimmer tot auf dem Boden, die Blutlache schimmerte schwärzlich im Kerzenschein. Elena wäre beinahe zusammengebrochen, weil ihr der Anblick schier das Herz brach. Aber ein Blitzen, das sie aus dem Augenwinkel wahrnahm, erinnerte sie daran, dass sie ihren Gefühlen jetzt nicht nachgeben durfte. Sie kehrte auf dem Weg, den sie gekommen war, zurück und sah, wie sich der Flur mit gleißendem Feuer füllte. Nun drangen auch die Schreie sterbender Männer bis an ihre Ohren.
    Die Flammen verschwanden so schnell, wie sie entstanden waren. Vorsichtig streckte sie den Kopf hinaus und überblickte
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