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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Autoren: Jules Verne
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ausgenutzt und ein wenig trunken macht, werthvolle Nachrichten. Sie erfährt von dem Vorhandensein eines Flusses, der sich im Norden in der Nähe ausgiebiger Kupferminen in’s Meer ergießt, von denen die Indianer nach dem Fort Prince de Gallas reiche Proben gebracht hatten. Der Entschluß der Gesellschaft ist schnell gefaßt, und 1796 beauftragt sie Samuel Hearne mit der Leitung einer Forscher-Expedition dahin.
    Zu einer Reise in solch’ eisigen Gefilden, wo Proviant nur schwer zu erlangen ist und meist eine strenge Kälte herrscht, braucht man vor Allem abgehärtete Männer, nur eine kleine Zahl, aber solche, welche im Stande sind, die Strapazen eines beschwerlichen Marsches durch den Schnee und die Qualen des Hungers zu erdulden. So nahm Hearne auch nur zwei Weiße und einige verläßliche Indianer mit.
    Trotz der wunderbaren Geschicklichkeit dieser Führer, welche das Land nach allen Seiten kannten und mit der Gegend vertraut sind, geht der Mundvorrath bald zu Ende. Kaum zwei Meilen vom Fort Prince de Gallas verlassen die Indianer Hearne und seine zwei Begleiter, welche nun gezwungen sind, umzukehren.
    Der Führer des Unternehmens aber ist ein wetterfester Seemann und gewöhnt, Alles zu ertragen. Er wirst die Flinte nicht in’s Korn. Wenn man das erste Mal scheiterte, kann man deshalb nicht bei einem zweiten Unternehmen glücklicher sein?
    Im Februar 1770 begiebt sich Hearne zum zweiten Male in jene unbekannten Gegenden. Diesmal ist er allein mit fünf Indianern, denn er hat sich überzeugt, daß die Unfähigkeit der Weißen, starke Anstrengungen auszuhalten, bei den Wilden das Gefühl der Verachtung hervorruft. Schon ist er fünfhundert Meilen weit weg, da zwingt ihn die Unbill der Jahreszeit, Halt zu machen und eine mildere Temperatur abzuwarten. Jetzt kam eine schwere Zeit. Bald mit Ueberfluß an Wild, das man nicht verzehren konnte, doch häufiger ohne etwas zwischen die Zähne zu nehmen, gelegentlich sieben Tage lang gezwungen, altes Leder zu kauen, Knochen abzunagen, die man früher weggeworfen, oder auf Bäumen nach einigen Beeren, und auch das noch meist fruchtlos zu suchen, und endlich eine unbeschreibliche Kälte mit in den Kauf nehmen – das ist das Leben eines Entdeckers in jenen eisigen Regionen.
    Im Monat April bricht Hearne wieder auf, durchdringt die endlosen Wälder bis zum August und richtet sich ein, den Winter bei einem Indianerstamme zuzubringen, der ihn freundlich aufgenommen hat, als ein Zufall, bei dem er seinen Quadranten einbüßt, ihn zwingt, die Reise fortzusetzen.
    Weder Mangel, Elend noch Entbehrungen aller Art erschüttern den felsenfesten Muth Samuel Hearne’s. Er reist am 7. December wiederum ab, wandert unter dem 60. Breitengrade wieder nach Westen und findet da einen Fluß. Jetzt erbaut er ein Boot und fährt hinab auf jenem, der sich in eine unübersehbare Reihe größerer und kleinerer Seen verläuft. Am 13. Juli 1773 endlich erreicht er den Kupferminenfluß. Die ihn begleitenden Indianer befanden sich nun seit einigen Wochen auf einem oft von Eskimos besuchten Gebiet und gelobten sich, diese, wenn sie sie träfen, bis auf den letzten Mann niederzumetzeln.
    Die Gelegenheit hierzu sollte leider bald kommen.
    »Als sie einmal, sagte Haerne, alle Eskimos ruhig in ihren Zelten wußten, schlichen sich die Indianer aus einem Versteck hervor und fielen unversehens über die armen Kerle her; ich selbst war gezwungen, bei dem unmenschlichen Gemetzel neutral zu bleiben.
    Nach diesem scheußlichen Blutbade, fährt Hearne fort, setzten wir uns in’s Gras und verzehrten eine köstliche Mahlzeit von frischem Lachs.«
    An eben dieser Stelle verbreiterte sich der Fluß sehr bedeutend. Hatte der Reisende also wohl dessen Mündung erreicht? Noch enthielt er überall Süßwasser. Am Ufer zeigten sich jedoch gewisse Spuren von Ebbe und Fluth. Ganze Schaaren von Robben spielten in den Wellen. In den Zelten der Eskimos hatte man viele Walfischbarten gefunden. Alles deutete darauf hin, daß man hier das Meer vor sich habe. Hearne ergriff das Teleskop. Vor ihm breitet sich eine endlose, nur da und dort von kleinen Inseln unterbrochene Wasserfläche aus. Kein Zweifel, das ist das Meer.
    Am 30. Juni 1772 kehrte Hearne wieder nach einer Abwesenheit von nicht weniger als siebzehn Monaten nach den englischen Ansiedlungen zurück.
    Die Gesellschaft erkannte Hearne’s großartige Verdienste durch seine Ernennung zum Gouverneur des Fort von Gallas bereitwillig an. Bei seiner Expedition in die
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