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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Autoren: Jules Verne
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Feuerherdes, wurden von den beiden Reisenden, welche auf jedem gegen vierzehn Tage verweilten, eingehend untersucht.
    Zweimal kam Humboldt bis an den Krater des Pinchincha, den, mit Ausnahme La Condamine’s, noch kein Mensch erblickt hatte.
    »Meinen ersten Ausflug, schreibt er, unternahm ich allein mit einem Indianer. Da sich Condamine dem Krater einst an dessen niedrigem, schneebedecktem Rande genähert, folgten wir beim ersten Versuche seiner Fährte. Dabei wären wir jedoch bald umgekommen. Der Indianer versank plötzlich bis an die Brust in eine Spalte, und wir überzeugten uns mit Entsetzen, daß wir auf einer Brücke von gefrorenem Schnee dahin gegangen waren, denn wenige Schritte von uns entfernt, befanden sich Oeffnungen in derselben, durch welche wir das Tageslicht darunter sehen konnten. Somit befanden wir uns unbewußt auf einer Art Wölbung, welche schon dem Krater selbst angehörte. Erschreckt, doch nicht entmuthigt, änderte ich meinen Plan. An dem Kraterrande springen nämlich drei Pics, drei Felsen ohne Schneedecke hervor, da die aus dem Vulcan aufsteigenden Gase dieselben immer wegschmelzen. Ich erklomm einen der Felsen und fand auf seinem Gipfel einen Stein, der, nur auf einer Seite festsitzend und auf der unteren ausgehöhlt, balkonartig über den Abgrund vorsprang. Dieser Stein maß freilich nur zwölf Fuß in der Länge auf sechs in der Breite und zitterte unter fortwährenden Erschütterungen, deren wir achtzehn in kaum dreißig Minuten zählten. Um den Grund des Kraters ordentlich besichtigen zu können, legten wir uns lang auf den Leib hin, und ich glaube nicht, daß die menschliche Einbildungskraft sich etwas Traurigeres, Düstereres und Entsetzlicheres vorzustellen vermag als das, was wir hier unter uns sahen. Die Vulcanöffnung bildet ein trichterförmiges Loch von etwa einer Meile Umfang, dessen oben steil abfallende Wände mit Schnee bedeckt sind. Im Innern herrscht tiefe Dunkelheit; der Schlund ist aber so groß, daß man in demselben die Gipfel mehrerer aus dem Grunde aufsteigender Berge wahrnehmen konnte, die bis etwa dreihundert Toisen unter uns heraufreichten; wer sagt nun, wie tief ihr Fuß eingebettet sein mochte?
    Ich glaube, daß der Kratergrund mit der Stadt Quito in gleichem Niveau liegen möge. La Condamine hatte den Vulcan für erloschen angesehen und mit Schnee bedeckt gefunden; wir mußten den Bewohnern Quitos leider die weniger angenehme Nachricht bringen, daß dieser unheimliche Nachbar noch heute in vollem Brande steht.«
    Auf dem Vulcan Antisana kam Humboldt bis 2773 Toisen hinauf, da drang den Reisenden aber das Blut aus den Lippen, Augen und dem Zahnfleische heraus und hinderte sie, noch höher zu steigen. Auch bis an den Kratermund des Cotopaxi vermochten sie unmöglich vorzudringen.
    Am 9. Juni 1802 brach Humboldt, immer in Begleitung Bonpland’s, von Quito auf, um den Chimborazo und den Tunguragua zu besuchen. Es gelang ihnen, sich dem Gipfel des ersten dieser Vulcane bis auf 250 Toisen zu nähern, doch zwangen sie dann dieselben Zufälle wie auf dem Antisana zur Umkehr. Der Gipfel des Tunguragua ist seit dem Erdbeben von 1797 zusammengebrochen, und seine von La Condamine auf 2620 Toisen bestimmte Höhe erreichte bei Humboldt’s Messungen nur noch 2531 Toisen.
    Von Quito aus begaben sich die Reisenden nach dem Amazonenstrome über Lactacunga, Hambato und Rio-Bameba, ein vom Erdbeben des Jahres 1797 arg verheertes Gebiet, in dem mehr als vierzigtausend Menschen unter Schlamm-und Wassermassen den Tod gefunden hatten. Beim Herabsteigen von den Anden konnten Humboldt und seine Begleiter noch die Ueberreste der Chaussee von Yega bewundern, welche, von Cusco nach Assuay führend, als »Inka-Straße« bezeichnet wird. Sie war durchweg aus behauenen Steinen hergestellt und sehr gut geebnet. Man glaubte wirklich, eine der schönsten altrömischen Straßen vor sich zu haben. In derselben Gegend finden sich die Palastruinen des Inka Tupayupangi, von denen schon La Condamine in den Berichten der Berliner Akademie eine Beschreibung lieferte.
    Nach zehntägigem Aufenthalte zu Cuenca wandte sich Humboldt nach dem Bezirke von Jaen, nahm eine Karte des Marañon bis zum Rio-Negro auf und erfüllte durch seine astronomischen Beobachtungen das von La Condamine’s Karte noch übrig gebliebene
Desideratum
vollständiger Verläßlichkeit. Am 23. October 1802 gelangte Humboldt nach Lima, wo er den Merkur-Durchgang durch die Sonnenscheibe unter den günstigsten Umständen beobachten
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