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Den Jakobsweg erfahren

Den Jakobsweg erfahren

Titel: Den Jakobsweg erfahren
Autoren: Jürgen Frömmert
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Vorwort
    Was treibt einen normalen Menschen
dazu, sich für fünf Wochen eine Auszeit von Familie und Beruf zu nehmen und auf
dem Fahrrad einmal quer durch Europa auf historischen Pilgerwegen zu fahren?
    Klar sagt man, dass müssen
Lebenskrisen, religiöse oder sonstige schwerwiegende Gründe sein, die eine
lange Auszeit erfordern. Das scheint bei uns dreien anders zu sein.
    Das Thema Jakobsweg wird für mich
erst dadurch präsent, als mich mein Bruder Bernd Weihnachten 2009 fragt, ob
mein Bruder Klaus und ich mit ihm gemeinsam den Weg gehen möchten. Ich hatte
zuvor zwar schon mal von dem „Ich bin dann mal weg“ - Buch gehört, aber nicht
gelesen. Ich bin sehr skeptisch, denn zu Fuß eine große Strecke gehen, dass ist
eher nicht mein Ding und überhaupt.
    Bernd will mir die Sache noch
dadurch schmackhaft machen, dass man nicht den kompletten Weg, sondern nur
einen Teil gehen bräuchte, aber vergeblich.
    Auf Mallorca, beim Tresengespräch
im Jahr darauf, höre ich erneut das Thema Jakobsweg. Der ist für mich das
Sinnbild für „weit laufen“. Hier erfahre ich, dass man den auch mit dem Rad
fahren kann. Wieder zu Hause angekommen, surfe ich im Internet auf Jakobs
Wegen. Nach etlichen Stunden erreiche ich die Seite eines Angehörigen des Bocholter
Radsportclubs. Die sind im Alter von über 60 Jahren den Weg gefahren. Wenn die
das in dem Alter geschafft haben, dann kann man das bestimmt locker
hinbekommen. Die Idee Jakobsweg wird für mich interessanter.
    Beim nächsten Weihnachtsfest frage
nun ich meine Brüder, ob sie mit mir mit dem Rad den Weg fahren wollen. Ich
ernte genau wie Bernd im Jahr zuvor keine Zustimmung. Als ich meinen Schwager
Timo frage, sieht die Sache schon anders aus. Er ist sofort Feuer und Flamme.
Mit Timo habe ich schon eine verrückte Sache gemacht:
    Ich wollte mit ihm per Fahrrad zu meinem Boot nach Lübeck fahren. Das
ist von uns aus etwa 320 km entfernt. Als wir das im Mai 2005 im Kreise unserer
Clique bei einem Umtrunk erzählen, ernten wir ungläubiges Gelächter. „Das
schafft ihr nie!“ klingt es noch heute in meinen Ohren. Timo lässt sich durch
diese Wortbeiträge dazu hinreißen, dass wir die Strecke binnen 24 Stunden
fahren werden. Es wird kurz ruhig, besonders in mir und dann werden so viel
Wetteinsätze gegen unsere Tour verkündet, dass wir aus der Nummer nicht mehr
heraus kommen. Alle Radsportler, die wir kennen, werden befragt und bis auf
einen antworten alle, dass dies nicht zu schaffen sei. Das ist ein älterer
Berufskollege von mir. Er sagt, dass wir das schaffen werden, weil wir es
wollen. Das ist der erste Tropfen Zuversicht. Ein anderer Kollege, der
Radrennen fährt, gibt mir den Tipp, schon im Herbst mit dem Training zu
beginnen. Ich bekomme ein Rennrad von ihm geliehen und dann geht es los.
Zunächst noch draußen und dann im Winter indoor auf Spinning-Rädern. Erst kurz
und dann immer längere Zeiten. Zum Schluss sind es vier Stunden am Stück. Als
die Trainingstour im April 2006 nach Ahlhorn zum
Spargelessen und zurück klappt (165 km), ist uns klar, dass wir es packen
werden.
    Die Tour nach Lübeck im Mai des
gleichen Jahres schaffen wir letztlich mit vier großen Pausen in 20 Stunden.
    Danach haben wir immer wieder
gesagt, mit dem Rad noch einmal eine große Tour zu machen, Nordkap, Südspanien,
Heidelberg (warum eigentlich Heidelberg?). Nordkap erscheint mit zu kalt,
Südspanien zu heiß und Heidelberg? Echt keine Ahnung. Irgendwie kommen wir aber
nicht so richtig in die Hufe.
    Zu uns möchte sich noch unser
gemeinsamen Freund Siggi gesellen. Wir sind begeistert und versuchen, noch mehr
von unseren Freunden mit dem „Virus Jakobsweg“ anzustecken. Die winken aber
lieber ab. Als nächsten Schritt bei den Vorbereitungen fragen wir bei unseren
Arbeitsstellen vorsichtig nach, ob wir im April / Mai 2012 für fünf Wochen frei
mit Urlaub oder Überstunden am Stück bekommen. Als die Arbeitgeber den Grund
für die lange Auszeit hören, ist das zu unserer Überraschung kein Problem.
Unsere Ehefrauen sind auch mehr oder weniger schnell „begeistert“. So wird dem
„Unternehmen“ Jakobsweg im Januar 2011 endgültig grünes Licht gegeben.
    Eine Radtour um den Bodensee im
August des gleichen Jahres wird von uns schon als Test angesehen (werden
Radlersachen, die man abends wäscht bis zum nächsten Morgen trocken?). Alle
Radler, die wir unterwegs treffen und denen wir von unserem Vorhaben erzählen,
machen uns Mut. So steigert sich unsere Vorfreude.
    Im
Herbst, nach
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