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Die Goldgräber-Bande

Die Goldgräber-Bande

Titel: Die Goldgräber-Bande
Autoren: Stefan Wolf
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Klirren.
Einbrecher?
    O Mann! Vorsichtig legte Karl
sein Stahlroß zu Boden. Was für eine Nacht! Ungewöhnlich dunkel, Gänsehaut vom
Film, Hinterhalt und jetzt das!
    Geduckt schob Karl sich an die
Büsche heran.
    Hinter ihnen verlief der Weg
vom Eingang zur Straße. Dort war dichte Hecke. Und eine Pforte. Garage und
Einfahrt befanden sich auf der anderen Seite der Villa. Ein Neben-Eingang aus
Stahl führte direkt in die Kfz-Unterkunft.
    „Sitzt fest, Dieter.“ Eine
Männerstimme, gedämpft, aber raunzig.
    Sind mehrere, dachte Karl.
Mindestens zwei. Au Backe!
    „Die Schraube — die sitzt noch
nicht.“ Das war Dieter. Seine Stimme klang kläffig. Außerdem sprach er zu laut.
Er schien sich sicher zu fühlen.
    Wird da die Tür aufgeschraubt?
Karl bog Zweige beiseite.
    Die Blätter raschelten, aber
der Regen war jetzt stärker und übertönte das Geräusch. Nur wenige Meter befand
sich der Gedächtniskünstler vom Eingang entfernt. Das Haus war sahnegelb
verputzt. Vor der hellen Mauer hoben sich die beiden Gestalten ab: ein Großer
und ein Stämmiger, der aber auch mehr als die Mindesthöhe hatte. Sie trugen
Mäntel und Hüte, nein, der Stämmige eine Schirmmütze.

    Beide hantierten mit
Schraubendreher, Zange und anderem Werkzeug.
    Aber es waren keine Einbrecher.
    Karl starrte verwundert.
    Handwerker? Gibt es Handwerker,
die um diese Zeit — fast Mitternacht — einen Auftrag erledigen? Wohl kaum.
    Karl war schon oft hier
gewesen, kannte den Fiedlerschen Eingang und auch den Briefkasten, der hier —
und nicht vorn an der Straße — seinen angestammten Platz hatte. Ein schöner
Briefkasten war das — sah aus wie Modell 1901: offenbar von einem Kunstschmied
gearbeitet, Gußeisen, olivfarben angepinselt, mit hübscher Klappe, Posthorn
oben drauf und einem Schloß, das meistens klemmte. Der Postkasten war etwas
größer als ein Schuhkarton — und lag jetzt auf dem Boden.
    Karls Augen, längst an die
Dunkelheit gewöhnt, sahen das deutlich.
    Der Briefkasten lag auf dem
Steinplatten-Weg. Und an der Mauer, wo sein Platz war, hing ein anderer: viel
größer — drei-, nein, fünfmal so groß!
    Ja, spinne ich? dachte Karl.
Sind die Fiedlers übergeschnappt? Wozu brauchen die so eine Riesenkiste? Sollen
da Pakete eingeworfen werden? Blödsinn! Ein Briefkasten ist ein Briefkasten,
und die Paket-Zusteller liefern an die Haustür.
    „Pst!“ raunzte der Große jetzt,
der nicht Dieter war.
    „Was ist?“ Der stämmige Dieter
kläffte so leise wie möglich.
    „Weiß nicht. Mir war so, als
hätte ich..
    „Behalt die Nerven, Charles!“
    Aber beide lauschten zur Straße
hin, wo nur der Regen auf die Fahrbahn pladderte und ansonsten nichts los war.
    Handwerker sind das also keine,
dachte Karl. Sondern Heimlichtuer im Schutze der Nacht. Aber was, zum Teufel,
hat das zu bedeuten: nächtlicher Briefkasten-Austausch?
    „Hab’ mich getäuscht“, meinte
Charles.
    Er steckte irgendwelches
Werkzeug in die Manteltasche und klopfte an den Briefkasten.
    Ding-dong — klang der hohl.
    „Das wär’s dann.“
    Dieter, der Stämmige, nahm den
alten Briefkasten vom Boden auf.
    Karl sah die ausholende
Bewegung, begriff aber nicht sofort, was der Typ vorhatte. Dann flog der
kleine, schöne, auf altgemachte Briefkasten über die Büsche. Karl erschrak. Zum
Ducken war’s zu spät. Doch das Behältnis schwirrte an ihm vorbei und fiel auf
den Rasen. Dumpfes Poltern — und aus.
    „Hähäh“, meinte Dieter. „Später
kann sich dieser Fiedler entscheiden: Behält er unseren oder nimmt er wieder
den alten? Dann sind wir längst über alle Berge — mit den Taschen voller
Knete.“
    „Unsinn!“ raunzte Charles.
„Natürlich sind wir dann noch hier. Dieser Coup sichert nur unser
Betriebskapital. Damit uns nicht die Puste ausgeht — finanziell. Bis Irene
alles abgewickelt hat — das braucht länger. Aber dann, Mann, sind wir wirklich
reich. Und können untertauchen.“
    Dieter brummte zustimmend. Sie
sammelten ein paar Schrauben auf und sockten zur Straße.
    Schritte, das Quietschen der
Pforte, Stimmengemurmel. Sie entfernten sich stadteinwärts. Kurz darauf wurde
ein Wagen gestartet.
    Also, dachte Karl, jetzt
verstehe ich überhaupt nichts mehr. Hier läuft ein heißes Ding. Aber was? Und
wie?
    Er holte sein Stahlroß.
    Dann stand er vor dem
Briefkasten.
    Der hatte ein Plastikfenster
auf seiner Blech-Vorderfront. Dahinter schimmerte weißes Papier, bzw. Karton.
Doch Karl konnte nicht lesen, was darauf stand.
    Als überzeugter
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