Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
ließen sich nun von der reißenden Strömung des Orinoco wieder hinabtreiben, mit der sie über fünfhundert Meilen in weniger als sechsundzwanzig Tagen zurücklegten, dann rasteten sie drei Wochen lang in Angostura, um die Zeit der größten Hitze und der herrschenden Fieber vorbei zu lassen, und gelangten endlich im October 1800 nach Cumana zurück.
    »Meine Gesundheit, schreibt Humboldt, widerstand den Strapazen einer Reise von über tausenddreihundert Meilen vortrefflich, mein armer Gefährte Bonpland aber wurde gleich nach der Rückkehr von einem mit Erbrechen verbundenen Fieber befallen, von dem er nur sehr langsam genas. Es bedurfte auch eines Organismus von ungewöhnlicher Spannkraft, um den Anstrengungen, Entbehrungen und fortwährenden Belästigungen zu widerstehen, denen Reisende in jenen mörderischen Gegenden ausgesetzt sind. Die Anzahl Derjenigen ist nicht groß, welche es ertragen können, stets von Tigern und Krokodilen umgeben zu sein, sich den Körper von den Stichen der Musquitos und Waldameisen durchlöchern zu lassen, drei Monate lang keine andere Nahrung zu haben als Wasser, Bananen, Fische und Manioc, das Land der erdessenden Ottomaquen zu durchwandern, und unter dem Aequator die Ufer des Casiquiare hinabzuziehen, wo man auf einer Strecke von hundertdreißig Meilen keinem menschlichen Wesen begegnet; noch geringer aber wird die Zahl Derjenigen ausfallen, welche, nachdem sie einen solchen Kampf siegreich bestanden, noch Muth und Kraft genug besitzen, ihn noch einmal zu wagen.«
    Wir haben gesehen, welche wichtige geographische Entdeckung die Ausdauer unserer Reisenden belohnte, die das ganze nördliche Land vom Amazonenstrom, zwischen Popayan und den Bergen von französisch Guyana durchmessen hatten. Auch die auf anderen Gebieten der Wissenschaft erzielten Erfolge waren ebenso zahlreich als neu. Humboldt hatte nachgewiesen, daß es unter den Indianern am Orinoco und Rio-Negro auffallend weiße Stämme giebt, die sich von denen der Küste sehr wesentlich unterscheiden. Ebenso lernte er den merkwürdigen Stamm der Ottomaquen näher kennen.
    »Dieses, durch seine den ganzen Körper entstellenden Malereien so häßliche Volk, sagt Humboldt, genießt, wenn der Orinoco Hochwasser hat und sie keine Schildkröten mehr finden können, drei Monate hindurch nichts, oder doch fast nichts als Thonerde. Es giebt Einzelne darunter, welche ein bis eineinhalb Pfund dieser Erde zu sich nehmen. Einige Mönche stellten zwar die Behauptung auf, sie vermischten dieselbe mit dem Fette aus Krokodilschwänzen; doch ist das ganz irrig. Wir haben dagegen bei den Ottomaquen Vorräthe von ganz reiner Erde gefunden, die sie verzehrten, während sie dieselbe nicht weiter als durch leichtes Rösten und Anfeuchten zubereiten.«
    Unter den denkwürdigsten Entdeckungen Humboldt’s ist auch die des »Curare« zu erwähnen, jenes heftigen Giftes, das er von den Catarapeniund Maquiritares-Indianern bereiten sah und von dem er eine Probe für das Institut mitbrachte, sowie des »Dapiche«, das etwa als ein bisher unbekannter Zustand des Gummi elasticum zu betrachten ist. Dasselbe besteht aus einem freiwillig aus den Wurzeln zweier Bäume, des »Jacio« und des »Curcuma«, abfließenden und auf der Erde eingetrockneten Milchsafte.
    Diese erste Reise Humboldt’s endigte übrigens mit der Erforschung der südlichen Theile von San Domingo und Jamaika und mit einem längeren Aufenthalte auf Cuba, wo die beiden Reisenden verschiedene Versuche zur Verbesserung der Fabrikation des Zuckers anstellten, die Küsten aufnahmen und astronomische Beobachtungen lieferten.
    Diese Arbeiten erlitten eine Unterbrechung durch die Anzeige der Abreise des Kapitän Baudin, der das Cap Horn umschiffen und die Küste von Chili und Peru aufnehmen wollte. Humboldt, der schon versprochen hatte, mit der Expedition zusammenzutreffen, reiste sofort von Cuba ab, um durch Mittelamerika zu gehen und sich zur Zeit des Eintreffens des französischen Seemannes an der Küste Perus zu befinden. Erst in Quito hörte Humboldt, daß Baudin, statt jene Route einzuhalten, vielmehr in den Pacifischen Ocean einfahren und das Cap der guten Hoffnung umsegeln wollte. Der berühmte Reisende hatte nun schon Alles dem Wunsche untergeordnet, zur richtigen Zeit an der Stelle zu sein, wo er Baudin zu finden hoffte.
    Im März 1801 landete Humboldt, immer in Begleitung des treuen Bonpland, in Carthagena, von wo aus er sich nach Santa Fe de Bogota und nachher in die Hochebene von Quito
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher