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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Misthaufen geworfen.«
    »Du regelst alles aufs beste, Mutter«, erkannte Nicolaus erleichtert.
    »Ich liebe euch beide, Grube kaum weniger als dich. Aber war es nicht ein wenig tollkühn von dir, jemanden zu Talekes Haus zu schicken, der sie noch nie gesehen hatte? Das soll kein Tadel sein!«
    Nicolaus zuckte gleichgültig die Achseln. »Als ihre Bewacher so unerwartet abgezogen wurden, schien es so viel einfacher zu sein, in diesem heruntergekommenen Viertel einen Mord aus Eifersucht oder Rache zu inszenieren, als auf einen Prozess zu warten. Einen Versuch war es wert, fand ich. Der Kerl war neu in Lübeck, das passte gut. Und er hat mir hinterher versichert, dass er Taleke ganz richtig angetroffen hat: Sie machte sich gerade am Feuer ihres Hauses zu schaffen. Warum hätte er jemand anderen als Taleke dort vermuten sollen?«
    Es klopfte, und Elske schlüpfte herein. Frau Puttfarcken rümpfte missbilligend die Nase. »Du hast hier nichts zu suchen, das weißt du doch!«
    »Der städtische Arzt steht unten und verlangt, mit Euch oder mit dem Herrn Nicolaus zu sprechen«, flüsterte Elske unbeirrt.
    »Nicolaus ist nicht da«, antwortete Frau Adelburgis und wies ihrem Sohn unmissverständlich die Tür zum hinteren Zimmer, durch die er gehorsam verschwand. »Den Kerl lass hochkommen.«
    »Es ist noch einer bei ihm, ein Seemann, zu seiner Sicherheit, glaube ich.« Elske rieb unauffällig Zeigefinger und Daumen aneinander.
    »Wozu erzählst du mir das? Verschwinde! Der Bewacher kann unten warten.«
    »Es hätte ja sein können, dass Ihr Vorsichtsmaßnahmen treffen möchtet, wenn ein Mann zugegen ist, der Zeugnis geben könnte.« Elske nickte mit verschnupfter Miene und stapfte die Treppe hinunter.
    Adelburgis schnaubte verächtlich. Ihre Planung war trotz neugieriger Magd immer noch ohne jeden Tadel, und Ratschläge brauchte sie nicht. Kurze Zeit später trat von Altkerke in ihr Zimmer.
     
    »Nun, was führt Euch her? In diesem Haus habt Ihr ja selten zu tun und seit neuestem gar nichts mehr«, sagte Adelburgis Puttfarcken schnippisch.
    Von Altkerke ließ sich mit der Antwort Zeit, während er die kostbar eingerichtete Kemenate betrachtete. Der Wandteppich mit frommen biblischen Stickereien war eines Klosters würdig und musste ein Vermögen gekostet haben. Dann wandte er sich der Hausfrau zu. Ihre Bemerkung interpretierte er so, dass sie nicht wusste, dass ihr Sohn kein Arzt war. »Umso mehr wundert es mich, dass Ihr Meisterin Taleke habt holen lassen«, sagte er schließlich.
    »Woher wollt Ihr das wissen?«
    »Ich habe mit ihr gesprochen.«
    »So? Davon weiß ich nichts. Vielleicht hat eine der Mägde sie nötig.« Sie zuckte die Schultern.
    »Ihr werdet doch nicht die Blattern im Gesindehaus haben?«
    »Die Blattern?« Frau Adelburgis’ Hochmut schlug auf der Stelle in Sorge um. »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Oh, sie verbreiten sich in der Stadt. Ungefähr seit der Rückkehr Eures Sohnes Nicolaus.«
    »Auch davon weiß ich nichts. Und was haben die Blattern schon mit meinem Sohn zu schaffen? Er hat sie als Kind gehabt und muss nicht gewarnt werden.«
    »So hat er Euch nichts davon erzählt, dass er seinen blatternkranken Freund behandelt hat? Der verstarb trotzdem.«
    »Welcher Freund?«
    »Der Älteste von Bürgermeister Cossebode.«
    »Ach, der. Sein Vater ist nur Schonenfahrer«, bemerkte sie abfällig.
    »Ihr scheint im Augenblick ungewöhnlich schlecht informiert zu sein, Frau Ratsherrin. Erteilt Ihr mir die Erlaubnis, mich bei Eurem Gesinde nach Taleke zu erkundigen?«
    »Nein, natürlich nicht«, fauchte Adelburgis. »Was erdreistet Ihr Euch! Sie ist nicht hier!«
     
    »Es hat nichts gebracht«, sagte unten von Altkerke zu Tideke. »Jetzt also doch zum Schütting! Wittenborch hat vielleicht mehr Einfluss auf die Familie.«
    Der Seemann erhob sich von dem Sack, auf dem er gesessen hatte, und klopfte sich den Staub vom Hosenboden. Beim Anblick der Magd, die bereitstand, sie hinauszulassen, sparte er sich jede Bemerkung, bis sie außer Hörweite waren.
    »Der Kaufmann lagert zu ebener Erde ausschließlich die teuren Waren, die in kleineren Gebinden verpackt sind. Der Sack mit Mandeln, auf dem ich saß, war schon der größte. Dann stellt er dort nur noch Tuchballen mit englischen und Hagenschen Laken, ein Ledersäckchen mit Safran und einen Timmer Hermelin zur Schau. Versteht Ihr?«
    »Nein. Was willst du damit sagen?«
    »Herr von Altkerke, ein Großkaufmann lebt nicht von diesen kostbaren Waren, die sind nur
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