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Die Goldgräber-Bande

Die Goldgräber-Bande

Titel: Die Goldgräber-Bande
Autoren: Stefan Wolf
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Helm auf den Schädel. „Wir sammeln noch Post ein. Dort hinten
ist ein Kasten.“
    Er startete die Harikari. Beide
saßen auf. Der Motor wummerte. Die Kraft der Maschine schien sich auf die
beiden zu übertragen: durch die Sitzfläche bis hinauf in Brust und Gemüt. Sogar
Jos schlapper Rücken straffte sich etwas.
    Sie fuhren bis zum Ende der
Lindenhof-Allee, auch vorbei an der Vierstein-Villa, Licht brannte nur noch
hinter einem Fenster. Karls Zimmer. Der Gedächtniskünstler las über Gentechnik
und trank schluckweise Milch. Morgen konnte er ausschlafen. Morgen war Samstag.
    Ossi hielt bei einem gelben
Briefkasten der Bundespost, stellte den Motor ab. Jo grinste hinter der
Plastikmaske seines Helms. Ossi — ein toller Typ! Wie der das machte!
Geschickt, geschickt! An dem ging ein Schlosser verloren. Hatte das Handwerk
nie gelernt — konnte aber Schlüssel herstellen wie ein berufsmäßiger
Einbrecher. Nein, besser! Und zur Zeit hatte er sich auf Briefkästen
spezialisiert — nicht auf die an den Häusern, sondern auf jene gelben der Post.
Mit seinem Nachschlüssel öffnete er die, ohne irgendwas zu beschädigen. Briefe
suchte er sich aus. Dicke, die nicht nur freundliche Grüße enthielten, sondern
vermutlich auch Geld.
    Aber — diesmal war die Beute
spärlich.
    Ossi hatte den Briefkasten
geöffnet. Mager, mager.
    Vielleicht lag’s am Regen, oder
es war einfach ein schlechter Tag.
    Mißmutig sortierte er die
Postkarten aus — etwa 30 — und legte sie zurück.
    Die Briefe — ein rundes Dutzend
— stopfte er unter seine Lederjacke. Keiner war verheißungsvoll dick.
    „Nichts dabei?“ fragte Jo.
    „Ich seh’ zu Hause nach.“
    „Noch ein Kasten?“
    „Nee, das reicht.“ Er rieb die
Fäuste aneinander. „Ich hätte noch Lust auf Randale. Vielleicht finden wir ‘nen
Trabi zum Anzünden.“
    Sie fanden ihn. In einer
Seitenstraße parkte ein ostdeutscher Wagen.
    Ossi mochte diese Autos nicht.
Sie wären — technisch gesehen — aus der Steinzeit. Eine Beleidigung für jede
Straße, auf der sie fuhren. Für ihn war das Grund genug, die Fahrzeuge zu
zerstören. Er zerstörte auch Gartenlauben, Kioske, Vogelhäuschen und S- sowie
U-Bahn-Abteile.
    Es machte ihm besonderen Spaß,
wenn die Objekte seiner Zerstörungswut brannten.
    Wie heute.
    Während Jo aufpaßte, öffnete
Ossi den Einfüllstutzen des Tanks. Mit einem Schlauch saugte er Benzin ab. Es
lief unter den Wagen. Ossi riß ein Streichholz an.
    Als die beiden mit der Harikari
wegpreschten, brannte der Trabi lichterloh — und Sekunden später explodierte
der Tank.

    „Irre, was!“ brüllte Ossi in
den Fahrtwind.
    Jos blasse Grauaugen
leuchteten. „Mir ist was eingefallen, Ossi.“
    „Was?“
    „Wollen wir Knete machen?“
    „Blöde Frage. Was meinst du,
weshalb ich die Briefkästen ausleere?“
    „Richtig dicke Knete, meine
ich. Wertvollen Familienschmuck. Wenn wir den verkaufen, schwimmen wir im
Geld.“
    „Wessen Schmuck?“
    „Meine Oma hat noch sehr schöne
Stücke. Aber nicht mehr lange. Sie will sich davon trennen. Und das Geld, das
sie für den Verkauf kriegt, will sie spenden. Für Waisenhäuser, glaube ich.
Idiotisch! Wir hätten bessere Verwendung.“
    „Mann!“ brüllte Ossi. „Und das
fällt dir erst jetzt ein.“
    „Naja, einfach wird’s nicht.
Oma Bettina darf mich nicht erkennen. Dich auch nicht. Sie weiß, daß wir
befreundet sind. Einen schlauen Plan müssen wir uns basteln.“
    Am besten gelang das beim Bier.
Also fuhren sie zu ihrer Stammkneipe und stellten sich dort an die Theke, wo
sie — umgeben von lallenden Schnapstrinkern — über ihrem Vorhaben brüteten.

3. Oma Unken im halben Haus
     
    „Also“, sagte Klößchen, „wenn
Bettina von Unken 65 Jahre jünger wäre, könnte ich mich in sie verlieben.
Tatsache! Aber mit ihren 78 Jahren taugt die Dame leider nur zur Oma und nicht zu meiner Herzallerliebsten.“
    „Vielleicht hat sie noch ein
Foto aus ihrer Mädchenzeit“, sagte Tim. „Wenn du Männchen machst, schenkt sie’s
dir. Gerahmt über deinem Bett — und du hast was zum Anschmachten. Willi, nun
beeil dich doch endlich! Seit fünf Minuten ziehst du deinen linken Turnschuh
an.“
    „Weil immer wieder das
Schnürband reißt. Ich hab’ jetzt mehr Knoten als Band, und die passen nicht
durch die Löcher.“ Tim schloß das Fenster. „Nimm andere Turnschuhe! Hast doch
sechs Paar.“
    „Sieben. Aber da sehen die
Schnürbänder genauso aus.“ Tim seufzte, hockte sich auf die Tischkante
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