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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Autoren: Jules Verne
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Forscher, sondern nur einen zerstreuten, stumpfsinnigen Gelangweilten, der jeden Augenblick das Hörrohr zur Hand nahm. Befriedigt durch die Anerkennung seiner Collegen, zu deren beredtem Dolmetscher sich de Buffon eines Tages machte (in der Antwort auf La Condamine’s Rede beim Eintritt in die französische Akademie), suchte und fand La Condamine einen Trost darin, Lieder zu componiren und bis zum Grabe, wohin sein schweres Leid ihm den Weg abkürzte, mit gleichem Eifer über alles Mögliche Beobachtungen anzustellen, selbst über den Schmerz, was ihn sogar veranlaßte, den Henker an Damien’s Schaffot noch darüber auszufragen.«
    Vor La Condamine hatten nur wenig Reisende Gelegenheit gehabt, in die unermeßlichen Gebiete Brasiliens einzudringen. Der gelehrte Forscher hoffte also, seine Reise besonders dadurch nutzbringend zu machen, daß er eine Karte des Flusses (Amazonenstromes) aufnahm und in einem noch so wenig besuchten Lande alle sich darbietenden Beobachtungen über die eigenthümlichen Sitten der Indianer sammelte.
    Seit der Zeit Orellana’s, dessen abenteuerliche Fahrt wir geschildert haben, war Pedro de Ursua im Jahre 1559 von dem Vicekönig von Peru zur Aufsuchung des Parima-Sees und des El Dorado ausgesendet worden. Er starb aber durch die Hand eines rebellischen Soldaten, der längst des Flusses Räubereien aller Art beging und zuletzt auf der Insel Trinidad geviertheilt wurde.
    Derartige Unternehmungen waren natürlich nicht geeignet, über den Lauf des Flusses besonderes Licht zu verbreiten. Die Spanier sollten darin glücklicher sein. In den Jahren 1636 und 1637 hatte Pedro de Terjeira den Amazonenstrom bis zu seinem Nebenarme, dem Napo, mit siebenundvierzig Booten und einer Abtheilung Spanier und Indianer befahren. Dann war er bis Coca, dreißig Meilen von. Quito, hinauf gewandert, welch’ letztere Stadt er mit noch einigen Begleitern besuchte. Im nächsten Jahre kehrte er auf dem nämlichen Wege nach Para in Begleitung zweier Jesuiten zurück, die einen Reisebericht herausgaben, der im Jahre 1682 übersetzt wurde.
    Die nach diesem Berichte von Sanson entworfene, von allen Geographen natürlich vertrauungsvoll copirte Karte litt zwar an sehr großen Mängeln, doch besaß man bis 1717 keine andere. Zu dieser Zeit wurde im zwölften Bande der »Gelehrten Briefe« – übrigens eine kostbare Sammlung, in der man eine überraschende Menge für die Geschichte und Geographie interessanter Nachrichten findet – die Copie einer von dem Pater Fritz, einem deutschen Missionär, gezeichneten Karte veröffentlicht. Man ersieht aus ihr, daß der Napo nicht den eigentlichen Quellenstrom des Amazonenstromes bildet, sondern daß der letztere als Marañon dreißig Meilen östlich von Lima aus dem Guanuco-See entspringt. Der Unterlauf des Flusses war minder gut gezeichnet, weil der Pater Fritz, als er diesen befuhr, zu krank war, um genau beobachten und messen zu können.
     

    Der Pongo von Manseriche. [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 490.)
     
    Von Tarqui, fünf Meilen von Cuenza aus, am 11. Mai 1743 abgereist, passirte Condamine zuerst Zaruma, eine früher wegen ihrer Goldminen berühmte Stadt, und überschritt mehrere Flüsse auf Brücken aus Schlinggewächsen, die sich von einem Ufer zum anderen spannten und einer riesigen Hängematte glichen. Dann kam er nach Loxa, vier Grade vom Aequator. Diese Stadt liegt hundert Toisen niedriger als Quito, was man auch an dem Unterschied der Temperatur daselbst leicht bemerkt. Die bewaldeten Berge hier erscheinen nur wie Hügel gegenüber den Riesen von Quito.
    Auf dem Wege von Loxa nach Jaen-de-Bracamoros überschreitet man die letzten Vorberge der Anden. In dieser Gegend regnet es das ganze Jahr hindurch beinahe täglich, und ist es nicht gerathen, einen längeren Aufenthalt zu nehmen. Das Land hat überhaupt seine frühere Blüthe gänzlich verloren; Loyala, Valladolid, Jaen, sowie die meisten Städte Perus, die vom Meere und der Hauptstraße von Carthagena nach Lima abseits liegen, waren nur noch kleine Flecken. Und doch ist die ganze Umgebung von Jaen bedeckt mit wilden Cocosbäumen, denen die Indianer freilich nicht mehr Aufmerksamkeit schenken als dem goldhaltigen Sande, den ihre Flüsse mitführen.
    La Condamine schiffte sich auf dem Chincipe ein, der an jener Stelle die Seine in Paris an Breite übertrifft, und fuhr denselben bis zu seiner Vereinigung mit dem Marañon hinab. Von diesem Punkte aus wird der Marañon selbst schiffbar, obwohl er noch häufig
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