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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Autoren: Jules Verne
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Hierdurch erst wurden die Unterlagen zu der großen Karte von Frankreich gewonnen, welche mit Recht den Namen der Cassini’schen trägt.
    Schon die ersten Beobachtungen Cassini’s und de la Hire’s führten die beiden Astronomen dahin, die Grenzen Frankreichs als weit beschränkter zu bestimmen, als man jene bisher angenommen hatte.
    »Sie raubten dem Lande, sagt Desborough Cooley in seiner ›Geschichte der Reisen‹, mehrere Längengrade von der Küste der Bretagne bis zur Bai von Biscaya und rückten ebenso die Küste von Languedoc und der Provence um etwa einen halben Grad herein. Diese Veränderungen gaben Ludwig XIV. Gelegenheit zu einem hübschen Scherze, indem er bei der Begrüßung der heimgekehrten Akademiker wörtlich äußerte: ›Ich sehe mit Bedauern, meine Herren, daß Ihre Reise mir ein gutes Stück von meinem Reiche gekostet hat!‹
    Die Kartenzeichner hatten bisher übrigens auf die Berichtigungen der Astronomen kaum Rücksicht genommen. Schon in der Mitte des 17. Jahrhunderts verbesserten Peirese und Gassendi einen ›500 Meilen‹ betragenden Fehler der gewöhnlichen Karte des Mittelmeeres, welche die Entfernung zwischen Marseille und Alexandrien um ebensoviel zu hoch angab. Diese doch wahrlich nicht geringfügige Berichtigung wurde vollständig außer Acht gelassen, bis zu der Zeit, da der Hydrograph Jean Mathieu de Chazelles nach der Levante gesendet wurde, um das Gradbuch (Hafenbuch) des Mittelländischen Meeres herzustellen.
    Man hatte allgemein bemerkt, heißt es in den Sitzungsberichten der Akademie der Wissenschaften, daß die Karten alle die Ausdehnung der Landgebiete Europas, Afrikas und Amerikas zu groß angaben und den Pacifischen Ocean zwischen Asien und Amerika um ebensoviel zu klein darstellten. Diese Fehler veranlaßten denn auch mannigfache Irrthümer. Im Vertrauen auf ihre Karten täuschten sich z.B. die Lootsen bei der Reise de Chaumont’s, des Gesandten Ludwig’s XIV., nach Siam, sowohl bei der Hin-wie bei der Rückfahrt, und legten eine weit größere Strecke zurück, als sie glaubten. Auf der Fahrt vom Cap der Guten Hoffnung nach der Insel Java meinten sie, von der Sundastraße noch weit entfernt zu sein, während sie sich schon sechzig Meilen jenseits derselben befanden und bei günstigem Winde zwei Tage lang zurückfahren mußten, um in dieselbe einzulaufen; bei der Rückreise vom Cap der Guten Hoffnung nach Frankreich aber trafen sie auf die Insel Flores, das westlichste Eiland der Azoren, während sie fünfhundert Meilen östlich desselben zu segeln glaubten, und mußten dann noch zwölf Tage einen östlichen Kurs einhalten, um die Gestade Frankreichs zu erreichen.«
    Die Verbesserungen der Karte von Frankreich waren, wie oben erwähnt, ziemlich umfängliche. Man überzeugte sich, daß Perpignan und vorzüglich Collioures weit östlicher lagen, als man bisher annahm. Um eine deutliche Vorstellung hiervon zu gewinnen, genügt es, die dem ersten Theile des 7. Bandes der Memoiren der Akademie der Wissenschaften beigegebene Karte von Frankreich zu betrachten. Diese trägt den astronomischen Beobachtungen, von welchen wir oben sprachen, Rechnung, während das alte, im Jahre 1679 von Sanson veröffentlichte und untergedruckte Kartenbild die hinzugekommenen Veränderungen erkennen läßt.
     

    Karte von Frankreich. (Facsimile. Alter Kupferstich.) (S. 7.)
     
    Cassini sprach mit vollem Rechte öffentlich das Urtheil aus, daß die Kartographie nicht mehr auf der Höhe der Wissenschaft stehe. Sanson z.B. hatte noch blindlings die Längenbestimmungen des Ptolemäus beibehalten, ohne die Fortschritte der Astronomie irgendwie zu berücksichtigen. Seine Söhne und Enkel veranstalteten nur vervollständigte Ausgaben der alten Karten, und die übrigen Geographen folgten demselben Geleise. Erst Wilhelm Delisle entwarf neue Karten unter Benützung der modernen Errungenschaften und verwarf kurz entschlossen Alles, was vor ihm geleistet worden war. Sein Eifer trieb ihn so sehr, daß er die ganze Arbeit binnen fünfundzwanzig Jahren vollendete. Joseph Nikolaus, ein Bruder des Vorigen, lehrte inzwischen Astronomie in Rußland und lieferte Wilhelm zu dessen Karten sehr werthvolles Material. Gleichzeitig besuchte Delisle de la Coyère, der jüngste der drei Brüder, die Küsten des Eismeeres, bestimmte astronomisch die Lage der wichtigsten Punkte und ging dann mit auf Behring’s Schiff an Bord, kam aber bei Kamtschatka um’s Leben.
    Wenn sich alle drei Delisle verdient machten, so kommt
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