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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung
Autoren: Bernd Flessner
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ungehindert passieren. Als er über die Deichkrone fuhr, lag das Pilsumer Watt vor ihm. Es war Ebbe. Von Norden her kroch Dunst auf die Küste zu, Kiebitze, Regenpfeifer und Möwen intonierten die Begrüßung. Von der Laue lenkte ihn zu einem kleinen Parkplatz, auf dem einzig ein grauer Mercedes stand. Bis zum Watt waren es von hier aus nur ein paar Meter. Dort standen mehrere Kreier. Greven fiel ein, dass hier ab und zu Schlickschlittenrennen ausgetragen wurden. Von der Laue kniete auf einem der Kreier gute sechshundert Meter entfernt.
    „Legen Sie Ihre Waffe und den Koffer auf den Boden. Das rote Handy bringen Sie aber mit.“
    „In dem Koffer ist die Karte.“
    „Suchen Sie sich einen der Kreier aus und kommen Sie zu mir.“
    Das Watt bietet einer Krücke wenig Halt, und so dauerte es eine Weile, bis er auf einem Kreier kniete und sich in Bewegung setzen konnte. Sein Knie rebellierte gegen diese Art der Fortbewegung, doch es hatte keine Wahl.
    Von der Laues Kreier hatte mehrere Taschen und verschiedene Ausrüstungsgegenstände an Bord. Einen Spaten und ein Fotostativ konnte Greven erkennen. Der Historiker selbst sah so aus, als hätte ihn gerade der Zeitgeist überwältigt und einen Outdoor-Shop plündern lassen. Stiefel, Weste, Sonnenhut und Feldstecher ließen nur einen Schluss zu, und Greven warf einen Blick auf seine Uhr. Endlich stand er vor ihm. Von der Laue richtete wieder seine Waffe auf ihn.
    „Die Karte.“
    „Haben Sie etwa vor, sich jetzt noch auf die Suche zu machen?“
    „Was denken Sie denn. Dies ist meine letzte Chance. Und mit der Karte ist es eine echte Chance.“
    „Wissen Sie eigentlich, wann die Flut kommt?“
    „Weiß ich. Ist mir aber egal. Ich schaffe es bis dahin.“
    „Und meine Kollegen sind Ihnen längst auf den Fersen.“
    „Aber vorher werde ich die Stadt finden. Bei dem Wetter bin ich im Watt nicht leicht auszumachen. Gordum wird dann für immer mit meinem Namen verknüpft sein. Ich werde in jedem Geschichtsbuch stehen, zumindest in Europa.“
    „Aber als mehrfacher Mörder.“
    „Auch Schliemann war nicht zimperlich. Und jetzt geben Sie mir die Karte.“
    „Wenn Sie Mona freilassen.“
    „Sie geben mir die Karte, oder ich erschieße Sie und nehme sie mir.“
    „Die Karte ist im Koffer. Aber Sie können ihn nicht öffnen. Es ist ein präparierter Dokumentenkoffer. Ich habe ihn mir in der PI ausgeborgt. Wird die falsche Kombination eingestellt, vernichtet Säure in wenigen Sekunden den Inhalt. Also: Wo ist Mona?“
    „Sie bluffen.“
    „Bitte. Hier ist der Koffer. Versuchen Sie Ihr Glück.“
    Von der Laue betrachtete den Koffer, sah in Grevens Augen und zog schließlich das Walkie-Talkie aus einer der aufgesetzten Westentaschen. Zögernd reichte er es Greven.
    „Mona?“
    Ein kaum hörbares Stöhnen kroch aus dem Gerät: „Gerd?“
    „Wo ist sie?“
    „Im Kofferraum meines Autos. Gleich neben Ihrem. Und jetzt machen Sie den Koffer auf, aber so, dass ich den Inhalt sehen kann.“
    Greven drehte am Zahlenschloss und hielt von der Laue den Koffer entgegen. „Ehe ich es vergesse. Sollte sich Mona nicht in dem Kofferraum befinden oder ich nicht zu meinem Wagen zurückkehren, werden Sie auf der Stelle erschossen.“
    „Wohl kaum“, grinste von der Laue. „Sie haben keine Waffe. Und auf den Koffertrick falle ich nicht herein. Machen Sie ihn endlich auf.“
    „Schauen Sie zuerst auf meinen Wagen.“
    Von der Laue schüttelte grinsend den Kopf.
    „Schauen Sie!“
    Zögernd, sein Gegenüber nur kurz aus den Augen lassend, setzte er mit der linken Hand den Feldstecher an. Hinter dem weißen Passat stand ein schwarz gekleideter Mann mit vermummtem Gesicht. Nur Augen und Mund waren zu erkennen. In der Hand hielt er ein Gewehr mit einem überdimensionalen Zielfernrohr.
    „Was soll das, Greven? Ich hatte Ihnen doch ausdrücklich gesagt, keine Polizei!“
    „Das ist auch kein Polizist. Jedenfalls kein gewöhnlicher. Es ist ein guter Freund, der hier ganz in der Nähe wohnt. Er war übrigens lange Zeit der beste Scharfschütze in einem Sondereinsatzkommando, das zu leiten ich die Ehre hatte.“
    „Auf die Entfernung? Lächerlich.“
    „Auf die Entfernung schießt der einer Mücke die Eier ab. Sehen Sie sich das Gewehr genau an. Es ist ein modifiziertes Heckler & Koch PSG1 mit Laserzieloptik. Verschießt Stahlmantelgeschosse. Selbst tausend Meter sind da kein Problem. Hier ist die Karte.“
    Der Kofferdeckel sprang auf, und von der Laue ließ den Feldstecher sichtlich
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