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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Autoren: Jules Verne
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unaufhörlichen Geschrei Tausender umherflatternder Vögel dahineilt. Sechzig Fuß über jener Brücke findet man noch eine zweite von fünfzig Fuß Länge bei vierzig der Breite, deren Dicke in der Mitte acht Fuß nicht übersteigt. Die Eingebornen haben an ihrem Rande ein schwaches Geländer von Schilfrohr errichtet, von dem aus der Reisende die majestätische Scenerie unter seinen Füßen überschauen kann.
    Die unaufhörlichen Regen und andere Hindernisse hatten den Weg bis Quito recht beschwerlich gemacht. Humboldt und Bonpland rasteten hier indeß nicht länger, als sie nothwendig brauchten, um einmal auszuruhen, dann begaben sie sich wieder nach dem Thale der Magdalena und nach den prächtigen Wäldern, welche die Abhänge des Quindiu in den Central-Anden schmücken.
    Der Weg über diesen Berg wird als einer der schwierigsten der ganzen Kette betrachtet. Selbst während der günstigsten Jahreszeit braucht man nicht weniger als zwölf Tage, um seine Wälder zu durchwandern, in denen man keinem Menschen begegnet und nichts findet, was als Nahrung dienen könnte. Die höchste Spitze steigt zwölftausend Fuß über das Meer empor; der einzig gangbare Weg ist oft nicht über einen Fuß breit. Man passirt diese Stelle meist auf einem Stuhle festgebunden, den die Indianer wie ein Reff auf dem Rücken tragen.
    »Wir zogen es vor, zu Fuße zu gehen, sagt Humboldt, in einem Briefe an seinen Bruder, und da die Witterung sehr schön blieb, brauchten wir nur siebzehn Tage durch diese Einöde, wo keine Spuren darauf hindeuten, daß sie jemals bewohnt gewesen wäre. Man schläft hier in Hütten aus Blättern der Heliconia, die man deshalb eigens mitführt.
    Auf dem westlichen Abhange der Anden finden sich Sümpfe, in die man nicht selten bis zum Knie einsinkt. Jetzt schlug auch das Wetter um und es regnete Tag für Tag; die Stiefel verfaulten uns beim Gehen und wir kamen mit nackten und wunden Füßen, aber bereichert mit einer schönen Sammlung neuer Pflanzen in Carthago an.
    Von Carthago aus gingen wir über Buga nach Popayan durch das schöne Thal des Cauca-Flusses, zu unserer Seite immer die Berge von Choca und die Platinminen, welche diese enthalten.
    Den Monat November des Jahres 1801 verweilten wir in Popayan und suchten von da aus die Basaltberge von Julusuito und die Krater des Vulcans von Purace, welche mit schrecklichem Getöse schwefelwasserstoffhaltiges Wasser und die porphyritischen Granite von Pische auswerfen…
    Die größte zu besiegende Schwierigkeit stand uns nun noch zwischen Popayan und Quito bevor. Da mußten die Paramos de Pasto, und zwar während der eben begonnenen Regenzeit überschritten werden. ›Paramo‹ nannte man in den Anden die Oertlichkeiten, wo in einer Höhe von 1700 bis 2000 Toisen alle Vegetation aufhört und eine markdurchdringende Kälte herrscht. Um die Hitze im Thale von Patia zu vermeiden, wo man sich in einer Nacht ein Fieber holen kann, das drei bis vier Wochen andauert und unter dem Namen ›Calenturas de Patia‹ bekannt ist, überkletterten wir die Cordillere auf steilen Abhängen, um von Popayan nach Almager und von da nach Pasto, am Fuße eines furchtbaren Vulcans, zu gelangen…«
    Das ganze, oberhalb der Linie des Pflanzenwachsthums gelegene Gebiet von Pasto ist eine in Eis erstarrte Hochebene, umgeben von Vulcanen und Solfataren, welche ununterbrochen Rauchwirbel ausstoßen. Die Einwohner haben als Nahrung fast nur Pataten, und wenn ihnen diese ausgehen, müssen sie sich von einem, »Achupalla« genannten Zwergbaume zu sättigen suchen, den ihnen überdies die Bären der Anden streitig machen. Nachdem sie zwei volle Monate hindurch Tag und Nacht durchnäßt dahingezogen und nahe der Stadt Ibarra noch eine von Erderschütterungen begleitete Ueberschwemmung mit in den Kauf nehmen mußten, kamen Humboldt und Bonpland am 6. Januar 1802 in Quito an, wo sie der Marquis de Selva-Alegre mit herzlicher, glänzender Gastfreundschaft empfing.
    Die Stadt Quito selbst ist schön zu nennen; die schneidende Kälte aber und die kahlen Berge der Umgebung verleiden Jedem den Aufenthalt daselbst. Seit dem starken Erdbeben vom 4. Februar 1797 hatte die Temperatur hier merklich abgenommen, und Bouguer, der früher eine gewöhnliche Temperatur von fünfzehn und sechzehn Graden beobachtete, würde nicht wenig erstaunen, jetzt nur constant vier bis höchstens zehn Grad Réaumur anzutreffen. Der Cotopaxi, Pinchincha, Antisana und Ilinaça, lauter Riesenkamine eines und desselben unterirdischen
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