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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety
Autoren: Hilary Mantel
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Anmerkung der Autorin
     
    Dies ist ein Roman über die Französische Revolution. Fast alle Figuren, die darin vorkommen, haben wirklich existiert, und die Erzählung lehnt sich eng an die historischen Tatsachen an – sofern diese Tatsachen feststehen, was nur bedingt der Fall ist. Es handelt sich weder um einen Überblick noch um eine Gesamtdarstellung der Revolution. Im Mittelpunkt des Romans stehen die Vorgänge in Paris; was in den Provinzen geschah, wird nicht berücksichtigt, Militärisches nur in geringem Maße.
    Meine Hauptfiguren wurden erst durch die Revolution berühmt, über ihr früheres Leben weiß man nicht viel. Ich habe das vorhandene Wissen verwertet und ansonsten wohlbegründete Vermutungen angestellt.
    Diese Darstellung erhebt keinen Anspruch auf Objektivität. Ich habe versucht, die Welt durch die Augen meiner Protagonisten zu sehen, die ihre eigenen Meinungen und Vorurteile hatten. Wo möglich, habe ich ihre eigenen Worte – aus dokumentierten Reden und erhaltenen Schriftstücken – in meine Dialoge eingeflochten. Dabei habe ich mich von der Überzeugung leiten lassen, dass vieles, was schriftlich dokumentiert wird, vorher mündlich erprobt worden ist.
    Es gibt eine Figur in diesem Roman, die etwas rätselhaft erscheinen mag, weil sie eine zwar untergeordnete, aber recht eigene Rolle spielt. Über Jean-Paul Marat ist allseits bekannt, dass er von einem hübschen Mädchen im Bad erstochen wurde. Seines Todes können wir uns sicher sein, doch fast sein gesamtes restliches Leben lässt unterschiedliche Auslegungen zu. Dr. Marat war rund zwanzig Jahre älter als meine Hauptfiguren und hatte zu Beginn der Revolution bereits eine lange, interessante Laufbahn hinter sich. Sie ausführlicher zu behandeln hätte ein Ungleichgewicht in die Erzählung gebracht, weshalb ich ihm einige wenige, aber markante Gastauftritte eingeräumt habe. Ich habe vor, zu einem späteren Zeitpunkt über Dr. Marat zu schreiben. Ein solcher Roman würde die Auffassung von Geschichte, die ich hier vertrete, untergraben. Während meiner Arbeit an diesem Buch habe ich immer wieder darüber nachgedacht, was Geschichte eigentlich ist. Und man muss seinen Fall darlegen, bevor man dagegen argumentieren kann.
    Da die hier geschilderten Ereignisse ziemlich kompliziert sind, steht der Notwendigkeit der Veranschaulichung jene der Erklärung gegenüber. Wer einen Roman dieser Art schreibt, setzt sich den Kritteleien von Pedanten aus. Ich möchte an zwei Beispielen zeigen, wie ich versucht habe, die Dinge zu vereinfachen, ohne sie zu verfälschen.
    In meiner Darstellung des prärevolutionären Paris spreche ich von »der Polizei« bzw. »Polizeibeamten«. Das ist eine Vergröberung: Tatsächlich gab es mehrere verschiedene Ordnungsmächte. Doch es wäre lästig, wenn der Fluss der Erzählung immer wieder dadurch aufgehalten würde, dass bei jedem Aufstand erläutert wird, welche Ordnungsmacht gerade im Einsatz ist.
    Ein anderes, kleineres Detail: die Mahlzeiten. Der moderne Pariser nahm seine Hauptmahlzeit zwischen drei und fünf Uhr nachmittags ein und aß gegen zehn oder elf zu Abend. Wenn letztere Mahlzeit mit einer gewissen Förmlichkeit oder Feierlichkeit einherging, habe ich sie als Souper oder Diner bezeichnet. Im Allgemeinen bleiben die Personen in diesem Buch lange auf.
    Ich bin mir der Tatsache sehr bewusst, dass ein Roman eine Gemeinschaftsleistung ist, ein Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Autor oder Autorin und Leserschaft. Ich präsentiere hier meine eigene Version der Geschichte, doch die Fakten verändern sich je nach Betrachtung. Natürlich hatten meine Figuren nicht das Privileg, ihre Lage im Rückblick beurteilen zu können, sie lebten von einem Tag zum anderen, so gut sie eben konnten. Ich möchte niemanden dazu bringen, eine bestimmte Sichtweise zu übernehmen oder irgendwelche Lehren aus den geschilderten Ereignissen zu ziehen. Ich habe versucht, einen Roman zu schreiben, der den Lesern die Möglichkeit lässt, ihre Meinung zu ändern und ihre Sympathien zu verlagern: ein Buch, in dem man leben und denken kann. Man mag sich beim Lesen fragen, wie Fakt und Fiktion auseinanderzuhalten sind. Als grober Anhaltspunkt mag dienen: Was besonders unwahrscheinlich klingt, ist vermutlich wahr.

Personenverzeichnis
     
    Teil I
     
    IN GUISE:
     
    Jean-Nicolas Desmoulins, ein Anwalt
    Madeleine, seine Frau
    Camille, sein ältester Sohn (*1760)
    Elisabeth, seine Tochter
    Henriette, seine Tochter († im Alter von neun
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