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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck
Autoren: Kari Köster-Lösche
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hat?«
    »Ja, aber das kann ich noch nicht beweisen. Es scheint, als hätte sie die Dirne Godele umbringen lassen, weil die etwas wusste, was sie nicht hätte wissen sollen. Godele hatte außerdem das Unglück, zugegen zu sein, als die Engelmacherin die Dirne Hedwig zu Tode behandelte. Und deren Tod hatte wiederum mit den Puttfarckens zu tun. Das jüngste Todesopfer ist eine adelige Dame aus Paris, die im Haus von Taleke erstochen wurde, wahrscheinlich eine Verwechslung mit Taleke, deren Kleider sie trug. Auch dieser Mord geht ziemlich sicher auf das Konto von Mutter oder Sohn Puttfarcken.«
    Pape hörte ihm staunend, aber ohne jeden Zweifel an seinen Ausführungen zu. »In meinen Augen hatte Adelburgis Puttfarcken schon immer zu viel Einfluss auf ihren Ehemann. Und wenn sich dann noch ihre Untaten gerüchteweise bei den Kaufleuten anderer Handelsstädte herumsprächen, wäre Lübeck als Knotenpunkt für den Handel zwischen Nord und Süd erledigt. Wer wird denn noch herkommen wollen, wenn es hier mit dem Recht drunter und drüber geht, insbesondere der vorsitzende Richter von seiner ehelichen Hagazussa beherrscht wird? Wir müssen Adelburgis schnellstmöglich das Handwerk legen!«
    »Ja. Werdet Ihr etwas unternehmen, während ich mich um Beweise für die Anschuldigungen kümmere?«
    »Ich werde auf der Stelle im Namen der Bergenfahrerkompagnie um eine Unterredung mit dem Bürgermeister und seinem Stellvertreter unter sechs Augen bitten. Ich bin selber im Besitz einiger Informationen, die sich nahtlos in Eure Kenntnisse einfügen lassen.«
    »Danke, Meister Pape«, sagte Wittenborch erleichtert. »Ich wusste, dass man sich auf Euch verlassen kann.«

Kapitel 29
    Bertram von Altkerke blickte Taleke und dem massigen Knecht im Regendunst nach, bis sie um eine Ecke gebogen und außer Sicht waren. Den Mann kannte er nicht, aber der Bursche hatte verteufelte Ähnlichkeit mit einem Gefangenenwärter, auch wenn Taleke nicht an ihn gefesselt war.
    Es war außerdem sehr unwahrscheinlich, dass Taleke sich freiwillig ausgerechnet in die Höhle des Löwen begeben würde, um eine völlig alltägliche Beschwerde zu behandeln. Irgendetwas stimmte da nicht.
    Nach kurzer Überlegung kam von Altkerke zu dem Schluss, dass er mit Wittenborch reden musste. Bestimmt konnte der Schiffer die verzwickte Angelegenheit besser beurteilen. Altkerke wusste, wo Wittenborch wohnte. Er eilte über den Koberg, um kurze Zeit später vor der Tür des Schiffers zu stehen. Sie war nicht verschlossen, aber kein Mensch hielt sich in den Räumen auf.
    Vielleicht war Wittenborch am Hafen. Sämtliche Seeleute pflegte es im Winter zu ihren stillgelegten Schiffen zu ziehen.
    Tatsächlich standen mehrere Männer müßig schwatzend bei den Koggen, an ihren einfachen Kleidern und den mit Stroh ausgestopften Holzpantinen als Seeleute zu erkennen. Wittenborch war nicht unter ihnen.
    Von Altkerke bemühte sich, sich seine Unruhe nicht anmerken zu lassen. Er grüßte höflich und erkundigte sich dann nach Tideke Gameratte. Diesen Namen hatte er mehrfach von Wittenborch gehört.
    »Unsere Ratte ist dahinten.« Einer zeigte mit dem Daumen zu einem Schiff, vor dem ein Mann die Festmacher überprüfte.
    Das passte gut. Er war allein. Von Altkerke schlenderte hin. »Ich muss ganz dringend Schiffer Wittenborch sprechen«, sagte er verhalten. »Wo kann ich ihn wohl finden? Ich bin der Stadtarzt.« Tideke war sehr krank gewesen, Altkerke sah es ihm an, auch ohne die frischen Pockennarben.
    »Ich habe von Euch gehört«, sagte Gameratte und stand etwas mühselig auf. »Wenn er nicht in seiner Wohnung ist, hält er sich möglicherweise im Schütting auf.«
    »Wo ist der?«, drängte von Altkerke.
    »Ich bringe Euch hin. Kommt mit.«
    »Es eilt. Schafft Ihr das?«
    »Was glaubt Ihr denn? Ich bin Seemann«, knurrte Tideke. Unterwegs warf er hin und wieder einen Seitenblick auf von Altkerke, der stumm die von Wasserrinnsalen durchzogene Gasse hügelan stieg. »Was liegt an?«, fragte er schließlich. »Oder könnt Ihr es mir nicht sagen?«
    Von Altkerke entschloss sich, offen zu sein. »Meisterin Taleke ist von einem Ochsen von Mann in das Haus des Ratsherrn Puttfarcken geholt worden. Ich fürchte, da stimmt was nicht.«
    »Wenn Eler jemanden abholt, stimmt nichts. Das ist vielmehr lebensgefährlich. Die Letzte, die er holte, war Godele«, sagte Tideke erschrocken.
    »Die Dirne?«
    »Ja, genau die.«
    »Nach ihr suchen wir, die ihr nichts Böses wollen, überall.«
    »Zwecklos. Sie
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