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Den Jakobsweg erfahren

Den Jakobsweg erfahren

Titel: Den Jakobsweg erfahren
Autoren: Jürgen Frömmert
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Einzige,
was es dort kostenlos gibt) erhalten haben, machen wir noch schnell ein Foto
und weiter geht es.
    In Compigne endet die Route im
Handy-Navi für den heutigen Tag. Da es noch früh ist, und wir noch nicht müde
sind, beschließen wir, weiter zu fahren. Die neue Route wird geladen, aktiviert
und dann geht es weiter. Entgegen getroffener Absprachen machen wir nicht im
Stadtgebiet eine Pause, sondern fahren aus der Stadt heraus.
    Dann verspüren wir zum ersten Mal
Schiebewind. Wir sausen auf der schmalen Straße nur so dahin. Erst einige
Kilometer später in der Zufahrt eines Gutshofes unter einer Kastanienallee gibt
es dann die lang ersehnte Rast. Auf einer Weide neben der Allee genießen die
Pferde die Sonnenstrahlen und sind sichtlich genau so gut gelaunt wie wir.
    Nachdem wir uns ausgeruht und
gestärkt haben, geht es weiter. Einen Moment haben wir noch die Unterstützung
durch den Rückenwind, doch dann folgen heftig lange und stetige Anstiege.
    Im Gegensatz zu gestern wird es
uns dabei dann so warm, dass sich einer von uns dann sogar
Kleidungserleichterung gönnt. Die anderen ziehen es vor, bei 20 Grad mit
Fausthandschuhen weiter zu fahren.
    In der Nähe des kleinen Ortes
Etienne (oder so ähnlich) wettern wir unter Bäumen einen heftigen
Gewitterschauer ab. Es gießt in Strömen. Mit Schlagern einer bekannten jungen
deutschen Sängerin ist das jedoch halb so schlimm.
    Als wir dann endlich in Clermont
ankommen, sind alle ziemlich platt. Wir sind uns aber schnell einig, an einer
Tankstelle nach einem Hotel zu fragen, bevor wir den Seeweg nach Indien neu
entdecken. Das Französisch – Deutsche Wörterbuch wird gezückt und der alles
entscheidende Satz präpariert. Im Verkaufsraum frage ich dann eine nette Dame
in meinem besten Französisch: „Esquisi moi pour atter hotel s.v.p.“. Sie gibt
uns die Beschreibung in ihrem besten französisch und zeigt zu dem mit
kreisenden Bewegungen auf ihrer Handfläche einen Kreisverkehr. Dort sollen wir
geradeaus fahren und dann links abbiegen.
    Wir danken und fahren los, finden
aber keinen Kreisverkehr. Entgegen der Beschreibung lassen wir uns dazu
verleiten, nach rechts abzubiegen. Dahin geht es zu einer Kirche. Und Kirchen
liegen hier im Allgemeinen auf einem Berg. So auch in Clermont.
    Es geht auf Kopfsteinpflaster
steil bergauf. In der Vorbeifahrt während der Schinderei, meinen wir ein
Verkehrsschild gesehen zu haben, auf dem etwas mit „Hotel“ gestanden hat. An
der Kirche angekommen, bemerken wir, dass es sich bei der Straße um eine
Sackgasse handelt. Von einem Hotel ist dort jedoch weit und breit nichts zu
sehen.
    Der aus dem Wörterbuch entnommene
Hotel – Fragesatz war ja noch im Kopf und so frage ich eine kleine Gruppe
Einheimischer nach dem Weg. Bevor man uns nun lange zu erklären versucht, wie
es zum Hotel geht, übersetzt ein junger Herr die Ausführungen einer Dame,
vermutlich seine Mutter, dass sie vor uns her fährt und wir nur folgen
brauchen.
    Die Dame will uns offensichtlich
nicht bremsen (wir könnten ja potentielle Tour-de-France-Teilnehmer sein) und
so fährt sie in atemberaubender Geschwindigkeit bis zum Hotel vor uns her.
    Nur Siggi ist in der Lage an dem
Pkw bis zum Schluss dran zu bleiben. Timo und ich müssen langsamer machen und
folgen in respektablem Abstand. Am „Grand Comfort Hotel“ (ein Motel) kommen wir
um 18:30 Uhr an und bedanken uns höflich bei unserer Guide. Beim Betreten der
Lobby beschleicht uns das Gefühl, für uns nicht den richtigen Rahmen gefunden
zu haben. Der Angestellte, im feinsten Zwirn, will auf unsere Frage nach einem
Zimmer für 3 Personen lieber seinen Chef holen. Die Wartezeit überbrücken Siggi
und ich mit einem Toilettenbesuch, der unsere Meinung, nicht den für uns
entsprechenden Rahmen gefunden zu haben noch bestärkt, denn alles ist sehr
nobel.
    Der Chef möchte zunächst 88 € für
den Raum, und als ich ihm verdeutliche, dass dies zu teuer für uns ist, reichen
ihm dann 65 € zuzüglich 9,10 € für das Frühstück. Also wird alles klar gemacht,
Fahrräder auf den Hinterhof gebracht, abgesattelt, geduscht und dann zu Mc
Donalds Abendbrot essen. Dort findet sich schnell ein Angestellter, der deutsch
spricht und von ihm werden wir richtig umsorgt. Zum Essen gibt es ein Heineken,
was vom knurrenden Magen dankend angenommen wird.
    Im Supermarkt nebenan finden wir dann
noch drei Flaschen Wein, die eine angenehme Bettschwere bereiten.
    120 gefahrene km, gesamt 726,2 km
    7:19 gefahrene Zeit, gesamt
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