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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Erste Abteilung:
Einleitung.
    Der Götterglaube der Germanen war ein Lichtkult, eine Verehrung der wohltätigen, dem Menschen segensreichen Mächte des Lichts, wie sie im Himmel, in der Sonne, den Gestirnen, dem Frühling oder Sommer gegenüber den schädlichen, unheimlichen Gewalten der Nacht, der Finsternis erschienen; auch Heiliges und Böses, Leben und Tod stellte sich ihnen als dieser Gegensatz von Licht und Finsternis dar.
    Diese Religion war nicht ausschliesslich den Germanen eigen, sondern ihnen gemein mit den übrigen Völkern der arischen (oder kaukasischen oder indo-europäischen) Rasse, zu welcher ausser den Germanen noch die Inder, Perser, Armenier, die Kelten, Gräko-Italiker und Letto-Slaven zählten; auch Sprache, Sitte, Recht war ursprünglich diesen Ariern gemeinsam gewesen, als sie noch ungeteilt in Westasien als Gruppen eines Volkes lebten; seitdem sie aber auseinander wanderten, traten auf allen diesen Gebieten unter den nun getrennten Völkern sehr erhebliche Abweichungen ein, auf welche Klima, Landesbeschaffenheit der neuen Wohnsitze, Berührungen mit andern Völkern grossen Einfluss übten.
    So ward z. B., wie Leben und Sitte, auch Recht und Religion der Inder völlig umgestaltet, nachdem dieses Volk von dem Indus hinweg in den erschlaffenden Himmelsstrich und die phantastische Natur des Ganges gewandert war.
    Und so wurden denn ohne Zweifel auch die religiösen Vorstellungen der Germanen sehr erheblich beeinflusst durch die Eindrücke, welche sie bei der Wanderung aus Asien nach dem Nordosten von Europa durch die grossartige, aber rauhe Natur der neuen Heimat empfingen. Ja, man darf annehmen, dass, wie der Volkscharakter, so auch die Religion der Nordgermanen oder Skandinavier (Dänen, Schweden, Norweger, später auch Isländer) durch die so starken Eindrücke der nordischen Natur und die hier notwendige, oft einsame und meist kampfreiche Lebensweise ganz wesentlich anders gestaltet und gefärbt wurde als die Anschauungen der Südgermanen, der späteren deutschen Völker, welche allmählich bis an und über Rhein und Donau nach Westen und Süden vordrangen und zwar auch das rauhe Leben eines Waldvolkes, aber doch unter ungleich milderem Himmelsstrich führten. Schon deshalb und schon hier muss daher ausgesprochen werden, dass man keineswegs die ganze nordgermanische skandinavische Götterwelt ohne weiteres auch bei den Südgermanen, den Deutschen, unverändert wieder anzutreffen voraussetzen darf. Die Grundanschauungen, ja auch die wichtigsten Götter und Göttinnen finden sich freilich, wie die Sprachvergleichung beweist, bei Nord- und Süd-Germanen übereinstimmend, wie ja vermöge der ursprünglichen arischen Gemeinschaft solche Übereinstimmung nicht nur unter den germanischen Völkern, sondern sogar unter Germanen, Griechen, Römern usw. besteht.
    So kehrt die Dreiheit der obersten Götter bei Griechen, Italikern, Germanen wieder:
 
Zeus
Hephaistos
Ares
 
Jupiter
Vulkan
Mars
altnordisch:
Odhinn
Thôrr
Tyr
althochdeutsch:
Wotan
Dinar
Ziu.
    Gleichwohl fehlt es auch hierbei nicht an Abweichungen; so führt bei Griechen und Italikern der oberste Gott den Blitzstrahl, den Donnerkeil, während bei Germanen und andern Ariern neben dem Götterkönig ein besonderer Gott des Gewitters steht, der dann wieder manche Züge mit Herakles-Herkules gemein hat, während der Feuergott Loki (Loge) sich mit Hephaistos-Vulkan berührt.
    Was nun die Quellen unsrer Kenntnis von dem Götterglauben unsrer Ahnen betrifft, so sind die leider sehr dürftig, dazu sehr ungleichartig, grossenteils späten Alters der Aufzeichnung (wenn auch nicht der Entstehung) und getrübt durch fremde Zusätze.
    Schriftliche Mitteilungen über den Glauben, von den Heiden selbst verfasst, hat es nie gegeben; denn die Germanen haben das Schreiben in unserm Sinn erst spät von Römern und Griechen gelernt; die heiligen "Runen", welche übrigens die Wissenschaft unsrer Tage als aus dem lateinischen Alphabet entlehnt oder ihm nachgebildet dargewiesen hat, dienten nicht zum Schreiben nach unsrer Weise, sondern für heilige Handlungen, für Losung, Befragung des Götterwillens, Zauber. – Unsre Kenntnis der griechischen und römischen Götterwelt wird in höchst anschaulicher, lebendiger Wirkung ergänzt und bereichert durch die zahlreichen Denkmäler der bildenden Kunst und des Kunsthandwerks, welche in Marmor, Erz, in Wandgemälden, auf Vasen, auf allerlei Gerät Bilder aus den Mythen oder Kulthandlungen darstellen; gar mancher dunkle
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