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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung
Autoren: Bernd Flessner
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Abgesehen natürlich von der Nebenwirkung, dass der Entdecker einen festen Platz in den Geschichtsbüchern erhalten wird. Sagen wir, einen Ehrenplatz. Sein Name wird für alle Zeiten mit dem sensationellen Fund verbunden sein und in einem Atemzug genannt werden mit Schliemann, Heyerdahl, Champollion.“
    „Und dafür mussten drei Menschen sterben?“
    „Bedauerlich, zugegeben. Aber ich hatte einfach keine andere Wahl, auch wenn Sie es nicht verstehen. Sehen Sie, mein Lieber, ich habe fast fünfzehn Jahre investiert, um Gordum zu finden. Alle verfügbaren Informationen und Quellen habe ich gewissenhaft gesammelt, alle wichtigen Karten und Bücher jenen entrissen, die sie nicht zu schätzen wussten. Die Entdeckung Gordums hätte mir eine Professur eingebracht und mich davor bewahrt, in den Diensten der Ostfriesischen Landschaft intellektuell zu versauern. Nun, immerhin, bleibt mir die Unsterblichkeit meines Namens.“
    „Aber Sie sagten doch, Gordum sei nur ein Mythos?“
    „Sagte ich das? Pardon, das muss ein Versehen gewesen sein. Gordum existiert. Ohne jeden Zweifel.“
    „Und Harm Claasen hat es gefunden.“
    „Allerdings. Ich weiß nicht wie, aber dieser langhaarige Dilettant hat Gordum gefunden.“
    „Sie wissen es von Jacobs.“
    „Richtig, mein Lieber. Er hat mich gleich angerufen, nachdem ihm dieser Amateur die Münze gezeigt hat. Auch nach Ihrem Besuch hat er mich informiert.“
    „Und war sehr irritiert.“
    „Zu sehr. Er war kein Dummkopf, wissen Sie. Er kannte mein gesteigertes Interesse an Gordum.“
    „Fehlt noch Gesine Oltmanns.“
    „Aber in Kurzform. Langsam drängt die Zeit. Dieser Claasen hatte sie ins Vertrauen gezogen. Einen Tag nach Ihnen war sie bei mir und hat dieselben Fragen gestellt. Irgendwie hat Sie wohl gehofft, mit ein paar Informationen von mir die Stadt ebenfalls zu finden.“
    „Und Sie haben den selben Vortrag gehalten.“
    „Wieder richtig. Aber ich habe dabei wohl ein zu deutliches Interesse an dem gezeigt, was Claasen ihr verraten hat. Jedenfalls rief sie mich plötzlich an und verlangte Geld. Viel Geld. Angeblich, um den Kutter von diesem Penner wieder flott zu machen. Und jetzt die Karte bitte! Ich habe dringende Termine!“
    Greven kramte umständlich nach seiner Brieftasche, denn er wollte seine Waffe nicht preisgeben. Mit zwei Fingern zog er das gefaltete Stück Papier heraus und reichte es von der Laue, den Finger am Abzug.
    „Wo ist Mona?“
    „Erst die Karte!“
    Von der Laue riss sie ihm aus der halb ausstreckten Hand und schlug sie mit einer Hand auf. Doch diesmal wurde sein Gesicht nicht von einem Leuchten erfasst. Statt dessen fiel ihm die aristokratische Überheblichkeit aus der Miene, die cholerischrot anlief.
    „Ich hatte Ihnen doch ausdrücklich geraten, meine Intelligenz nicht zu beleidigen! Dies ist nicht die richtige Karte!“ Er knüllte das Blatt zusammen und ließ es fallen.
    Abrupte Leere. Greven stürzte in sie hinein. Wie durch eine Falltür, die sich plötzlich unter seinen Füßen auftat, in einen bodenlosen Abgrund. Mit allem hatte er gerechnet, nur damit nicht. Es war die Karte, die er in dem Plattencover gefunden hatte. Keine Fotokopie und keine eigene Zeichnung. Er konnte gar nicht zeichnen. Nicht einmal so eine Karte.
    „Aber … ich versichere Ihnen …!“
    „Lassen Sie doch den Quatsch! Ich habe den Kutter von Claasen gesehen, das haben Sie wohl vergessen. Vor allem die Karten, die er gezeichnet hat. Sehr begabt, der Mann. Ein Dilettant, aber begabt. Tolkien wäre begeistert gewesen. Und Sie wagen es, mir diese Kindergartenkritzelei als seine Karte unterzujubeln! Ich dachte, Sie wollen Ihre Freundin lebend wiedersehen?!“
    Noch immer stürzte er. Ein Boden war nicht in Sicht. Von der Laue sah auf seine Uhr, wurde unruhig, wippte mit dem Fuß. Mona! Mona! Mona! Mona! Greven suchte vergeblich nach einem Halt, konnte die Leere einfach nicht abschütteln.
    „Sie geben mir jetzt sofort die richtige Karte, oder sie stirbt!“
    „Sie … sie ist in Aurich. In der Polizeiinspektion“, stammelte Greven.
    Von der Laue kochte. „Dann fahren Sie hin und holen sie! Ich gebe Ihnen genau … sechzig Minuten!“
    „Das ist nicht zu schaffen!“
    „Länger kann ich nicht warten!“
    „Es ist nicht zu schaffen!“
    „Fünfundsiebzig Minuten. Dann ist es zu schaffen. Klemmen Sie Ihr Blaulicht aufs Dach und geben Sie Gas! Und sollte ich ein Polizeifahrzeug oder einen Hubschrauber sehen, und sollten Sie noch einmal versuchen, mich für
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