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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Autoren: Jules Verne
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konnte.
    Einen Monat lang hielt er sich in dieser Hauptstadt auf und reiste dann nach Guayaquil, von wo aus er sich zur See nach Acapulco in Neu-Spanien begab. Die erstaunliche Menge von Beobachtungen, welche Humboldt während seines einjährigen Aufenthaltes in diesem Lande zusammenbrachte und die ihn veranlaßten, seine »Politisch-statistische Abhandlung über Neu-Spanien« herauszugeben, würde, wenn das nach dem, was wir über seine früheren Unternehmungen gesagt haben, noch nöthig wäre, den Beweis liefern, von welchem Wissensdrange er beseelt und mit welch’ unbezähmbarer Energie und unermüdlicher Arbeitskraft er begabt war.
    Er beschäftigte sich gleichzeitig mit den Alterthümern und der Geschichte Mexikos, studirte Charakter, Sitten und Sprache der Bewohner und stellte daneben noch naturhistorische, physikalische, chemische, astronomische und geographische Untersuchungen an.
    Die Bergwerke von Tasco, Moran und Guanajuato, welche jährlich mehrere Millionen Piaster liefern, erregten zunächst die Aufmerksamkeit Humboldts, dessen erste Studien ja die Geologie betrafen. Dann nimmt er den Vulcan von Jerullo in Augenschein, der am 29. September 1759, mitten in endloser Ebene, sechsunddreißig Meilen vom Meere und mehr als vierzig Meilen von jedem vulcanischen Herde entfernt, plötzlich aus der Erde hervorbrach und einen siebzehnhundert Fuß hohen Bergkegel von Asche und Schlacken bildete.
    In Mexiko fanden die beiden Reisenden alle Hilfsmittel, ihre ungeheuren Sammlungen zu ordnen, ihre Beobachtungen zu classificiren und die Vorarbeiten zu einem herauszugebenden geologischen Atlas zu vollenden.
    Diese Stadt verließen sie erst im Januar 1804, um den Ostabhang der Cordilleren kennen zu lernen und die beiden Riesenvulcane von Puebla zu messen.
    »Der Popocateptl, sagt Desborough Cooley, ist in beständiger Thätigkeit, obwohl sein Krater seit Jahrhunderten nichts als Rauch und Asche ausgeworfen hat. Er übertrifft alle Berge Europas an Höhe um zweitausend Fuß und ist selbst der höchste Berg Neu-Spaniens. Die eben gefallene große Menge Schnee verhinderte Humboldt nicht an einer Besteigung des Cofre, der den Pic von Teneriffa um dreitausend Faß überragt. Vom Gipfel dieses Berges genießt man eine ebenso ausgedehnte als wechselreiche Aussicht über die Ebene von Puebla bis zu dem Ostabhang der Cordilleren Mexikos, die mit dichten Wäldern von Ambrabäumen, baumartigem Strauchwerk und vielerlei Pflanzen bedeckt sind. Unsere Reisenden konnten auch den Hafen von Veracruz, die Burg Saint-Jean d’Ulloa’s und die Küste des Meeres erkennen.
    Dieser Berg verdankt seinen Namen ›Cofre‹ (der Koffer) einem nackten, pyramidenförmigen Felsen, der sich auf seinem Gipfel noch zu einer Höhe von vier-bis fünfhundert Fuß erhebt.«
    Nach diesem letzten Abstecher stieg Humboldt nach Veracruz hinab, entging glücklich dem damals wüthenden gelben Fieber, reiste von hier aus nach Habana, wo er im Jahre 1800 den werthvollsten Theil seiner Sammlungen zurückgelassen hatte, widmete in Philadelphia einige Wochen dem, nothwendiger Weise nur summarischen Studium der politischen Zustände in den Vereinigten Staaten und kehrte im August 1804 nach Europa zurück.
    Die Resultate der Reisen Humboldt’s waren so umfassender Natur, daß man diesen Heroen der Wissenschaften als den eigentlichen Entdecker des äquinoctialen Amerikas ansehen muß. Vor ihm beutete man dieses Land wohl aus, doch ohne es selbst zu kennen, und ganz unermeßliche Schätze desselben blieben völlig unbeachtet liegen. Man muß es laut verkündigen, daß noch kein Reisender die physische Geographie und alle damit verwandten Wissenschaften um eine so große Strecke vorwärts brachte, als Humboldt. In ihm ist der ausgebildete Typus des gelehrten Reisenden verkörpert.
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