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Die-Schnaeppchenjaegerin

Die-Schnaeppchenjaegerin

Titel: Die-Schnaeppchenjaegerin
Autoren: Sophie Kinsella
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    Okay. Keine Panik. Keine Panik. Das ist bloß eine VISA-Rechnung. Ein Stück Papier; ein paar Zahlen. Ich meine -ein paar lächerliche Zahlen. Nichts, wovor man Angst haben müsste.
    Ich blicke starr aus dem Bürofenster, beobachte einen Bus, der die Oxford Street hinunterfährt, und zwinge mich, den weißen Umschlag zu öffnen, der auf meinem chaotischen Schreibtisch liegt. Nichts weiter als ein Stück Papier, sage ich mir schon zum tausendsten Mal. Und ich bin schließlich nicht blöd, oder? Ich weiß genau, wie hoch diese VISA-Rechnung ausfällt.
    Ziemlich genau. Also, so ungefähr.
    Ungefähr... zweihundert Pfund. Dreihundert vielleicht. Ja, vielleicht dreihundert. Allerhöchstens dreihundertfünfzig.
    Ich schließe die Augen und fange an zu rechnen. Das Kostüm von Jigsaw. Abendessen mit Suze bei Quaglino’s. Und dann dieser geniale rotgelbe Teppich. Der hat allerdings zweihundert Pfund gekostet, jetzt, wo ich drüber nachdenke. Aber die war er auch wert. Ist von allen bewundert worden. Na ja, zumindest von Suze.
    Und das Jigsaw-Kostüm war im Angebot - 30 % reduziert. Da habe ich also im Grunde Geld gespart.
    Ich mache die Augen auf und greife nach der Rechnung. In dem Moment, in dem ich das Papier berühre, fallen mir die neuen Kontaktlinsen ein. Fünfundneunzig Pfund. Stolzes Sümmchen. Aber die musste ich nun wirklich kaufen. Oder sollte ich blind wie ein Maulwurf durch die Gegend laufen?
    Natürlich musste ich dafür aber auch neue Reinigungslösungen kaufen und ein hübsches Döschen und einen anti-allergischen Eye-Liner. Alles in allem war ich damit bei... vierhundert?
    Am Nachbarschreibtisch sieht Cläre Edwards von ihrer Post auf. Jeden Morgen sortiert sie alle ihre Briefe auf ordentliche Stapel, hält diese mit Gummibändern zusammen und steckt Zettelchen dran, auf denen steht »Sofort beantworten« oder »Nicht dringend, aber beantworten« oder Ähnliches. Ich kann Cläre Edwards nicht ausstehen.
    »Alles in Ordnung, Becky?«, fragt sie.
    »Ja, ja«, sage ich fröhlich. »Ich lese nur gerade einen Brief.«
    Beschwingt fasse ich in den Umschlag, doch ich ziehe die Rechnung nicht ganz heraus. Meine Finger erstarren förmlich, während ich mir - wie jeden Monat - nur noch eins sehnlichst wünsche.
    Soll ich Ihnen verraten, wovon ich heimlich träume? Das hat mit einer Verwechslungsgeschichte zu tun, die ich mal in der Zeitung gelesen habe. Ich fand die Geschichte so toll, dass ich den Bericht ausgeschnitten und mir an die Kleiderschranktür gehängt habe. Zwei Kreditkartenabrechnungen wurden jeweils dem falschen Empfänger zugeschickt, und -man stelle sich das mal vor! - beide haben die verkehrte Rechnung bezahlt, ohne die Verwechslung überhaupt zu bemerken! Sie haben die Rechnung des jeweils anderen bezahlt, ohne sie zu überprüfen.
    Seit ich diese Geschichte gelesen habe, habe ich diesen geheimen Traum, dass mir genau das Gleiche passiert. Irgendeine klapprige alte Dame in Cornwall bekommt meine enorme Rechnung zugeschickt und bezahlt sie, ohne sie sich genauer anzusehen. Und ich bekomme ihre Rechnung für drei Dosen Katzenfutter a £ 1,99 zugeschickt. Die ich selbstverständlich sofort bezahle. Da muss man schon fair bleiben.
    Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht sehe ich aus dem Fenster. Ich bin davon überzeugt, dass es diesen Monat so weit ist - mein Traum wird wahr. Aber als ich dann endlich unter Cläres neugierigem Blick die Rechnung aus dem Umschlag ziehe, reduziert sich das Grinsen zu einem Lächeln und verschwindet schließlich ganz. Irgendetwas schnürt mir die Kehle zu. Könnte Panik sein.
    Das Blatt Papier ist von oben bis unten schwarz bedruckt. Diverse bekannte Namen tanzen vor meinen Augen wie in einer Shopping Mall. Ich versuche, sie zu lesen, aber sie bewegen sich zu schnell. Thorntons, erhascht mein Blick. Thorntons Chocolates? Was zum Teufel hatte ich denn bei Thorntons Chocolates verloren? Ich war doch auf Diät. Diese Rechnung konnte einfach nicht stimmen. Das konnte nicht meine sein. Ich konnte nie und nimmer so viel Geld ausgegeben haben.
    Keine Panik!, ermahne ich mich innerlich. Panik bringt überhaupt nichts. Jetzt lies ganz langsam jeden einzelnen Posten durch, einen nach dem anderen. Ich atme tief ein und zwinge mich, die Rechnung ganz ruhig von oben nach unten durchzulesen.
    WH Smith (Genehmigt. Schreibwaren braucht schließlich jeder mal.)
    Boots (dito)
    Specsavers (lebensnotwendig)
    Oddbins (eine Flasche Wein - lebensnotwendig)
    Our Price (Our Price? Ach, ja.
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