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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5
Autoren: Hans J. Alpers
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Paul J. Nahin
Ein ruhiger, verregneter Nachmittag
A QUIET, RAINY AFTERNOON
     
    Der kleine Jackie Hawkins war ein verdammt aufgeweckter Bursche. Außerdem war er, wie die meisten kleinen Jungen, an Regentagen der Schrecken der Mutter. Mit ihrem Sohn im Haus eingeschlossen, entwickelten sich die Gefühle von Mrs. Hawkins zu ihrem Sohn von mütterlicher Liebe um acht Uhr morgens zu leichter Gereiztheit um zehn, und als die Zeiger der Uhr zum Himmel wiesen, waren sie durch einen intensiven Haß ersetzt worden.
    „Jackie, verschwinde aus der Küche! Alle zehn Minuten tauchst du hier auf und ißt irgend etwas. Du verdirbst dir nur den Appetit fürs Essen, und ich habe keine Lust, mir heute abend anzusehen, wie du das gute Essen verschwendest. Hörst du, was ich sage, Jackie?“
    „Ooch, Mutti, was soll ich denn sonst machen! Pete ist mit seinen Leuten weg, seine Tante besuchen, Doug ist erkältet, und die Mutter von Tom läßt ihn nicht spielen, bis es seinem Knöchel bessergeht.“
    „Was hat denn Tom?“ Mrs. Hawking fühlte sich frustriert. Die Kinder in der Nachbarschaft haben bei schlechtem Wetter immer etwas zu tun, dachte sie, aber wenn es mal schön ist und ich das Haus für mich haben will, dann kommt die ganze Meute von morgens bis abends und brüllt draußen herum, weil sie hereinkommen und mit Jackie spielen will. Wo sind sie denn, wenn man sie braucht?!
    „Er ist letzte Woche von einem Baum gefallen und hat ihn sich verstaucht. Ganz ordentlich geschwollen ist er jetzt!“
    „Das kann ich mir vorstellen“, gab seine Mutter zurück, „und er hat wahrscheinlich Glück gehabt, daß er sich nicht sein albernes Genick gebrochen hat. Einmal erwische ich dich auf einem Baum, Mr. Jackie Hawkins, und …“
    „Ja, ich weiß, Mutti, ich weiß. Das sagst du mir ja dauernd!.“
    Jackie kam in das Wohnzimmer, in dem seine Mutter mit einem offenen Buch auf dem Schoß saß. Sein mit Kekskrümeln gefüllter Mund und seine rhythmisch mahlenden Kiefer erinnerten Mrs. Hawkins an einen Zementmixer, und die Geräusche, die ihr Sohn von sich gab, trugen nichts dazu, diesen Eindruck zu stören.
    „ Wag es ja nicht, Krümel auf den Teppich fallen zu lassen – ich habe hier gerade gesaugt!“
    „Ach, Mutti, nichts gibt es zu tun !“ Jackie ließ sich auf das Sofa fallen und starrte mit finsterem Gesichtsausdruck aus dem Fenster. Der Regen kam mit einer Macht herunter, wie sie nur ein guter Frühlingssturm in Neu-England aufweist, und wie Jackie wohl wußte, bestand die große Wahrscheinlichkeit, daß der Regen den ganzen Rest des Tages und die Nacht dazu anhalten würde.
    „Wie ist es denn mit deinem neuen Freund Raymond, so hieß er doch?“
    Jackie schnitt eine Grimasse. „Ray und ich haben uns geprügelt. Das ist kein Freund von mir nicht mehr.“
    „Er ist nicht mehr mein Freund, nicht kein Freund nicht. Wie du dich ausdrückst, entsetzlich. Jetzt sag es noch mal richtig.“
    „Mensch, Mutti – er ist nicht mehr mein Freund. Ich gehe jetzt runter und gucke Fernsehen!“ Damit erhob sich Jackie schleppend vom Sofa, und seine Mutter beobachtete voller Erleichterung, wie er die Treppen hinunter verschwand, die zum Fernseh- und Spielzimmer im Keller führten.
    Jackie hatte eigentlich gar keine große Lust fernzusehen, aber alles war wirklich ziemlich langweilig. Er schaltete das Gerät an, ließ sich auf den Fußboden fallen und schaute mißmutig auf den Bildschirm. Nur so doofe alte Zeichentrickfilme! Er griff gerade nach dem Programmwählschalter, als sich der Horizontal-Synchronisationsgenerator ausgerechnet diesen Augenblick aussuchte, um seinen 17,5-Kilohertz-Oszillator durchbrennen zu lassen. Die unsynchronisierten Abtastlinien erzeugten auf der 25-Zoll-Röhre ein buntfleckiges Durcheinander.
    Jeder andere Junge in Jackies Viertel, oder sogar in der ganzen Stadt, hätte das Gerät angewidert ausgeschaltet. Ja ckie aber nicht. Er war ein verdammt aufgeweckter Junge, der sich von einem Mangel an Sachkenntnis nicht einschüchtern ließ. Während er die ständig wechselnden Muster beobachtete, die sich in grellen Farben auf dem Bildschirm formten, kam ihm die Erleuchtung, was er tun könnte, um den langweiligen Tag herumzubringen. Er würde den Farbfernseher reparieren.
    Er überlegte sich listig, daß seine Mutter wahrscheinlich nicht nach ihm sehen würde, solange er einigermaßen ruhig blieb und auf Fragen von ihr sofort reagierte. Damit blieben ihm fast vier Stunden, bis sein Vater von der Arbeit zurückkam.
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