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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle
Autoren: Paul C. Doherty
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fürchterlichsten Verbrechen angeklagt!« rief Branquier. »Euer Zimmer und Eure Habe werden durchsucht werden!«
    Legrave riß sich aus seinen Träumereien. Er fuhr sich mit einem Finger über die Lippen. »Dann werdet Ihr die Beweise finden.«
    Er kaute auf seiner Unterlippe und schaute kurz zu Corbett hinüber. »Sie finden sie vielleicht nicht, aber Ihr werdet sie entdecken. De Craon hat mich vor Euch gewarnt. Ich hätte Euch sofort töten sollen. Wir haben alle den Tod verdient.« Seine Stimme wurde lauter. »Wir sind Templer, Männer, die ihr Leben dem Kampf gegen die Ungläubigen geweiht haben. Schaut uns jetzt an: Bankiers, Kaufleute, Bauern. Männer, die wie Bruder Odo von vergangenen Heldentaten leben. Und dann Reverchien und sein idiotischer Bußgang jeden Morgen. Baddlesmere und seine Knaben. Symmes und sein Alkohol. Branquier und seine Bilanzbücher. Gibt es für irgendeinen von uns Hoffnung? Ich trat diesem Orden bei, weil ich eine hehre Vision hatte. Ich stellte mir so etwas wie die Suche nach dem Heiligen Gral vor.« Er deutete auf de Molay. »Philipp von Frankreich hat recht. Unser Orden ist am Ende. Warum klammern wir uns an unsere Reichtümer? Der Orden sollte aufgelöst, mit anderen vereinigt werden und eine neue Aufgabe erhalten.«
    »Und Ihr?« fragte Corbett. Er war neugierig, was Philipp diesem Judas geboten hatte.
    »Ich wäre Ritter und Bannerherr am französischen Hof geworden«, antwortete Legrave. »Ja, ich hätte Herrenhäuser und Güter besessen und meine Gelübde hinter mir gelassen. Ich hätte die Möglichkeit gehabt, Versäumtes nachzuholen, zu heiraten und einen Erben zu zeugen. Das zumindest hat einen Sinn. Früher oder später wird ein Sturm kommen und das Haus der Templer, das auf Sand gebaut ist, zerstören.«
    Corbett ging zu ihm hinüber und beugte sich über ihn. »Ihr lügt«, sagte er ihm ins Gesicht. »Ihr seid ein Feigling. Ihr habt Euren Orden schon vor Jahren in Akka verraten.«
    Legrave wich entsetzt zurück, als er den Zorn seiner Gefährten bemerkte.
    »Was sagt Ihr?« stammelte er.
    »Ich traf einen Ritter, einen Templer im Aussätzigen-Spital in York. Er war jahrelang bei den Assassinen in Gefangenschaft gewesen. Er sagte mir nicht seinen Namen, nannte sich Unbekannter, aber er erzählte mir von einem englischen Templer, der von seinem Posten in Akka geflüchtet war und so seine Kameraden dem Untergang geweiht hatte.«
    »Ich habe davon gerüchtweise gehört«, unterbrach ihn Branquier.
    »Es war doch so, Ihr seid geflüchtet?« wollte Corbett wissen. »Und die Franzosen haben das spitzgekriegt. Sie haben Euch keine Reichtümer geboten, sondern gedroht, Euer Geheimnis zu verraten.«
    Legrave nickte nur. Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen und schluchzte leise.
    »Ihr erklärt Euch für schuldig?« flüsterte Branquier.
    »Ihm muß der Prozeß gemacht werden!« rief Symmes.
    »Der Prozeß hat gerade stattgefunden«, sagte de Molay und erhob sich. »Er ist schuldig.«
    Der Großmeister zog sein Schwert, das an einer Ecke seines Stuhles hing, aus der Scheide, ging um die Tafel herum und blieb vor Legrave stehen. Er hielt das Schwert, wie ein Priester ein Kruzifix hält.
    »Ich, Jacques de Molay, Großmeister des Templerordens, spreche Euch, Sir Ralph Legrave, Ritter desselben Ordens, schuldig, mit Eurer Hand fürchterliche Verbrechen und schrecklichen Verrat begangen zu haben. Was habt Ihr darauf zu entgegnen?« Legrave hob den Kopf.
    »Das Urteil ist gesprochen«, sagte de Molay feierlich. »Die Hinrichtung findet morgen in der ersten Dämmerung statt.«
    »Das könnt Ihr nicht tun!« rief Corbett.
    »Geht in Eure Schreibstube!« entgegnete de Molay. »Seht bei den Urkunden und Rechtstiteln, bei den königlichen Privilegien und Erlaubnissen nach. Ich habe Gewalt über Leben und Tod, Gewalt über Galgen und Schinderkarren, Bruder.« De Molay schaute Legrave an. »Ich frage Euch ein letztes Mal: Habt Ihr noch etwas zu sagen?«
    »Nichts«, antwortete Legrave. »Außer, Großmeister...« Er blickte sich im Saal um. »All das wird vergehen«, flüsterte er, »denn unser Anliegen ist gescheitert. Unsere Tage sind gezählt. Unser Haus wird fallen.«
    De Molay trat zur Tür und führte einige Sergeanten herein. Symmes richtete Legrave auf. De Molay nahm ihm den Schwertgürtel ab, das Zeichen der Ritterschaft.
    »Schickt einen Priester zu ihm«, sagte de Molay mit heiserer Stimme, »damit er seine Sünden beichten kann.«
    Der Gefangene verließ den Saal, ohne sich noch
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