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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck
Autoren: Kari Köster-Lösche
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sein Zubrot! Er muss ein Lager im Gewölbekeller haben, in dem er das gewöhnliche Zeug aufbewahrt, das viel Platz braucht: hüfthohe Fässer für Ingwer, Flachs, Papier, brusthohe für Talg, kopfhohe Fässer für Eichhörnchenfelle. So in der Art.«
    »Du weißt gut Bescheid. Und dieser Keller ist also in seinem Haus?«
    »Bei den Puttfarckens ist er es. Nach dort unten führt eine schwere Tür, die mit einem Schloss abgesichert ist, das auch für eine Kirchentür im Belagerungszustand taugen würde. Sie war abgeschlossen, ich habe es überprüft. Vor der Tür lag ein Häufchen Reiskörner, die aus irgendeinem Behälter herausgerieselt sind. Das Gewölbe wurde jedenfalls vor kurzem betreten.«
    »Donnerschlag! Du bist ja wirklich nicht auf den Kopf gefallen, Tideke! Du meinst also, Taleke könnte da unten eingesperrt sein?«
    »Es wäre eine Möglichkeit. Eler wird sie nicht am helllichten Tag irgendwohin gebracht haben, wo er sie abschlachten kann.«
    »Bald wird es dunkel«, murmelte von Altkerke alarmiert.
     
    Volrad Wittenborch machte sich daran, das Häuschen schnell, aber gründlich zu durchsuchen. Der vordere Raum war dürftig mit zwei Hockern, mit Trinkbechern und mehreren Zinntellern ausgestattet, auf der Herdstelle befand sich ein Kugeltopf mit einem Suppenrest, mit der halb verzehrten Pastete und einem Löffel.
    Der andere Raum wurde zum Schlafen benutzt, ein unordentlicher Haufen aus Decken und Fellen bedeckte ein breites Lager. An einem Pflock an der Wand hing ein Satz Kleidung, der gut zu einem Ratsherrensohn passen konnte. Daneben gab es an einem zweiten Pflock aber auch einfache Männerkleidung. Sollte Nicolaus tatsächlich wagen, zusammen mit einem Gefährten im Haus zu leben? Schriftstücke oder gar ledergebundene Bücher sah Volrad nicht. Grübelnd blieb er mitten im Raum stehen.
    Dann fiel ihm ein, dass Taleke vom Giebel gesprochen hatte, den er ja selbst von außen gesehen hatte. Dahinter musste der Dachboden liegen.
    Eine schmale Stiege führte nach oben. Der Raum war unbenutzt, abgesehen von einer kleinen Holztruhe mit beschnitztem Deckel.
    Sie war nicht verschlossen und enthielt ein beinernes Notizbüchlein, das man auffächern konnte, das jedoch unbeschrieben war. Außerdem fand Volrad ein dichtbeschriebenes Schriftstück, dessen Blätter ohne jede Sorgfalt zusammengeheftet waren, sowie ein durchsichtiges Federkielende, das mit einem ölgetränkten Stopfen verschlossen war und in dem sich schwarzer Staub befand. Was es mit dem Staub auf sich hatte, wusste Volrad nicht. Aber in dem Schriftstück fiel ihm das Wort Pest, das er von Taleke gehört hatte, in die Augen.
    Das war es, was er gesucht hatte. Nicolaus verließ sich also doch nicht allein auf sein Gedächtnis.
    Volrad musste so schnell wie möglich hier raus, bevor womöglich Nicolaus zurückkehrte! Unten wickelte er die Truhe in den dunklen Umhang, der am Pflock hing. Erst auf der Gasse wagte er wieder, richtig durchzuatmen, dann machte er sich eilends auf den Weg zum Schütting, um Gerlich Pape den Beweis vorzulegen.
     
    »Wir suchen Euch in der ganzen Stadt!«, rief von Altkerke erleichtert und hielt Wittenborch freundschaftlich am Ellbogen fest, als sie genau vor dem Zunfthaus zusammentrafen.
    »Schiffer, die Meisterin Taleke ist verschwunden«, fasste Tideke das Problem zusammen. »An der Seite von Elert, der als Mordbube bekannt ist.«
    »Frau Adelburgis will sie nicht gesehen haben. Euer aufmerksamer Tideke vermutet, dass sie im kaufmännischen Gewölbe der Puttfarckens eingesperrt ist.«
    Wittenborch fuhr zusammen. »Puttfarckens Gewölbe ist ein riesengroßer Raum mit mehreren Ellen dicken Wänden. Man könnte dort ein Schwein schlachten, ohne dass es oben gehört würde.«
    »Schiffer, so beeilt Euch!«, rief Tideke nervös. »Könnte sein, dass sie das Schlachtfest abhalten, sobald das Gesinde schlafengegangen ist. Und dann ab in ein leeres Fass und in die Trave gestoßen. Oder Elert bekommt den Auftrag, Frau Taleke mit einem Stein als Halsschmuck in einem Brunnen zu versenken.«
    Wittenborch übernahm sofort das Kommando. »Tideke, du kennst Gerlich Pape. Sag ihm, dass ich einen Beweis habe, er wird schon wissen wofür, und übergib ihm diese Truhe, er soll sie wegschließen. Außerdem soll er Seeleute alarmieren, so viele er auftreiben kann, und mit ihnen zum Haus der Puttfarckens kommen, mit allen Waffen, die sie haben. Und danach scheuchst du die drei ratsfähigen Schiffer auf, das sind Cossebode, …«
    »Ich weiß,
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