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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht
Autoren: Jon Land
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sie zuhielt.
    Er konnte das riesige Gefährt nicht stoppen und hätte es vielleicht auch nicht getan, denn nur noch diese Männer standen zwischen Danielle und der Sicherheit.
    Noch mehr Glas zersplitterte, und Scherben sirrten durch die Luft, doch Ben trieb den Frontlader weiter voran und rammte den Explorer an der Seite. Die Zähne des Frontladers fraßen sich durch den Stahl der Tür und den Stoff der Sitze. Der Wagen wurde leicht angehoben und fiel dann zurück; Ben fuhr darüber hinweg. Die gewaltigen Reifen zermalmten die stählerne Karosserie. Ben hatte das Gefühl, es mit den eigenen Füßen zu tun, die er fest auf den Boden vor dem Führersitz presste, der ihm glühend heiß vorkam.
    Vielleicht gab es Schreie; bei dem Kreischen von Stahl war es schwer zu sagen. Bens Füße auf den Pedalen verkrampften sich, und Wadenkrämpfe peinigten ihn, als nach den Vorderrädern auch die gewaltigen Hinterräder über das rollten, was vom Explorer übrig geblieben war.
    Es dauerte einen Moment, bis Ben erkannte, dass der Kampf vorüber war.
    Es gelang ihm, den Frontlader zu stoppen und die Tür des Führersitzes aufzustoßen. Er kletterte die Leiter hinunter und brach zusammen, als seine Füße den Boden berührten.
    Danielle!
    Der Gedanke an sie reichte, um Ben wieder auf die Füße zu treiben. Er taumelte durch die Dunkelheit, um sie zu suchen.

90.
    Sie waren nicht im Hessler Institute, sondern in der Notaufnahme des Columbia Presbyterien Medical Center, zwölf Querstraßen von der George Washington Bridge entfernt. Danielle erhielt auch nicht die ersten Injektionen von Projekt 4601; stattdessen wurde ihre Blutgruppe festgestellt und die entsprechenden Infusionen vorbereitet. Mehrere Ärzte neigten sich über die Trage, auf der sie lag. Ben war die Sicht durch den zugezogenen Vorhang seiner Behandlungskabine versperrt, und niemand schien ihm irgendwelche Beachtung zu schenken.
    »Das sieht schlimm aus …«, hörte er einen der Ärzte sagen.
    »Bereiten Sie eine Notoperation vor und lassen Sie Dr. Cantrell ausrufen.«
    »Vergessen Sie die Notoperation«, sagte ein anderer Arzt, dessen Handschuhe und der grüne Kittel bereits rot von Danielles Blut waren. »Was immer wir noch tun können, müssen wir sofort tun.«
    »Blutdruck fällt, Doktor!«, rief eine Krankenschwester.
    »Wir verlieren sie! Reanimation einleiten!«
    »Wo sind die Blutkonserven?«
    Ben trat durch den Vorhang. »Sie ist schwanger.«
    Ein paar Ärzte blickten zu ihm und starrten auf sein fast geschlossenes blutiges Auge.
    »O Gott«, sagte einer, »der Mann braucht ebenfalls Hilfe.«
    »Später«, sagte Ben. »Viel wichtiger ist, dass die Frau schwanger ist.«
    »Wer sind Sie?«, fragte der leitende Arzt, während er Druck auf Danielles Wunde ausübte.
    »Der Vater.«
    »Blutdruck stabil, Doktor.«
    »Wir müssen mit ihr in den OP«, erklärte der leitende Arzt. »Schnell!«
    Eine Krankenschwester eilte mit einem Arm voll Plastikbeuteln ans Bett, die mit Blut gefüllt waren. »Acht Einheiten«, sagte sie atemlos. »Weitere sind unterwegs.«
    »Schafft das Schnellinfusionsgerät her und macht mir Platz! Los, ich brauche den Absauger! Bringt den Absauger her!« Er warf Ben einen raschen Blick zu. »Und schafft den Mann hier raus! Sofort!«
    Ben fühlte sich von Händen gepackt. Er wurde zurück in den angrenzenden Behandlungsraum geführt. Seine Füße gehorchten ihm kaum.
    Eine halbe Stunde später erschien der leitende Arzt in seinem Krankenhaus-Grün, das von Danielles Blut bedeckt war. Ben nahm die Hände fort, die er sich vors Gesicht gehalten hatte, und blickte benommen zu dem Arzt auf.
    »Wir konnten den Blutverlust stoppen und ihren Zustand stabilisieren«, sagte der Arzt. »Sie ist jetzt auf dem Weg in den OP. Ich glaube, sie kommt durch.«
    »Was ist mit dem Kind?«, fragte Ben und fürchtete sich so sehr vor der Antwort, wie er sich nie im Leben vor etwas gefürchtet hatte.

 
EPILOG
    »Das ist also das Hessler Institute«, sagte Danielle und schaute sich um.
    Ben, der am Fuß ihres Bettes im Columbia Presbyterien Hospital stand, lächelte leicht.
    »Ich kann mich gar nicht erinnern, dass man mich von der Burg hierher gebracht hat. Wo ist Hessler? Ist er wohlauf?«
    »Dem geht es gut. Er rettete …«
    »Was?«
    »Nichts. Hessler kommt später.«
    »Was ist mit Mundt?«
    Ben schüttelte langsam den Kopf. »Nur drei Wächter des Tores haben überlebt, einer ist entkommen. Ich nehme an, wir hören nie wieder von ihnen.«
    »Sie haben den
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