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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Wissenschaften, in deren Mittelpunkt die Lehren des griechischen Philosophen Aristoteles ( 384 – 322  v.u.Z.) standen, wurden abgelehnt. Jüngere Universitäten, wie zum Beispiel die von Toulouse, warben um Studenten mit dem Argument, dass dort die Bücher erklärt würden, die in Paris verboten seien.
    Auch die Organisation des Studiums war unterschiedlich. Zum Beispiel galt in Salerno (unter Kaiser Friedrich  II . zu Sizilien gehörend und arabisch beeinflusst) die Chirurgie als Teil des fünfjährigen Medizinstudiums. In allen übrigen europäischen Ländern – in denen der Papst als die Autorität in medizinischen Fragen galt – war für das Medizinstudium die niedere Weihe als Kleriker verpflichtend und die Ausübung der manuellen Heilkunde (Chirurgie) ausdrücklich verboten.
    Formal waren daher in Paris die Chirurgen Handwerker, ebenso wie die Bader, und unterstanden dem Präfekten von Paris, im Unterschied zu den Fakultäten (Theologie, Jura, Medizin, Freie Künste), die dem Kanzler von Notre-Dame unterstanden.
    Seit dem 10 . Jahrhundert standen die arabischen Wissenschaften, die auf den klassisch-griechischen Kenntnissen gründeten, in Blüte; medizinische Werke in arabischer Sprache wurden vor allem an den berühmten Hochschulen von Toledo und Cordoba in Spanien sowie der von Salerno in Süditalien ins Lateinische übersetzt.
    Einer der wichtigsten Ärzte und ärztlicher Schriftsteller des arabischen Raums war Abu Bekr Muhammed Ibn Zakarija ar-Razi, kurz Razes genannt, ein Perser, der um 900 eine Abhandlung über Pocken und Masern schrieb. Aus diesem Werk habe ich geschöpft (wobei ich mir die Freiheit genommen habe, schon 1307 eine Übersetzung ins Lateinische anzunehmen).
    Die Pocken als häufig tödliche Krankheit waren schon lange bekannt, in China vor unserer Zeitrechnung, später in den arabischsprachigen Ländern und offensichtlich auch in Europa. Ab dem 13 . Jahrhundert traten sie in Europa in epidemischer Form auf, besonders auffällig im 18 . Jahrhundert, dem »Jahrhundert der Pocken«.
    Der römische Philosoph und Naturforscher Seneca berichtete von Stecherbanden, die im Auftrag missliebige Personen mit Nadeln stachen, die daraufhin schnell starben. Medizinhistoriker gehen davon aus, dass es sich um die Infektion mit Pockenpustelstaub handelte.
    Aus ähnlichen Kenntnissen heraus entwickelten Chinesen und Türken eine Impfung mit echten Pockenviren, die gefährlich war, aber eine lebenslange Immunität gewährleistete. Vor allem ersparte sie Sklavinnen Pockennarben, die ihren Verkaufswert minderten.
    Ende des 18 . Jahrhunderts machte der schleswig-holsteinische Schullehrer Peter Plett die Erfahrung von vielen Melkmädchen publik, dass die Ansteckung mit harmlosen Kuhpocken vor den echten Pocken schütze (zehn Jahre später wurde der englische Arzt Jenner mit der gleichen Entdeckung weltberühmt). Dieses Motiv habe ich im Roman im Hinblick auf Taleke verwendet, die natürlich keinen gedanklichen Zusammenhang zwischen beiden Infektionen herstellen konnte.
     
    Kari Köster-Lösche
    Süderlügum, Frühjahr 2013

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Über Kari Köster-Lösche
    Kari Köster-Lösche, 1945 in Lübeck geboren, veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Bücher, bevor sie mit ihren historischen Romanen, darunter »Die Hakima« und »Die Pestheilerin«, ein begeistertes Publikum fand. Kari Köster-Lösche lebt als freie Schriftstellerin an der nordfriesischen Küste. Zuletzt erschien von ihr »Die sizilianische Heilerin« im Knaur Taschenbuch Verlag.

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Über dieses Buch
    Lübeck 1304. Als die junge Taleke die Gelegenheit erhält, mit einem jungen Medizinstudenten nach Paris zu gehen, nimmt sie das Angebot gerne an. An seiner Seite eignet sie sich medizinische Kenntnisse an - und schon bald kann sie den Menschen in ihrer Nachbarschaft helfen. Doch dann sterben einige ihrer Patienten an den Blattern, und Taleke, die des Schadenszaubers verdächtigt wird, flieht zurück nach Lübeck. Hier wird sie zu einer geschätzten Heilerin der Armen, deren Ruf sich schnell herumspricht. Doch dann erkranken auch hier die Menschen an den tödlichen Blattern. Und Taleke kommt einem ungeheuerlichen Komplott auf die Spur, der nur dazu angelegt ist, ihre Existenz zu zerstören …

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Impressum
    eBook-Ausgabe 2013
    Knaur eBook
    © 2013 Knaur Taschenbuch
    Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
    Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –
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