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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung
Autoren: Bernd Flessner
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vierten nicht zurück, erst recht nicht, wenn er bereits auf die Klippen zusteuert, die seinen Untergang bedeuten.
    Sein Handy meldete sich. Es war Häring, der stürmisch drauflosplapperte.
    „Gerd, du wirst lachen. Von der Laues Alibis sind offenbar allesamt falsch. Der hat uns eiskalt belogen. Der hat uns einfach verarscht. Seine angeblichen Freunde in Osnabrück haben noch nie etwas von ihm gehört, und auf dem Kongress ist er auch nicht gewesen. Was sagst du nun?“
    Greven lachte nicht, und er sagte nichts.
    „Er muss doch gewusst haben, dass wir seine Angaben überprüfen? Warum …“
    „Um Zeit zu gewinnen“, antwortete Greven, „Zeit, um das Ruder doch noch herumzureißen und nicht an den Klippen zu zerschellen.“
    „Dann sollten wir ihn umgehend festnehmen. Sag mal, wo steckst du eigentlich? Endlich sind wir so weit, und du bist nicht da.“
    „Ich muss noch schnell eine andere wichtige Spur verfolgen, die ich übersehen habe. Warte also mit der Festnahme, bis ich zurück bin. Das kann ich mir nicht entgehen lassen. Nutzt die Zeit, um seine Alibis weiter zu demontieren. Alles muss hieb- und stichfest sein, wenn wir ihn dem Haftrichter vorführen. Abgesehen davon müssen wir ihm die Morde ja auch noch nachweisen. Und das wird keine leichte Aufgabe. Ich melde mich später wieder.“
    „Stimmt etwas nicht, Gerd?“
    „Alles o.k. Tschüss.“
    Er konnte Häring nicht einweihen. Nicht einmal ihn, vielmehr: ihn schon gar nicht. Häring würde sich kompromisslos an die Vorschriften halten, an alles, was er in der Ausbildung verabreicht bekommen hatte, würde bis Göttingen jeden Polizisten abziehen, den Bundesgrenzschutz alarmieren, die GSG 9, das Psychologenteam des BKA, sämtliche Notärzte Ostfrieslands, Hundestaffeln aus Hamburg anfordern, die SAR-Hubschrauber der Bundeswehr und die einsatzbereiten Seenotrettungskreuzer, die in der Deutschen Bucht stationiert waren. So ungefähr jedenfalls. Und eigentlich würde er damit ja auch korrekt handeln. Doch wenn von der Laue der Gegner war, für den Greven ihn hielt, würden Monas Chancen trotz dieses Aufgebots nicht steigen. Im Bewusstsein, vielleicht einen schweren Fehler zu begehen, entschied er sich für einen Alleingang. Wie oft hatte er in Seminaren seine zukünftigen Kollegen vor diesem Entschluss gewarnt. Zu Recht. Der letzte Alleingang hatte ihn sein rechtes Knie gekostet.
    Noch einmal kontrollierte er seine Dienstwaffe und verließ das Haus durch die Vordertür. Die Münze klimperte ohnehin in seiner Hosentasche, der Plan befand sich in seiner Brieftasche. Das rote Handy legte er neben sich auf den Beifahrersitz. Noch immer war das Display tot. Er vermutete, dass von der Laue es irgendwie außer Funktion gesetzt hatte, damit die Nummer nicht abzurufen war. Ohne Nummer war eine Ortung nicht möglich. Mit Sicherheit hatte er das Handy auch nicht auf seinen Namen angemeldet.
    Auf der Fahrt nach Georgsheil kämpfte Greven weiter gegen die noch immer aktiven Schuldgefühle. Warum war er nicht eher auf von der Laue gekommen? Weil der ein trockener Wissenschaftler war? Ein überheblicher Archivar? Den Grund sah er darin, dass ihm das Motiv noch immer nicht ganz klar war. Gordum. Kein Zweifel. Aber wollte von der Laue die Stadt nun finden oder aus der Geschichte katapultieren? Oder verfolgte er ein ganz anderes Ziel? Ein Ziel, das er nur erreichen konnte, wenn er in den Besitz der Münze und der Karte kam. So viel stand fest. Und beides waren Lebensversicherungen für Mona. Solange Greven diese Asservate besaß, würde von der Laue sie nicht anrühren.
    Die Beatles. Das rote Handy.
    „Ja?“
    „Marienhafe.“
    Greven bog in Georgsheil rechts ab und blieb somit auf der B 72. Erst jetzt bemerkte er, wie stark der Verkehr war. Auto reihte sich an Auto. Die Kennzeichen verrieten ihm, dass sich das Ruhrgebiet und der Süden der Republik auf dem Weg zu den Inseln und in die Krummhörn befanden.
    Wieder meldete sich von der Laue.
    „Upgant-Schott.“
    Was hatte er vor? Greven verließ die B 72 kurz vor Marienhafe und folgte einem Wohnmobil mit Essener Kennzeichen Richtung Krummhörn.
    „Greetsiel.“
    Greven fiel aus allen Wolken. Mit jedem anderen Ort hatte er inzwischen gerechnet, doch nicht mit seinem Heimatdorf, mit dem Ort, in dem von der Laue zwei Menschen ermordet hatte.
    Das Wohnmobil bog bei den Zwillingsmühlen rechts ab und steuerte den großen Parkplatz am Ortseingang an. Greven wartete auf den nächsten Anruf. Diesmal war er wohl schneller
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