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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt
Autoren: Kristan Higgins
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PROLOG
    E inen festen Freund zu erfinden ist für mich nichts Neues. Das gebe ich offen zu. Manche Leute sehen sich beim Schaufensterbummel Sachen an, die sie sich nie leisten können. Andere berauschen sich an Internetfotos von Cluburlauben, die sie niemals buchen werden. Und einige stellen sich vor, dass sie einen richtig netten Typen kennenlernen, obwohl sie es in Wahrheit nicht tun.
    Das erste Mal passierte es, als ich in der sechsten Klasse war. Große Pause. Heather B., Heather F. und Jessica A., die drei beliebtesten Mädchen, standen wie immer in einem Kreis von Bewunderern. Sie trugen Lipgloss und Lidschatten, hatten niedliche kleine Handtaschen und … Freunde. Jungs. Mit einem Jungen zu „gehen“, hieß damals nichts weiter, als dass er einen vielleicht grüßte, wenn man sich im Schulgebäude begegnete, aber trotzdem war es ein Statussymbol. Mit dem ich nicht aufwarten konnte, ebenso wenig wie mit Lidschatten. Heather F. beobachtete ihren Auserwählten Joey Ames dabei, wie er sich einen Frosch in die Hose steckte (aus Beweggründen, die wohl nur ein Junge der sechsten Klasse nachvollziehen könnte), und sagte daraufhin, dass sie sich überlege, mit Joey Schluss zu machen und vielleicht mit Jason zu gehen.
    Und plötzlich, ohne großartig nachzudenken, erzählte ich einfach drauflos, dass ich auch mit jemandem zusammen sei … einem Jungen aus einer anderen Stadt. Die drei beliebten Mädchen drehten sich abrupt und offenkundig interessiert zu mir um, und schon erzählte ich von Tyler, einem richtig süßen, klugen und zuvorkommenden Jungen. Nein, mit vierzehn war er fast schon ein Mann. Seine Familie besaß eine Pferde-Ranch und wollte, dass ich dem neugeborenen Fohlen einen Namen gab, und später würde ich es abrichten, sodass es nur mir gehorchen würde, mir allein.
    So einen Jungen haben wir doch alle mal erfunden, oder? Was war schlimm daran, zu glauben – na ja, beinahe zu glauben –, dass irgendwo da draußen als Ausgleich zu diesen Hosenfroschtypenein Junge von der Pferde-Ranch existierte? Es war fast so, wie an Gott zu glauben – man musste es einfach, denn was wäre die Alternative gewesen? Die anderen Mädchen kauften es mir ab, bombardierten mich mit Fragen und begegneten mir von nun an mit Respekt. Heather B. lud mich zu ihrer bevorstehenden Geburtstagsparty ein, und ich nahm dankend an. Natürlich würde ich dann die traurige Nachricht überbringen müssen, dass Tylers Ranch abgebrannt und die Familie samt meinem Fohlen Midnight Sun nach Oregon gezogen sei. Möglicherweise ahnten die Heathers und der Rest meiner Klassenkameraden die Wahrheit, aber ich merkte, dass mir das im Grunde egal war. Mir Tyler vorzustellen … hatte sich einfach großartig angefühlt.
    Später, als ich fünfzehn war und wir aus der beschaulichen Stadt Mount Vernon im Staat New York in die ungleich noblere Ortschaft Avon in Connecticut umzogen, in der alle Mädchen glatte, glänzende Haare und strahlend weiße Zähne hatten, erfand ich einen neuen Jungen. Jack, der zurückgelassene Freund in meiner Heimat. Ach, er sah ja so gut aus (wie ein Foto in meinem Portemonnaie bewies, das ich sorgfältig aus einem J.Crew-Katalog ausgeschnitten hatte)! Jacks Vater besaß ein edles Restaurant namens Le Cirque (hey, ich war fünfzehn …). Jack und ich ließen die Sache langsam angehen … Ja, wir hatten uns schon geküsst, tatsächlich hatten wir auch schon ein bisschen gefummelt, aber er hatte so viel Respekt, dass er mich nicht weiter bedrängt hatte. Damit wollten wir warten, bis wir älter wären. Vielleicht würden wir uns bald die Verlobung versprechen, und weil seine Familie mich so sehr liebte, würde Jack mir einen Ring bei Tiffany’s kaufen, nicht mit einem Diamanten, aber vielleicht mit einem Saphir, ähnlich dem von Prinzessin Diana, nur etwas kleiner.
    Leider muss ich gestehen, dass ich etwa vier Monate nach Beginn meines zweiten Highschool-Jahres mit Jack Schluss machte, um für die Jungen vor Ort verfügbar zu sein. Doch mein Plan ging nicht auf … die Jungen vor Ort waren nicht sonderlich interessiert. Jedenfalls nicht an mir. Wenn allerdings meineältere Schwester Margaret mich hin und wieder mal in ihren Semesterferien von der Schule abholte, verfielen alle Jungs angesichts ihrer klaren, strahlenden Schönheit umgehend in ehrfürchtiges Schweigen. Sogar meine jüngere Schwester, die damals erst in der Siebten war, zeigte bereits erste Anzeichen, zu einer wahren Schönheit heranzuwachsen. Ich hingegen
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