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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht
Autoren: Jon Land
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und der Mörtel explodierten und flogen nach innen. Der gesamte Abschnitt der Mauer stürzte ein.
    Eine weitere Rakete, aus dem Baumgürtel abgefeuert, schlug ein. Ben warf sich von der Mauer zurück und kugelte sich zusammen. Das Krachen und Donnern klingelte in seinen Ohren; Staub und Schutt flogen auf ihn herab. Er ließ sich auf die nächste Ebene hinunterfallen und stieß unwillkürlich einen Schrei aus, der im Donnern der dritten Rakete unterging, die ein Stück der Brustwehr direkt über ihm zerriss. Bens Blick zuckte nach oben. Er sah, dass Russetts Männer allesamt verschwunden waren, verloren im heißen, rauchenden Schutt.
    Ben wollte gerade den Kopf heben, als neuerliches Feuer aus Automatikgewehren das bisschen Deckung zerfetzte, das über ihm geblieben war.
    Sein Ausbilder auf der Polizeiakademie war ein Veteran des Marine Corps gewesen, der in der schleppenden Sprache des Südstaatlers und mit dröhnender Stimme geschildert hatte, wie es war, in einem Feuergefecht zu kämpfen und zu überleben. Das konnte man nicht lernen; man musste es durchgemacht haben.
    Ben verstand jetzt. Selbst die schmerzlichen Erinnerungen des Marine-Corps-Veterans waren dem Grauen, das er hier erlebte, nicht gerecht geworden. Ben hatte das Gefühl, innerlich zerrissen zu werden. Er presste die Hände auf die Ohren, als Trümmerstücke wie Geschosse um ihn herumflogen, wobei er von Splittern getroffen wurde. Er schützte den Kopf mit den Ellenbogen und spürte, wie ihm die Haut wie von Steinen aufgerissen wurde. Er konnte sein eigenes Blut riechen und wartete voller Panik darauf, tödlich getroffen zu werden. Dann aber dachte er an Danielle und nahm eine schützende Hand vom Kopf, um nach dem Gewehr zu tasten. Er musste die Kugeln abfeuern, die er noch hatte, und Danielle so viel Zeit erkaufen, wie er nur konnte.
    Doch das Gewehr war weg. Es musste von der Kante der Mauer gerutscht und in die dunkle Tiefe gefallen sein. Immer noch gegen den steinernen Sims gepresst, spähte Ben in den Hof und suchte nach der Waffe.
    Dann blieb sein Blick auf einem Ziel auf halbem Weg zwischen der Mauer und der Burg haften. Seine Gedanken jagten sich, klammerten sich an die Hoffnung. Ben wog seine Chancen ab. Wenn er dorthin gelangte, konnte er den Kampf vielleicht – vielleicht – zu seinen Gunsten wenden. Er wusste, dass er dabei sterben konnte, fand sich jedoch damit ab. Der Tod war ihm schon so nahe gewesen, dass die Furcht verschwunden war.
    Ben sah Mundt und Russett in die Öffnung in der Mitte der Burgmauer springen und wild auf die letzte Welle der Angreifer feuern, als sie durch den Sicherheitszaun brachen. Russett wurde ins Bein getroffen und brach zusammen. Mundt verschoss Kugel um Kugel und blieb trotz des gegnerischen Beschusses wie durch ein Wunder auf den Beinen, bis seine Pistole leer gefeuert war. Dann stürzte er vornüber, während er immer noch nachzuladen versuchte.
    Mundt und Russell hatten Ben die Zeit erkauft, die er benötigte, um sich auf den nächsten Sims der Burgmauer hinabzulassen und zu Boden zu springen, wo Russett verzweifelt versuchte, Mundt in Sicherheit zu schleifen.
    Ben rappelte sich auf und rannte los.
    Ihm war ein Gedanke gekommen, wie er vielleicht ihrer aller Leben retten konnte.
    Anna Krieger hatte nicht mit dem Widerstand des Feindes von der Brustwehr aus gerechnet. Es war ein cleverer Schachzug des Gegners. Doch sie hatte immer noch drei Männer bei sich – vier, einschließlich des Scharfschützen, der gemeldet hatte, dass der echte Paul Hessler an der Rückseite der Burg festgenagelt worden war. Der Scharfschütze hatte ebenfalls einen Treffer auf eine Frau gemeldet, die nach Annas Meinung nur Danielle Barnea sein konnte. Lebend! Und wenn Barnea dort war, musste Mundt ebenfalls hier sein. Die beiden hatten sie, Anna, in Polen offenbar ausgetrickst, nun aber würden beide sterben.
    Wie der Vater, so der Sohn, dachte Anna und fand es nur gerecht.
    Als sie innerhalb des Sicherheitszauns war, signalisierte sie ihren Männern, kurz vor den Suburbans zu stoppen. Dann zielte sie mit dem Gewehr auf einen stämmigen Mann, der sich über einen anderen neigte, den er soeben in Sicherheit gezogen hatte.
    Doch bevor Anna abdrücken konnte, hörte sie das Dröhnen eines schweren Motors und blickte auf.
    Ein riesiger, gelber Frontlader walzte geradenwegs auf sie zu.
    Ben trieb den tonnenschweren Frontlader voran, plagte sich mit der Schaltung ab und kämpfte mit den Pedalen, um die Höchstgeschwindigkeit zu
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