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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Irgend etwas Nebensächliches bereden.
    »Was machen denn die Storos jetzt?«
    Tatsächlich, mir erschienen sie im Moment als etwas Nebensächliches.
    »Alles in Butter«, antwortete ich. »Wir können jetzt der Abnahmekommission jedes gewünschte Arbeitstempo vorführen, sogar bis zur Einstellung der Arbeit. Die Dokumentationen, die mitgehen zu den Pilotanlagen, sind fertig. Keine Überraschungen mehr zu befürchten.«
    »Wenn wir das auch sagen könnten!« seufzte Horst Heilig.
    Werner und ich sahen ihn verwundert an.
    »Vergeßt es!« knurrte er.
    Und dann – was sollten wir tun? – fingen wir an, Skat zu spielen. Abends kam der Professor und bot sich an, uns Bridge beizubringen, aber wir hatten die Karten schon satt.
    »So eine ähnliche Situation muß es gewesen sein, in der unsere Vorfahren das Kartenlegen erfunden haben«, vermutete Werner.
    Drei Tage ging das so – dann kam die Meldung: Die Waffen sind abgeholt worden.
    Ich schaltete mein Gerät ein, Werner setzte sich neben das Telefon, Horst breitete Papier und Karten auf dem Tisch aus und legte Schreibstifte bereit. Es war nachmittags um drei.
    Zwölf Leute auf dem Zeltplatz kannten wir als Angehörige der gegnerischen Gruppe. Alle bis auf den Residenten, den stellvertretenden Platzwart, waren ausgeflogen. Die drei, die die Waffen geholt hatten, von denen wir wußten, kamen als erste zurück. Gegen sechs waren alle wieder in ihren Zelten oder Wohnwagen. Wir gaben Alarm für unsere Wachmannschaft. Innerhalb von fünf Minuten hatten alle ihre Stellungen bezogen.
    Bisher lief alles genau nach unseren Vorstellungen ab. Aber nun mußten wenigstens zwei von den Gegnern ihre Wagen beladen, und das geschah nicht.
    »In welcher Variante tritt jetzt eine Pause ein?« fragte Horst. Ich griff in die Tasten.
    »Varianten vier und fünf. Beide sehen Angriff in der Abenddämmerung vor. Ungünstig für den Gegner. Er ist in unbekanntem Gelände uns gegenüber mehr im Nachteil als bei Tageslicht. Wenn nicht andere Momente diesen Nachteil aufheben.«
    Werner pfiff durch die Zähne.
    »Der Wachhabende meinte vorhin, als ich Alarm gab, hoffentlich ist der Spuk bis neun vorbei.«
    »Ruf ihn an und frag ihn, warum.«
    Werner rief an, fragte, lachte, sagte: »Da rechnen Sie lieber nicht mit!« Er legte auf.
    »Na, was ist?« fragte Horst.
    »Um neun beginnt die Übertragung von der Fußball-Weltmeisterschaft!« sagte er. »Habt ihr da noch dran gedacht?«
    »Wir sind richtig lebensfremd geworden in den letzten Tagen!« sagte Horst Heilig. »Sie werden also erst nach neun losfahren, wahrscheinlich, wenn gerade ein Tor fällt und großer Krach in den Radios und Fernsehern ist. Vielleicht haben sich jetzt einige noch mal auf’s Ohr gelegt. Ich glaube, jetzt ist die günstigste Zeit. Was meint ihr?«
    Er sah uns an. Ich nickte. Werner stimmte auch zu.
    »Gut, dann gib das Kommando!«
    Werner nahm den Hörer ab, wählte und sagte: »Das Schleppnetz wird ausgeworfen!«
    Minute um Minute verrann. Jeder von uns dreien sah hin und wieder auf die Uhr – die Zeiger schienen stillzustehen. Endlich, nach zwanzig langen Minuten, klingelte das Telefon. Werner nahm ab. Er wiederholte uns die Meldung, die er bekommen hatte: »Das Schleppnetz ist eingeholt. Alle Fische sind an Bord. Das Gerümpel auch.«
    »Halt, leg nicht auf!« sagte Horst Heilig. »Wir ändern etwas. Sie sollen die Festgenommenen sofort abtransportieren. Die jeweiligen Zeltnachbarn sind ja informiert, daß es sich um Einbrecher handelt. Jetzt wird das Fußballspiel unser Vorteil, denn die Leute werden sich dafür mehr interessieren und erst morgen feststellen, daß es mehrere Verhaftungen auf dem Zeltplatz gab. Wenn jetzt der Chef kontrollieren kommt, kann es durchaus sein, daß er vorher nichts mitkriegt. Also in jedes Zelt von unseren lieben Freunden zwei Mann. Mindestens bis – ja, bis elf Uhr. Und du fährst zu den Vernehmungen. Versuche, etwas über den Chef herauszukriegen. Klar?«
    Werner übermittelte den Befehl und meldete sich dann ab, strahlend, fast militärisch.
    »Eigentlich müßten wir jetzt vor Übermut die Bude auf den Kopf stellen«, sagte Horst Heilig nachdenklich. »Aber dir scheint auch nicht danach zu sein, wie?«
    »Mir ist irgendwie flau«, gab ich zu.
    Und wirklich, mir war sonderbar zumute. Ich fühlte keinen Triumph, nicht das schöne und befriedigende Gefühl einer gut zu Ende gebrachten Arbeit. Lag das vielleicht daran, daß wir hier so gut wie keine Aktivität hatten entwickeln können –
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