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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Autoren: Jules Verne
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an das Ufer zu klettern Die durch das Geräusch erschreckten Aale vertheidigen sich mittelst wiederholter Entladung ihrer natürlichen elektrischen Batterien; lange Zeit scheinen sie siegreich zu bleiben; einige Pferde unterliegen der Heftigkeit dieser Erschütterungen, die sie von allen Seiten an den lebenswichtigsten Organen erhalten, und ihrerseits erschreckt über die Kraft und die Anzahl dieser Schläge, werden sie allmählich gelähmt und verschwinden unter dem Wasser.
    Andere suchen schnaufend, mit aufrechtstehender Mähne, entsetzten Blicken und unter dem Ausdruck des empfindlichsten Schmerzes dem Schlachtfelde zu entkommen, doch treiben die Indianer sie unbarmherzig in das Wasser zurück. Nur sehr wenigen gelingt es dabei, die Wachsamkeit derselben zu täuschen, indem sie das Ufer erreichen und sich dort erschöpft in den Sand niederwerfen, da alle ihre Glieder von den elektrischen Berührungen der Gymnoten gelähmt sind…
    Ich erinnere mich nicht, jemals von einer Leydener Flasche einen so heftigen Schlag erhalten zu haben, als hier, wo ich unvorsichtiger Weise den Fuß auf einen, aus dem Wasser herausgekrochenen Gymnotes setzte.«
    Nach Bestimmung der astronomischen Lage von Calabozo, zogen Humboldt und Bonpland auf ihrem Wege längs des Orinoco weiter. Der Uritucu mit zahlreichen furchtbaren Krokodilen, und der Apure, einer der Nebenflüsse des Orinoco, dessen Ufer mit herrlicher, luxuriöser Vegetation, wie man es nur in den Tropen findet, bedeckt sind, wurden überschritten oder sie gingen längs derselben hin. Die Ufer dieses Flusses waren mit dichtem Gebüsch besetzt, und in diesem da und dort Gänge ausgebrochen, durch welche Bisamschweine, Tiger und andere wilde Thiere zur Stillung ihres Durstes an das Wasser gelangen konnten. Wenn die Nacht ihren Schleier über den Wald ausbreitet, hallt dieser, während er vorher gänzlich unbewohnt schien, von dem Brüllen, Schreien der Raubthiere und dem Gesange der Vögel wider, die mit einander zu wetteifern scheinen, wer den meisten Lärm machen könne.
    Hat der Uritucu seine gefräßigen Krokodile, so besitzt der Apure dafür einen kleinen Fisch, den »Carabito«, der Badende mit solcher Gier anfällt, daß er ihnen oft ziemlich große Stücke Fleisch ausreißt. Dieser, wenn auch nur vier bis fünf Zoll lange Fisch, ist fast noch mehr zu fürchten als das größte Krokodil. Deshalb wagen auch die Indianer nie in das von ihm besuchte Wasser zu tauchen, trotz ihrer Liebhaberei für das Baden und trotz des Bedürfnisses, das sie empfinden, ihre von Musquitos und Ameisen oft gräulich zerstochene Haut zu erfrischen. Die Reisenden gingen nun längs des Orinoco hinab bis zum Temi, der durch ein seichtes, wenig umfangreiches Stück Wasser mit dem Cano-Pimichin, einem Nebenflusse des Rio-Negro, in Verbindung steht.
    Der Temi überschwemmt die Wälder an seinen Ufern oft auf weite Strecken. Die Indianer eröffnen sich dann mitten durch die Bäume Wasserwege von kaum zwei Meter Breite. Es giebt nichts Merkwürdigeres und Imposanteres, als inmitten dieser riesigen Bäume unter üppigem Blätterdache dahinzufahren. Hier findet man auch, drei-bis vierhundert Meilen im Innern des Landes, ganze Gesellschaften von Süßwasser-Delphinen, welche ihre Strahlen von Wasser und comprimirter Luft emportreiben, wovon sie den Namen »Bläser« erhalten haben.
    Vier volle Tage waren nothwendig, die Canots vom Temi nach dem Cano-Pimichin zu befördern, wobei man sich erst mit dem Hackmesser einen Weg bahnen mußte.
    Der Pimichin fällt in den Rio-Negro, der selbst ein Nebenfluß des Amazonenstromes ist.
    Humboldt und Bonpland folgten nun dem Schwarzen Flusse bis San Carlos und fuhren dann den Casiquiare, einen mächtigen Arm des Orinoco hinauf, der die Verbindung des letzteren mit dem Rio-Negro darstellt. Die Ufer des Casiquiare sind von den Ydapaminores bewohnt, welche nichts als im Rauch getrocknete Ameisen verzehren.
    Endlich gingen die Reisenden den Orinoco hinauf bis nahe zu dessen Quellen am Fuße des Vulcans von Duida, wo sich die wilden Guaharibos und die sehr gewandten Bogenschützen, die Guaicas-Indianer, aufhielten. Hier findet man die berühmte Lagune von El Dorado, auf welcher sich einige Talk-Eilande spiegeln.
    Nun war also die Streitfrage über die Verbindung des Orinoco mit dem Marañon endgiltig gelöst und nachgewiesen, daß dieselbe an der Grenze der spanischen und portugiesischen Besitzungen, etwa zwei Grade über dem Aequator, statt habe.
    Die beiden Reisenden
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