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Die Horror Party

Die Horror Party

Titel: Die Horror Party
Autoren: Robert Lory
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erfüllt war – nämlich wegen des Mädchens, das er in den nächsten Minuten wiedersehen würde – trotz allem war es vielleicht ratsam herauszufinden, was der Fahrer meinte. Wenn das Trinkwasser in der Gegend verseucht war, konnte er sich in acht nehmen – zum Beispiel, indem er seinen Whisky pur trank.
    Also stellte er seine Frage.
    »Nicht gut, nicht gut«, wiederholte der Fahrer.
    »Na bitte«, sagte Banner. »Aber ich habe Sie gefragt, warum. Warum ist das Haus nicht gut?«
    Das Auge im Rückspiegel leuchtete, musterte eindringlich den Fahrgast. Etwa dreißig, fünfunddreißig Jahre alt. Nicht schlecht gekleidet, schlank, hellblaue Augen und blond-graues widerspenstiges Haar. Ein Amerikaner, aber kein Angebertyp.
    »Sie wissen nichts darüber?«
    »Ich kenne den Mann, der dort wohnt. Das ist alles.«
    Ein Kopf schütteln.
    »Törichter Mann – nicht Sie, aber der Mann, der dort wohnt. Er hat viel Geld ausgegeben, das alte Haus zu renovieren. Ein Vermögen. Es heißt, er hat seltsame, sinnlose Dinge gemacht. Ich weiß nichts Genaues, weil er Fremde hat kommen lassen, um die Arbeit zu tun. Aber auch die haben gesagt: Der Kerl muß verrückt sein.«
    Banner lächelte. Eine gute Beschreibung Leander Maxwells – eine Beschreibung, die seit mindestens vierzig Jahren in der Welt des Films bekannt war. Interessant, diese Ansicht durch einen Mann bestätigt zu finden, der nichts mit der Branche zu tun hatte.
    »Verrückt? Warum? Nur wegen des Umbaus?«
    Wieder schüttelte der Fahrer den Kopf.
    »Nicht nur. Ich meine das Grundstück, den Ort, wo er wohnt. Sehr schlecht. Ist immer schlimmer Ort gewesen, seit über tausend Jahren.«
    »Sie meinen, der Ort ist verhext?«
    »Böse – verhext – das sind nur Worte. Auf Griechisch sagen wir kakos. Das Wort ist nicht wichtig. Aber die Atmosphäre dort – die ist sehr wichtig. Ehe er herkam, kümmert sich niemand darum. Alle reden von den bösen Geistern da oben, daß vielleicht der Teufel dort wohnte, ehe die Menschen herausfanden, daß er der Teufel war. In den alten Geschichten, in den Legenden meines Volkes -na ja, da hat der Teufel viele Namen.«
    Banner nickte. Als Schriftsteller war er nicht sonderlich belesen, doch in griechischer Mythologie kannte er sich aus. Seit gut drei Jahren lebte er nun recht gut davon, Szenen aus den alten griechischen Sagen herauszusuchen und mit einigen modernen Zutaten die meist aus alten Science-Fiction-Romanen stammten zu interessanten Drehbüchern zusammenzumixen. Diese wurden anschließend durch wilde europäische Regisseure zurechtgestutzt.
    »Sie meinen Pan«, sagte Banner.
    »Pan«, wiederholte der Fahrer. »Sicher, das ist einer der Namen – ein ziemlich übler Kerl. Spielt die Flöte und lockte die jungen Frauen an – Sie wissen schon.«
    Eines der Augen im Rückspiegel wurde zusammengekniffen. »Aber was ist Pan wirklich? Ein Ziegenmensch, natürlich. Er stellt eine Gefahr dar, aber nicht so sehr wie die anderen.«
    »Die anderen Teufel?«
    »Andere Teufel oder andere Namen für den Teufel. Ich kenne mich da nicht so aus. Vor langer Zeit herrschte hier mal ein schlimmer König, der ein Ungeheuer hatte. Ein gewaltiges Stiermonstrum.«
    »Der Minotaurus von König Minos«, sagte Banner. »Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, wurden das Ungeheuer und der König von Theseus getötet.«
    Der Fahrer lachte.
    »Vielleicht! Das Monstrum wäre nicht leicht umzubringen.«
    Nun mußte Banner lachen.
    »Ist es denn hier in der Gegend gesehen worden?«
    Ein Kopfschütteln. Ernst fuhr der Mann fort: »Vielleicht nicht gesehen. Aber gehört hat man es. Manche sagen, es sei nur das Klagen des Windes, doch andere behaupten etwas anderes. Ich – ich habe keine bestimmte Meinung, außer vielleicht, daß dieses Wesen der Teufel war. Und wenn das stimmt – na ja, so leicht bringt man den nicht um. Mehr sage ich nicht. Die Geräusche, die aus dem großen Haus kommen, die stammen vielleicht vom Wind. Vielleicht aber auch nicht.«
    Banner schwieg, doch er grinste belustigt. Und bestimmt lachte sich auch Leander Maxwell ins Fäustchen. Der alte Meister der Spezialeffekte hätte sich bestimmt gefreut, wenn er gehört hätte, daß seine Werke auch von den Leuten anerkannt wurden, die ihn nicht in der Filmbranche arbeiten sahen, sondern für die er zum täglichen Leben gehörte.
    Allerdings wußte Leander Maxwell sicher bereits Bescheid und genoß diese Art der Verehrung. Denn seit seine Karriere vor vielen Jahren begonnen hatte, war Leander
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